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Racheengel

Racheengel

Titel: Racheengel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stuart Neville
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dieser Stadt, die da auf den Bürgersteigen vorbeiströmten und in ihre Wettbüros, Pubs und heruntergekommenen Elektro- und Klamottenläden einfielen. Von den großen Einzelhandelsketten, die das Zentrum der Stadt bevölkerten, hatte sich in diese Gegend keine gewagt, bei all den Fahnen, Graffiti und den beschmierten Pflastersteinen.
    Die Geschäftsräume von Maxie’s Taxis befanden sich zwischen einem indischen und einem chinesischen Imbiss in der Holywood Road. Offiziell gehörte der Laden Brian Maxwell, doch in Wahrheit führte aus einem Büro im ersten Stock sein Bruder Gordie den Laden. Von seinem winzigen Arbeitsplatz aus dirigierte er auch noch andere Geschäfte, von denen allerdings keines irgendwelchen Papierkram erforderte.
    Gordie Maxwell stand nicht auf, als Herkus eintrat. Mit hochgelegten Füßen und nach hinten gekipptem Stuhl lümmelte er sich hinter seinem Holzschreibtisch. Sein Hemd spannte über dem Bauch, zwischen den Knöpfen quoll er hervor. Herkus sah Büschel angegrauten Haares und roch ranzige Körperausdünstungen.
    »Das wäre nicht nötig gewesen, Sam Mawhinney zu erledigen«, begrüßte ihn Maxwell. »Na schön, der und sein Bruder waren zwar Schwachköpfe, kleine Jungs, die mit den Großen spielen wollten, aber so was hatte Sam trotzdem nicht verdient.«
    Herkus setzte sich. »Er hat zugelassen, dass eine Hure den Bruder von meinem Boss killt.«
    »Der Bruder von deinem Boss war ein beschissenes Großmaul«, sagte Maxwell. »Einen meiner Fahrer hat er ohne jeden Grund krankenhausreif geprügelt. Es gibt nicht viele, die traurig darüber sind, dass er den Abgang gemacht hat.«
    »Wenn Arturas dich solche Sachen sagen hört, wird er sehr böse.«
    »Sein Problem«, sagte Maxwell. »Und jetzt höre ich, dass Mark Mawhinney heute Morgen auch einen kleinen Unfall hatte.«
    Herkus antwortete nicht.
    Maxwell schüttelte den Kopf. »Ein paar Leute haben herumgefragt, wollten wissen, wo du steckst. Freunde der Mawhinneys. Ich hätte ihnen erzählt, dass du herkommst, wenn ich diese Scheißkerle nicht noch weniger leiden könnte als dich und deinen Scheißboss.«
    »Sehr freundlich von dir«, sagte Herkus. Sarkasmus war die einzige Form von Humor, die er sich gelegentlich gestattete. »Hast du das, was ich wollte?«
    Maxwell stocherte in seinen Zähnen und begutachtete alles, was er herauspulte. »Ja«, sagte er. Er zog eine Schublade heraus und kippte den Inhalt auf eine Zeitung. Ein Dutzend Neun-Millimeter-Patronen rollte auf das bekleckerte Papier. Dazwischen landete ein Plastikbeutel mit weißem Pulver.
    »Kommt nicht oft vor, dass ich jemandem hier Stoff gebe«, sagte Maxwell. »Dafür sind eigentlich die Taxis zuständig. Und schnell hab ich ihn auch noch besorgt. Du verstehst ja sicher, warum ich da so viel verlangen musste.«
    »Ja«, sagte Herkus. Mit einer behandschuhten Hand holte er ein Bündel Banknoten aus der Tasche und warf es über den Tisch. Maxwell fing es auf und begann zu zählen.
    Herkus zog die Glock 17 aus dem Hosenbund.
    Maxwell hörte auf zu zählen.
    »Ist das eine Polizeiwaffe?«, fragte er.
    »Ja«, sagte Herkus.
    »Wenn ich gewusst hätte, dass sie für eine Bullenknarre gedacht sind, hätte ich dir die Patronen nicht besorgt. Wo hast du sie her?«
    Herkus holte das Magazin aus der Waffe und ersetzte die zwei Patronen, die er am Morgen verschossen hatte.
    »Verstehe schon, geht mich nichts an«, sagte Maxwell.
    Herkus klaubte die lose Munition auf und ließ sie zusammen mit dem Kokain in seine Tasche fallen. Die Pistole ließ er auf dem Schreibtisch liegen, die Mündung auf Maxwell gerichtet.
    »Ich suche einen Mann«, sagte Herkus.
    »Ach ja?«
    »Er geht zu Huren.«
    »Ich kenne eine Menge Männer, die zu Huren gehen«, sagte Maxwell.
    Herkus kramte den Umschlag mit der Zeichnung hervor und reichte ihn herüber. »Diesen Mann hier«, sagte er.
    Maxwell hielt den Umschlag auf Armeslänge von sich weg. Er leckte sich die Lippen. »Wer ist das?«
    »Nur irgendein Mann«, sagte Herkus. »Aber ich zahle was für ihn.«
    Maxwell warf ihm einen schnellen Blick zu und leckte sich noch einmal die Lippen.
    »Hinter Nutten her, sagst du?«
    »Ja«, sagte Herkus.
    »Glaubst du, der hat was mit diesem Mädchen zu tun, das euren Tomas umgelegt hat?«
    »Ja.«
    Maxwell stand auf und ging zum Fotokopierer. »Was dagegen?«
    Herkus zuckte nur die Achseln.
    Maxwell legte den Umschlag auf die Scheibe des Geräts und machte eine Kopie. »Ich reiche mal ein paar Kopien bei meinen

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