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Racheengel

Racheengel

Titel: Racheengel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stuart Neville
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ließ die zwei Polizisten an der Liege stehen.
    Einer der beiden setzte sich auf die Kante des nächstbesten Bettes, der andere wanderte auf und ab, wobei er immer wieder ausPaynters Blickfeld verschwand. Paynter registrierte, dass ihre Waffen sowohl der sehr ähnlich sahen, die er dem Ausländer abgenommen hatte, als auch der, mit der dieser Polizist Lennon am frühen Abend auf ihn gezielt hatte.
    Der Cop, der auf dem Bett saß, sah auf seine Armbanduhr und hob die Augenbrauen. »Scheiße. Na dann frohe Weihnachten«, sagte er.

70
    Lennon saß auf der Bettkante, während die Schwester ihm zwei Steristrips auf die Platzwunde am Kinn klebte und dann einen Verband darüberlegte. CI Uprichard kam im Hinausgehen in seiner Behandlungsnische vorbei. Über einem ausgeleierten Pullover und Cordhosen trug er einen Anorak. Lennon überlegte, ob er Uprichard schon jemals in Zivilkleidung gesehen hatte, und stellte fest, dass dem nicht so war. Man sah dem Polizisten darin jedes seiner sechzig Jahre an.
    »Da haben Sie sich ja wieder mal einen schönen Zeitpunkt ausgesucht«, sagte Uprichard. »Sch…öne Weihnachten auch.«
    Lennon musste lächeln. Uprichard brachte einfach keinen Fluch über die Lippen. »Danke, dass Sie hergekommen sind«, sagte er. »Wäre nicht nötig gewesen.«
    »Nein, aber mir ist es lieber, heute Abend schon so viel wie möglich zu klären, dann habe ich nach den Feiertagen weniger Stress.« Er hob Lennons Jacke hoch. »Los, kommen Sie mit. Die brauchen die Nische bestimmt schon für den nächsten Clown.«
    Lennon folgte Uprichard durch die Station in den dahinter liegenden Flur.
    »Was wissen wir bislang?«, fragte er.
    Vor einem Behandlungszimmer suchte Uprichard sich einen Platz auf einer Sitzreihe. »Wir sind uns sicher, dass es dieser Edwin Paynter ist, den Connolly in der ViSOR-Datenbank ausfindiggemacht hat. Bei einer flüchtigen Durchsuchung des Hauses haben wir zwar keine Pässe gefunden, aber trotzdem besteht kein Zweifel. Nach den Feiertagen wird das Haus eingehend durchsucht.«
    »Was ist mit der Frau unterm Dach?«, fragte Lennon und setzte sich neben Uprichard. Man hatte sie gefunden, nachdem einer der Beamten, die im zweiten Wagen angekommen waren, von oben ein Stöhnen gehört hatte.
    »Sie kann nicht reden, aber wir vermuten, dass sie die Besitzerin des Hauses ist. Anscheinend hat Paynter sie dort wie eine Gefangene gehalten. Wahrscheinlich die ganzen zwei Jahre, seit er vermisst war.«
    »Mein Gott«, entfuhr es Lennon.
    »Eines, was man bei der ersten Durchsuchung gefunden hat, ist allerdings … nun ja, besorgniserregend.«
    »Was?«
    »Ein Beutel mit Zähnen«, sagte Uprichard. »Er wurde vorläufig am Tatort belassen, aber wie ich höre, handelt es sich um menschliche Zähne. Backenzähne, Schneidezähne, alle in einem roten Samtbeutelchen.«
    »Der Kellerboden«, sagte Lennon.
    »Was ist damit?«
    »Es gab ein paar wellige Stellen, deren Oberfläche anders aussah, so als hätte jemand dort etwas ausgehoben und später wieder zugeschüttet.«
    Uprichard kaute auf seiner Lippe und dachte nach. »Der Bursche ist wegen der Entführung einer Prostituierten vorbestraft.«
    »Solche Mädchen konnte er in Belfast ganz leicht finden«, sagte Lennon. »Von Schleppern eingeschleust, ohne eine Spur zu hinterlassen, wenn sie verschwinden, und ohne dass jemand ihretwegen die Polizei ruft.«
    »Für Belfast wäre das eine Premiere«, sagte Uprichard. »Einen Serienmörder hatten wir noch nie.«
    »Nein, bis vor kurzem hatte ja auch jeder mit einer Neigung, Leute nur so zum Spaß umzubringen, genügend andere Gelegenheiten. Wie geht es dem Mädchen?«
    »Sie ist immer noch auf Station«, sagte Uprichard. »Gerade spricht eine Dame von der nordirischen CARE mit ihr.«
    CARE war eine christliche Wohltätigkeitsorganisation, die unter anderem Zwangsprostituierte in den Tagen nach ihrer Befreiung betreute. Oft hatten diese Frauen vor den Behörden eine Heidenangst, deshalb halfen ihnen Berater dieser Vereinigung beim Kontakt mit den Polizeibeamten, Sozialarbeitern und den Bürokraten von der Einwanderungsbehörde.
    »Sie ist in keiner guten Verfassung«, fuhr Uprichard fort. »Aber die Kleine ist hart im Nehmen. Muss sie auch sein. Das hier ist nicht nur einfach ein Fall von Zwangsprostitution. Sie wird sich dafür verantworten müssen, dass sie einen Mann getötet hat.«
    »Wir haben keine handfesten Beweise, dass sie jemanden getötet hat«, wandte Lennon ein. »Das habe ich nur von Roscoe

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