Rachegott: Thriller
erklärte: „Aber für mich wird sie immer nur eine gute Kollegin und Freundin bleiben. Ich würde mir lieber meinen rechten Arm abhacken, als etwas mit ihr anzufangen. Wir haben einfach eine sehr gute Freundschaft, die ich für nichts auf der Welt riskieren möchte.“
„Verstehe.“ Waldemar wirkte wieder etwas zuversichtlicher.
„Jedoch sollten Sie wissen, dass Nora momentan eine schwierige Zeit durchmacht.“
„In wie fern?“
„Sie war einige Jahre lang verheiratet, aber ihr Exmann entpuppte sich als vermeintlicher Krimineller. Zudem ist ihr neuer Lebenspartner vor ein paar Monaten an den Folgen eines Autounfalls gestorben. Wenn ich also an Ihrer Stelle wäre, dann würde ich entweder noch etwas warten oder mich ganz langsam vortasten.“
„Meinen Sie denn, dass ich überhaupt eine Chance bei ihr habe? Sie wirkt sehr bestimmend und … unantastbar.“
„Lassen Sie sich von der ‚beruflichen Nora’ nicht beirren. In unserem Job muss sie stets autoritär wirken, um ernst genommen zu werden. Zumindest denkt sie das. Die ‚private Nora’ ist anders. Sie ist in dieser Hinsicht nicht so steif und verklemmt. Aber sagen Sie ihr bloß nicht, dass ich das gesagt habe.“ Tommy zwinkerte ihm zu.
„Keine Sorge, das werde ich nicht. Aber ich bin mir trotzdem nicht sicher, ob sie mich überhaupt als potenziellen Partner ansieht. Ich bin jünger als sie, sehe nicht unbedingt gut aus und kann nicht einmal mit der -“
„Mann, hören Sie schon auf, sich schlecht zu reden. Denn dann würde Nora Sie garantiert nicht wollen. Das gilt übrigens für die meisten Frauen. Die wollen einen starken, selbstbewussten Mann an ihrer Seite. Jemanden, der sie beschützen kann. Keinen zweifelnden, unsicheren Waschlappen. Vertrauen Sie mir. Ich habe einige Erfahrung in diesem Bereich gesammelt. Sie müssen etwas auf den Putz hauen, dürfen aber nicht arrogant wirken. Das ist die große Kunst der Verführung.“
„Also meinen Sie, dass ich Frau Feldt durchaus einmal zu einem Abendessen einladen sollte?“
„Sicher. Wer nicht wagt, der nicht gewinnt. Eine Sache möchte ich Ihnen aber gleich sagen: Wenn Sie es nicht ernst meinen, sondern Nora nur als Betthasen ansehen, dann bekommen Sie es mit mir zu tun. Ich werde nicht zusehen, wie jemand meine beste Freundin enttäuscht oder gar benutzt. Habe ich mich klar ausgedrückt?“
„Ja. Ich weiß, was Sie meinen. Aber keine Angst. So einer bin ich nicht.“ Waldemar blickte auf seine Armbanduhr. „So, ich denke, dass ich mich jetzt auf den Weg machen sollte. Ich möchte morgen nämlich sehr früh mit der Arbeit beginnen. Daher werde ich jetzt lieber ins Bett gehen. Also, bis morgen! Einen schönen Abend noch!“
„Den wünsche ich Ihnen ebenfalls.“
Mit einem Nicken stand Waldemar auf und schritt hinüber zur Tür.
Tommy sah ihm grübelnd hinterher. Er konnte den 35-Jährigen noch nicht richtig einschätzen.
Ist er wirklich so unsicher, wie Kortmann behauptet hat? Ist er ernsthaft an Nora interessiert? Stimmt die Geschichte mit der Ermordung seines Vaters? Oder will er sich damit auf ungewöhnliche Weise wichtig machen – so wie Karl Zander mit der Geschichte über den ‚mysteriösen Fremden’?
Zwar brütete Thomas noch einige Zeit über diesen Fragen, kam jedoch zu keinem Ergebnis. Es war noch zu früh, um Waldemar durchschauen und beurteilen zu können. Daher hob er die Schultern und sah sich schließlich in der Bar um. Er brauchte keine zehn Sekunden, um eine Frau zu entdecken, die alleine an der Theke saß und ihm verführerische Blicke zuwarf.
Gott, ich liebe diese Kneipe! Sie ist das Paradies auf Erden!
Siegessicher stand er auf und machte sich auf den Weg hinüber zu der Frau.
7
Samstag, 18. August 2012
Die Ermittler dürfen keine Zeit haben, lange über diesen ersten Mord nachzudenken. Sie müssen direkt mit einer weiteren Tat konfrontiert werden. Nur auf diese Weise kann ich sie so sehr auf Trab halten, dass sie eine unbeabsichtigte Spur zwischen den fingierten Hinweisen verlieren. Schon der große Entfesselungskünstler Harry Houdini wusste, dass der wichtigste Aspekt seiner Tricks in der Ablenkung verborgen lag. Ähnlich ist es bei mir. Die Kommissare müssen aufgrund bestimmter Indizien in die linke Richtung schauen, während ich klammheimlich in die rechte verschwinde.
Der Mörder war wild entschlossen, noch weitere Menschen zu töten. Nichts konnte ihn von diesem Vorhaben abbringen. Er hatte seine Wahl bereits getroffen. Von
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