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Racheengel

Racheengel

Titel: Racheengel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stuart Neville
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zurückgebracht. Die Fahrt hat gut und gerne zwölf Pfund gekostet. Er hat mir das Geld gegeben und ist ausgestiegen. Aber nachdem ich abgefahren war, sehe ich verdammt noch mal, dass er mir nur einen Fünfer und zwei Einer gegeben hat.«
    Mackenzie setzte sich auf, öffnete aber die Knie, um seine schmerzende Lende nicht noch weiter zu reizen.
    »Ich drehe also um und versuche, den dreisten Saukerl wiederzufinden«, erzählte er weiter. »Da sehe ich, wie er durch eine Passage in die Parallelstraße läuft, eine von denen, die da an diesem unbebauten Gelände liegen. Gerade, als er in sein Haus gehen wollte, hab ich ihn eingeholt. So wie der mich angeguckt hat, als ich ihm hinterher rief, hab ich echt geglaubt, der greift mich an. Ganz ehrlich, ich dachte, der Typ hat sie nicht alle.«
    Herkus richtete sich auf und zerrte Mackenzie hoch.
    »Wo ist dieses Haus?«, fragte er.

51
    »Das habe ich Ihren Leuten doch schon gesagt. Ich weiß nicht, wo er ist.«
    »Wo ist dieses Haus?«, fragte er.
    Sissy Reid spähte Lennon durch einen zehn Zentimeter breiten Spalt an, öffnete aber nicht die Tür. Hinter ihren Beinen stand ein Zwergspitz und bellte ihn an. Sie stieß ihn mit der Ferse weg.
    »Ich habe es schon vor zwei Jahren nicht gewusst, und heute weiß ich es immer noch nicht«, erklärte sie und wollte die Tür wieder schließen.
    Lennon hielt sie mit der Hand auf. »Trotzdem würde ich gern kurz mit Ihnen über Edwin sprechen. Drinnen wäre es vielleicht besser.«
    Sie schaute ihn mürrisch an. »An Heiligabend? Haben Sie nichts Besseres zu tun?«
    »Doch, habe ich«, sagte Lennon. »Aber stattdessen tue ich nun das hier. Je eher Sie mich reinlassen, desto eher lasse ich Sie wieder in Ruhe.« Seufzend trat sie einen Schritt zurück.
    Er folgte ihr durch die Diele in ein Wohnzimmer. Sie setzte sich in einen Sessel vor den Fernseher, in dem ein alter Film mit Doris Day lief. An einem Weihnachtsbäumchen im Kamin blinkten bunte Lämpchen, daneben stand eine offene Dose mit Quality Street -Bonbons. Auf dem Kaminsims reihte sich ein halbes Dutzend Weihnachtskarten aneinander.
    Obwohl sie ihm keinen Platz anbot, nahm Lennon ihr gegenüber auf der Couch Platz. Als er sich auf das Polsterkissen setzte, entwich ihm ein schaler Uringestank. Derweil kläffte ihn der Hund weiter an und rannte wie wild im Kreis herum.
    »Still, Dixie«, blaffte sie.
    Winselnd hockte sich der Hund auf ihre Pantoffeln. Von dort funkelte er Lennon leise knurrend an.
    Sissy griff nach der Fernbedienung und stellte den Ton ab, behielt aber weiter Doris Days Techtelmechtel mit Rock Hudson im Auge.
    »Also, schießen Sie los«, sagte sie.
    »Wann haben Sie ihn das letzte Mal gesehen?«, fragte Lennon.
    »Genau kann ich Ihnen das gar nicht sagen, aber auf jeden Fall vor über zwei Jahren.«
    »Wie war das Wetter?«
    »Was hat das denn damit zu tun?«
    »War es warm und sonnig? Oder kalt und regnerisch?«
    Sie zuckte die Achseln. »Es war ein bisschen kühl.«
    »War es draußen hell oder dunkel?«
    »Es war kurz vor der Dämmerung«, sagte sie. »Damals habe ich noch gearbeitet. Ich war gerade nach Hause gekommen, als er aufbrach.«
    »Sie waren gerade nach Hause gekommen. Das wird also so um sechs gewesen sein, richtig?«
    »Nein, an dem Abend war es eher sieben, glaube ich.«
    »Was haben Sie gearbeitet?«, fragte er.
    »Ich war Haushaltshilfe. Sie wissen schon, Leuten, die das selbst nicht mehr schaffen, den Tee zubereiten, den Kamin anzünden, den Müll rausbringen, solche Sachen.«
    »Und es wurde schon dunkel. Also vielleicht irgendwann im Oktober?«
    »Vielleicht«, sagte sie.
    »Hatte er irgendwelche Freunde?«
    »Nein, nicht Edwin«, sagte sie. »Keine richtigen jedenfalls. Er kannte ein paar Leute, das schon, aber wirklichen Umgang hatte er eigentlich mit niemandem. Er war ein Eigenbrötler. In sich gekehrt, obwohl er auch gesprächig sein konnte, wenn er wollte. Manchmal konnte er richtig liebenswürdig sein, aber manchmal war er auch ganz verschroben. Das hat er von seiner Mutter. Meiner Schwester. Die hatte auch immer schon eine kleine Schraube locker. Ich habe immer geahnt, dass es mit ihr mal so enden würde.«
    »Wie enden würde?«, fragte Lennon.
    »In der Irrenanstalt. Da hat sie die Wände angebrüllt. Manchmal glaube ich, dass Edwin gar nicht anders konnte als zu werden, wie er geworden ist. Wenn man bei so jemandem aufwächst …«
    »Wurde er hier geboren?«, fragte Lennon.
    »Nein, drüben. Cora war ein richtiger Wildfang. Immer

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