Racheengel der Vampire - Sehnsucht
geschnappt haben“, flüsterte Konga ihr zu.
„Wozu sollte das gut sein? Du warst doch sicher dabei“, zischte sie zurück.
„Nein, war ich nicht und wenn, dann hätte ich die bösen Typen erledigt und dich beschützt. Ich mag es nämlich gar nicht, wenn Kinder in Gefahr sind.“
Ach! Missmutig, weil der winzige Funke Vertrauen jäh entschwand, zog Joyce die Brauen zusammen. Kinder? Sie war kein Kind mehr, und er musste lügen, denn Mama hätte ihm doch gesagt, wie alt sie war.
Aber er konnte auch nicht zu denen gehören, die sie gesehen hatten, sonst wüsste er es ja auch. Egal, sie würde nicht auf ihn reinfallen!
„Diese Sturheit hast du von deiner Mutter“, grollte Konga leise.
Joyce hörte es. „Wie willst du denn meine Mutter kennengelernt haben?“
Die reine Wahrheit und nichts als die Wahrheit? Besser nicht. „Wenn ich dir das sage, springst du in meine Arme.“
„Wird sicher nur eine Lüge sein. Dann fang mal an.“
Konga streckte seine Beine aus, um nicht weiter zu versinken, lehnte sich an den Pflock hinter sich. „Mein Kumpel und ich sind zum Weserpark gefahren, um neue Schuhe zu kaufen. Deine Ma hat in ihrer Handtasche herumgekramt und is mit ’nem Mann zusammengestoßen und hat die Tasche fallen gelassen. Mein Kumpel hat ihren Autoschlüssel aufgehoben, und dann sind sich die beiden näher gekommen. Soll ich weitererzählen?“
„Das is typisch Mama. Immer ihre Nase in irgendwas drin. Aber wann soll das gewesen sein?“
„Is gute fünfzehn Monate her.“
„Das is gelogen. Sie hätte mir das erzählt. Sie is seit Jahren allein, da beichtet sie mir jeden Blick, den sie auf einen Typen wirft, und das hat sie sehr lange nicht mehr gemacht. Im Gegenteil, sie hat sich in der letzten Zeit eher voll abgekapselt.“
Etwas wunderte sich Konga nun doch über die Wortwahl des Mädchens, und dass Angel ihr schon mit neun oder zehn Jahren alles erzählen würde. Doch sein Hirn wollte die Zusammenhänge nicht zusammenfügen, weil er von einem Teenager vor seiner Nase ausging.
„Wir haben uns ja auch wieder aus den Augen verloren.“
„Und dann sagt sie dir einfach, du sollst nach mir suchen und du tust es? Echt, für wie blöde hältst du mich? Der Anfang der Story war ja noch glaubwürdig, aber den Rest nehme ich dir nicht ab.“
Zwei widerspenstige Miniweiber! Er zog seine Brauen in die Stirn, das konnte ja noch lustig werde. „Okay, dann eben anders.“
Während Konga aufstand packte er gleich den Pfeiler, der ihm am nächsten war und ihre Beine verdeckte, und riss ihn einfach heraus, um ihn aus dem Weg zubekommen.
Mist, was war das? Dieser Saftarsch zog mal eben die fett in der Wand verkeilten Schutzhölzer von ihrem Versteck wie Zahnstocher aus Käse! Nein, so schnell würde sie nicht aufgeben! Niemals! Um weiter in ihr Versteck zu kommen, versuchte Joyce ihre Beine anzuziehen.
Nun hatte Konga die Schnauze voll von der Göre, stemmte den nächsten Pfeiler hoch.
Joyce griff sich eine Handvoll Kieselsteine und schleuderte sie dem vermeintlichen Verräter und Mörder ins Gesicht.
Da legte sie sich mit dem Falschen an, Konga hatte das Geräusch richtig gedeutet, sein Gesicht schon vorher weggedreht. Und er sah nun auch ihren Arm mit dem Holzstück und sprang davor zurück. Hätte sie getroffen, der lange Holzsplitter wäre in seinem Schenkel gelandet. Im nächsten Moment packte er ihren Arm und zog sie aus ihrem Versteck und in seine Arme.
Ihr Gesicht landete knapp unter seinem und er starrte in ein paar blaugraue Augen, die keinem Kind gehörten!
Selten so überrascht, musste Konga zunächst mal schlucken. „Ich lege deine Ma übers Knie. Warum hat sie uns nicht gesagt, wie alt du bist? Sie hat uns nur ein Kinderfoto vor die Nase gehalten“, fluchte Konga lautstark, wobei er Joyce weiterhin an dem Armen gepackt festhielt.
Warum, verdammt noch mal, wusste er nichts von Joyce?
Okay, dass ihre Mutter in Panik einige unwichtige Details vergessen würde zu erwähnen, wäre wirklich typisch für sie. „Du kommst echt von meiner Mama?“, fragte sie weinerlich.
Nickend betrachtete er sie eingehender. Joyce drehte sich widerstandslos aus seinen Armen, schlang sie um seinen Nacken und heulte erleichtert los.
Boah, Weiber! Erst stand Konga ratlos da, bevor er sie auch in die Arme nahm und ihr behutsam über den Rücken streichelte. Sehr viel Ähnlichkeit zwischen den Beiden gab es nicht, außer vielleicht das lose Mundwerk. Sie überragte ihre Mutter um mehr als eine
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