Rachedurst
Frage. Die Frage kommt erst noch.«
Bei diesen Worten lieà er das Seitenfenster herunter und rief einer Frau, die Einkäufe vom Wagen zur Haustür trug, zu: »Brauchen Sie Hilfe? Ich schick Ihnen einen Polizisten!«
Sie wandte sich lächelnd um. »Nicht nötig, Gouverneur.«
»Ich kann Ihnen auch selbst zur Hand gehen. Haben Sie noch was im Wagen?«
»Nein.«
»Ganz sicher, dass Sie zurechtkommen?«
»Aber ja.«
»Dann einen schönen Tag, Maâam.«
Er fuhr das Fenster wieder hoch. »Wie ich es genieÃe, Gouverneur zu sein! Aber wo waren wir stehen geblieben?«
Joe wies auf die Digitaluhr am Armaturenbrett. »Wir sollten umkehren.«
»Stimmt«, pflichtete Rulon ihm bei.
Und er hielt mitten auf der StraÃe, wendete in drei Zügen und raste auf der HauptstraÃe zum Museum zurück.
»Das war ein unerlaubtes Manöver«, bemerkte Joe.
»Na und?«, fragte Rulon achselzuckend und pulte in den Zähnen. »Ich bin der Gouverneur.«
***
Auf dem Parkplatz hielt Rulon neben Joes Pick-up.
»Klapperkiste«, sagte er mit Blick auf den Wagen. » Den hat man Ihnen als Dienstwagen gegeben? Eine Schande ist das.«
»Mein Letzter ist in Flammen aufgegangen«, gab Joe zurück und hoffte, nichts erklären zu müssen.
Rulon lächelte. »Davon hab ich gehört. Ha! Und dass Sie Smoke Van Horn bei einem Schusswechsel getötet haben.«
Joe zögerte, die Tür zu öffnen. »Sie sagten, Sie haben eine Frage an mich.«
Rulon nickte, und sein Auftreten veränderte sich. Er war plötzlich ernst, und seine Augen wurden schmal, als taxierte er Joe zum ersten Mal.
»Ich habe Ihren beruflichen Werdegang verfolgt.«
»Wirklich?« Joe war aufrichtig erstaunt.
Rulon nickte. »Es fasziniert mich unendlich, welche Leute im ganzen Staat für mich tätig sind. Ich bin immerhin der gröÃte Arbeitgeber von Wyoming. Wenn ich also etwas AuÃergewöhnliches sehe und höre, häng ich mich dran.«
Worauf wollte Rulon bloà hinaus? Joe warf Marybeth auf der Rückbank einen raschen Blick zu, den sie erwiderte.
»Hier also die Frage«, sagte der Gouverneur. »Wenn Sie mich dabei erwischen würden, ohne Genehmigung zu angeln, was würden Sie dann tun?«
Joe stockte kurz. »Ich würde Sie anzeigen.«
Rulons Miene zuckte. »Das würden Sie tun? Obwohl Sie wissen, wer ich bin? Obwohl Sie wissen, dass ich Sie einfach so abservieren kann?« Er schnippte einen imaginären Krümel von seiner Manschette.
Joe nickte.
»Also dann raus«, sagte der Gouverneur unvermittelt. »Ich muss den anderen Leuten hier Hallo sagen.«
Joe zögerte. Das war alles?
»Na los. Wir kommen zu spät.«
»Freut mich, Sie kennengelernt zu haben«, sagte Joe und glitt aus dem Wagen.
»Sie haben wirklich eine reizende Ehefrau«, erwiderte Rulon.
***
Joe und Marybeth kehrten an ihre Plätze zurück.
Missy hatte sie erwartet und wandte sich zu ihnen um.
»Was war denn das ?«, wollte sie wissen.
Joe und seine Frau sahen sich an.
»Keine Ahnung«, sagte Marybeth. »Aber ich bin plötzlich unheimlich erschöpft.«
***
Zehn Minuten vor der feierlichen Eröffnung rumpelte ein verdreckter Pick-up auf den Parkplatz und spie Hank aus. Am Steuer saà Bill Monroe.
»Da ist er«, sagte Joe zu Marybeth, setzte sich auf und wies auf den Fahrer. »Der fährt hier einfach so in der Gegend herum. Der hat keine Angst vor McLanahan und keine Angst vor mir.«
»Das ist Bill Monroe? Warum kommt er mir nur so bekannt vor?«
Joe schnaubte. »Das hab ich mich auch gefragt. Aber wir haben ihn bestimmt nie kennengelernt und sind ihm auch nicht zufällig begegnet.«
»Trotzdem, der hat irgendetwas an sich ⦠« Joe wusste, dass sie recht hatte, und wartete, ob sie sich nicht doch erinnern würde, wo sie ihn gesehen hatte. In solchen Dingen war sie gut.
Als der Pick-up davonfuhr, hielt Joe nach Sheriff McLanahan Ausschau und entdeckte ihn neben dem Podest, wo er mit einigen Ranchern aufs Hanks Seite darüber sprach, wie hoch die Luzerne auf den Feldern schon stand.
Joe erhob sich und ging zu ihm. »Hey, Sheriff.«
McLanahan sah auf, ohne das Kinn zu heben.
»Haben Sie gesehen, wer den Pick-up gefahren hat? Bill Monroe. Sollten Sie nach dem nicht fahnden? Gibt es keinen Haftbefehl gegen ihn? Das war er
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