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Racheengel

Racheengel

Titel: Racheengel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stuart Neville
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und er hatte immer die Lauscher aufgestellt. Alles Wissenswerte hatte er auf dem Schirm.
    Dieses Arrangement hatte vor über einem Jahr sein Ende gefunden, als Roscoe Dan Hewitt verraten hatte, dass sich Marie und Ellen in einer seiner Wohnungen versteckten. Der Verrat hatte Roscoe eine Tracht Prügel eingebracht. Wäre er für Lennon nicht so nützlich gewesen, hätte es noch schlimmer kommen können.
    »Ein Tiger wird seine Flecken nicht los«, sagte Roscoe.
    »Du meinst, ein Leopard.«
    »Von mir aus. Jedenfalls stimmt es, die Mawhinneys hatten mit Nutten angefangen.«
    »Mit was für welchen?«, fragte Lennon. »Eingeschleusten?«
    »Ja. Diese Schweine. Mit so einem Scheiß will ich nichts zu tun haben. Ein dreckiges Geschäft mit lauter Dreckschweinen. Wie gesagt, das war mit Ansage.«
    »Und diese Dreckschweine«, fragte Lennon nach, »sind das eventuell Litauer?«
    »Genau.«
    »Einer davon war Tomas Strazdas«, sagte Lennon. »Bist du dem schon mal begegnet?«
    »Ein paar Male. Ein großmäuliger Mistkerl und immer schnell mit den Fäusten zugange. Aber damit ist ja jetzt Schluss.«
    »Ja, damit ist Schluss«, bestätigte Lennon. »Sam Mawhinneyhat ihm die Kehle durchgeschnitten, und dafür hat ihm jemand das Hirn weggepustet.«
    »Nein, hat er nicht«, sagte Roscoe.
    »Was?«
    »Sam Mawhinney hat dem Typen nicht die Kehle durchgeschnitten. Das war irgendein Mädchen.«
    »Ein Mädchen?« Lennon lehnte sich näher heran. »Eine Prostituierte?«
    »Ja, irgendeine Hure«, sagte Roscoe. »Sie hat dem Kerl die Kehle durchgeschnitten und ist dann abgehauen. Die Litauer haben Sam die Schuld gegeben, deshalb haben sie ihn umgelegt. Dann hat Mark Mawhinney versucht, den Litauern die Sache mit seinem Bruder heimzuzahlen. Hab gehört, dabei hat er sich das Genick gebrochen.« Roscoe unterbrach sich und fing an zu lachen. »Meine Güte, du hast ja wirklich keinen blassen Dunst, wie?«
    »Nein«, sagte Lennon, ohne sich von Roscoes Heiterkeit anstecken zu lassen. »Hilf mir mal auf die Sprünge.«
    »Mark hat überall herumposaunt, er würde sich rächen. Sein Kumpel Jim Pollock hat ihm dann gesteckt, dass so ein Koloss vorbeikommen und Stoff kaufen wollte. Aber Mark war der Sache nicht gewachsen, der Koloss hat ihn erledigt und ist abgehauen.«
    »Koloss?«
    »Herkel, Herkules oder so. Ein richtiger Hüne, sieht aus, als könnte er einen ungespitzt in den Boden rammen. Er arbeitet für den Bruder dieses toten Kerls.«
    »Herkus«, sagte Lennon. Der Name war im Gespräch mit Dan Hewitt gefallen.
    »Ja, kann sein. Der jedenfalls versucht wie verrückt, das Mädchen zu finden. Hat die Sache über Gordie Maxwell verbreiten lassen und Geld und was nicht noch geboten.«
    »Irgendwelche Gerüchte, wo die Kleine steckt?«
    »Sie glauben, dass sie bei irgendeinem Typen ist, der regelmäßigzu Huren geht.« Roscoe grinste. »Vielleicht bist du das ja.«
    Lennon ignorierte die Stichelei und warf die Zigarette in den Schnee, wo sie zischend verlosch. »Ich würde es als einen persönlichen Gefallen betrachten, wenn du mir einen Wink geben würdest, sobald du was Neues hörst.«
    »Vielleicht«, sagte Roscoe. »Was ist dabei für mich drin?«
    »Ich verrate deiner Alten nicht, was du über ihre Kochkünste gesagt hast.«
    Roscoe grinste. »Arschloch.«
    »Wir bleiben in Kontakt«, verabschiedete sich Lennon, dann stapfte er durch den Schnee zurück zu seinem Wagen.
    »Du kannst mich mal«, rief Roscoe ihm nach.
    Lennon schloss den Audi auf und stieg ein. Er steckte den Schlüssel ins Schloss, ließ die Zündung an und schaltete die Scheibenwischer ein, um den Schnee loszuwerden, der sich auf der Windschutzscheibe gesammelt hatte.
    Die Uhr auf dem Armaturenbrett zeigte kurz vor eins an. Eigentlich hatte er vorgehabt, zum Mittagessen bei Susan vorbeizufahren, damit er Ellen sehen konnte. Aber Gordie Maxwells Büro lag ganz am anderen Ende der Stadt.
    Ein Mädchen, hatte Roscoe gesagt. Die ganze Sache war also von einer Prostituierten ausgelöst worden, die ihren Kidnappern entkommen war. Lennon zog den Pass aus der Tasche und schaute sich das Foto an, obwohl er wusste, dass es sich höchstwahrscheinlich nicht um dasselbe Mädchen handelte. Ob sie noch in der Stadt war? Wie dicht war dieser Herkus ihr auf den Fersen?
    Lennon rief die Zentrale seines Reviers an. Moffat meldete sich.
    »Sie müssen für mich eine Meldung durchgeben. Sagen Sie allen, sie sollen Ausschau halten nach einem Herkus Katilius. Das Nummernschild seines Wagens

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