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Rachedurst

Rachedurst

Titel: Rachedurst Kostenlos Bücher Online Lesen
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lebten nun mal im selben County, und es gab Kinder und Enkel – darum konnten sie sich nicht völlig aus dem Weg gehen. Aber sie versuchten es, so gut es ging.
    ***
    Â»Und wo sind die Wapitiköpfe?«, fragte Missy und sah Marybeth über den Rand ihrer Tasse hin an.
    Â»Joe hat sie im Wald verscharrt. Ich denke, er hat sich ihretwegen geschämt.«
    Â»Du kannst dir nicht vorstellen, was die Leute in der Stadt reden«, sagte Missy. »Sie haben die Wapitis geliebt und begreifen nicht, wie jemand sie direkt vor der Nase unseres Jagdaufsehers erschießen konnte.«
    Â»Mom, Joes Bezirk ist fast viertausend Quadratkilometer groß – er kann nicht überall sein.«
    Â»Trotzdem … «, seufzte Missy, und dieses eine Wort schien eine Weile in der Luft zu hängen wie ein übler Geruch. Dann beugte sie sich verschwörerisch zu ihrer Tochter vor. »Ich kann mir nicht helfen, aber ich denke, das hat mit der Lage auf der Thunderhead Ranch zu tun. Dein Mann muss eine der beiden Seiten verärgert haben.«
    Wenn sie wieder etwas an ihm zu kritteln hatte, sagte Missy nicht »Joe«, sondern »dein Mann« .
    Â»Ich schätze, er hat Hank verärgert«, fuhr sie fort. »Der wäre zu so etwas fähig. Er soll einen Haufen Schläger angeheuert haben, die die Drecksarbeit für ihn erledigen. Arlen kenne ich recht gut, und der ist im Herzen anständig, wirklich anständig. Schließlich ist er Fraktionsvorsitzender im Senat in Cheyenne! Und wir sitzen gemeinsam im Verwaltungsrat der Bibliothek.«
    Â»Ich weiß.« Marybeth sah weg.
    Â»Sag das nicht so. Ich habe mich mehrmals lange mit Arlen unterhalten.«
    Â»Mom – Joe und ich leben jetzt seit sechs Jahren hier und wissen bei Weitem nicht alles über die Geschichte der Scarletts hier in diesem Tal; und wirklich verstehen können das nur die, die in dieser Gegend aufgewachsen sind. Man muss einfach zu viel wissen. Und du hältst dich nach zweieinhalb Jahren im Twelve Sleep County schon für eine richtige Expertin?«
    Missy hob die Brauen und bekam schmale Augen. Ihr puppenhaftes Gesicht täuschte über ihr wahres Alter hinweg. Die Überheblichkeit in ihrer Miene straffte es nur noch mehr. Marybeth hoffte, diesen Gesichtsausdruck nicht von ihrer Mutter geerbt zu haben.
    Â»Einige von uns sind eben imstande, den Dingen rasch auf den Grund zu gehen.« Ihr Blick wanderte zu Joes kleinem Büro, und mit eisiger Stimme setzte sie hinzu: »Und andere nicht.«
    ***
    Sheridan kam mit ihrem Mathebuch und einem Arbeitsblatt in die Küche und bat Marybeth um Hilfe.
    Â»Mich darfst du nicht fragen«, verkündete Missy und führte ihre Tasse mit beiden Händen zum Mund. »Bei Mathe verstehe ich nur Bahnhof.«
    Â»Darum frag ich ja Mom«, erwiderte sie schroff.
    ***
    Sheridan kehrte mit ihren Hausaufgaben in ihr Zimmer zurück und schloss die Tür. In der langen Pause, die nun folgte, spürte Marybeth, wie ihre Mutter sie mit ihrer tiefsinnigsten und besorgtesten Miene taxierte, dem Gesichtsausdruck, der stets grässlichen Behauptungen vorausging. Sie hoffte, auch diesen Gesichtsausdruck nicht mit ihrer Mutter gemein zu haben.
    Â»Ich denke dabei nur an die Kinder, wenn ich das nun sage«, erklärte Missy. »Versteh mich also nicht falsch.«
    Marybeth wappnete sich innerlich. Der Ton, den ihre Mutter angeschlagen hatte, verriet ihr, was kommen würde.
    Â»Aber angesichts all der toten Tiere und abgetrennten Köpfe und da der Täter offenbar kommen und gehen kann, wie es ihm beliebt, möchte ich zum Wohle deiner Kinder und meiner Enkelkinder ganz entschieden empfehlen, dass ihr eure Sachen packt und für eine Weile zu mir auf die Ranch zieht.«
    Marybeth schwieg.
    Missy stellte ihre Tasse ab, beugte sich vor und strich ihr über die Hand. »Schatz, mir wäre lieber, ich müsste dir das nicht sagen, aber wenn du hier bleibst, bringst du deine Kinder in Gefahr. Offensichtlich kann dein Mann kaum etwas gegen diese Vorkommnisse tun. Wer auch immer dafür verantwortlich ist, kennt keine Skrupel, seine Schandtaten im wahrsten Sinne des Wortes direkt vor eurer Haustür zu verüben. Was passiert, wenn es schlimmer wird? Wenn der Täter noch brutaler wird? Kannst du damit leben?«
    Marybeth seufzte und wollte schon etwas sagen, ließ es aber. Ihre Mutter hatte ja recht, und sie selbst hatte schon darüber nachgedacht.
    Â»Ich

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