Rachegott: Thriller
nicht für feste Bindungen geschaffen. Er liebte seine Freiheit, da er auf diese Weise jede Woche ein neues, aufregendes Abenteuer erleben konnte.
Keine Probleme, kein Stress, kein Drama.
Tommys längste Beziehung lag inzwischen zwanzig Jahre zurück. Mit achtzehn hatte er seine Mitschülerin Britta Jordan einige Male um ein Date gebeten. Nachdem sie schließlich zugestimmt hatte und die beiden öfters miteinander ausgegangen waren, kamen sie fest zusammen. Aus Tommys Sicht lief auch alles fantastisch. Er vergötterte Britta und wollte ihr den Himmel auf Erden bereiten. In seinen Augen war sie es wert, wie eine Prinzessin behandelt zu werden. Zumindest solange, bis sie ihm nach zwei Jahren beichtete, mit einem seiner Kumpels im Bett gewesen zu sein. Dieser Schlag ins Gesicht sollte Tommys zukünftiges Privatleben mehr prägen, als es ihm lieb sein konnte. Er hatte seinem Kumpel die Freundschaft gekündigt, Britta in den Wind geschossen und nach endlosen Wochen der Verzweiflung beschlossen, sich nie wieder von einer Frau demütigen zu lassen. Er war so sehr in Britta vernarrt gewesen, dass ihr Seitensprung bis zum heutigen Tag eine der schlimmsten Erfahrungen für ihn darstellte. Obwohl er damals noch sehr jung gewesen war, hatte er niemals richtig mit diesem Kapitel abschließen können. Er verstand einfach nicht, dass Britta ihn so sehr hatte verletzen können.
Wie kann eine Person, für die man alles machen würde, so kaltherzig sein? Wie konnte Britta mich betrügen? Das geht noch immer nicht in meinen Kopf hinein.
Seine Kumpels hatten Tommy damals geraten, sich sofort eine andere Freundin zu suchen, um Britta zu vergessen. Sie sollte nicht sehen, wie sehr ihm die Trennung zu schaffen machte. Immerhin war er doch ein ‚ganzer Kerl’ und durfte sein Leben nicht von der Enttäuschung über eine ‚dumme Schlampe’ bestimmen lassen.
Diesen Rat hatte Thomas auch befolgt. Er hatte sich einige Tage später eine neue Freundin angelacht. Doch so sehr er auch versucht hatte, seine Exfreundin aus seinem Gedächtnis zu streichen, es war ihm nicht gelungen. Bis zum heutigen Tag konnte er sich nicht völlig von der Erinnerung an die bittere Erfahrung lösen.
Wie kann dir jemand ins Gesicht sagen, dass er dich liebt, und kurze Zeit später mit einem anderen Kerl ins Bett hüpfen? Dafür gibt es keine logische Erklärung. Und schon gar keine Entschuldigung.
Diese Überzeugung hatte dazu geführt, dass es in Tommys Augen keine wahre Liebe gab. Er konnte keiner Frau vertrauen. Die Worte ‚Ich liebe dich’ waren für ihn nur noch Schall und Rauch. Folglich mied er jede emotionale Annäherung. Er ließ keine Frau an seinen innersten Empfindungen teilhaben, weil er nie mehr so gedemütigt werden wollte wie von Britta.
Aus diesem Grund saß er nun an der Theke, trank sein Bier und hielt Ausschau nach einer attraktiven Dame für eine Nacht. Diese Lebensweise führte er inzwischen seit zwanzig Jahren. Und sie sagte ihm nach wie vor zu, da sie keine Enttäuschungen mit sich brachte.
Doch die erste Person, die er nun in der Kneipe entdeckte, war alles andere als attraktiv. Und auch alles andere als eine Frau. Es war Waldemar Ruttig.
Thomas rieb sich überrascht die Augen. Ruttig saß einsam und verlassen in einer kleinen Nische und knibbelte an dem Etikett einer Bierflasche herum.
Tommy stand auf und ging zu dem 35-Jährigen hinüber. „Das nenne ich eine Überraschung! Sie habe ich hier noch nie gesehen!“
Waldemar schien erschrocken zu sein, als er Tommys Stimme vernahm. Er zuckte zusammen und sah den Ermittler verdutzt an. „Oh, Sie sind es, Herr Korn. Nun, ich bin zum ersten Mal hier. Ich wollte mal etwas Neues kennenlernen. Wollen Sie sich setzen?“
„Ja, warum nicht? Die Damen werden schon nicht weglaufen.“
„Sind Sie auf der Suche nach einer nächtlichen Bekanntschaft?“
Nachdem Tommy sich Waldemar gegenüber gesetzt hatte, nickte er lächelnd. „Und was ist mit Ihnen? Haben Sie dasselbe Ziel?“
„Nein, auf keinen Fall.“
„Auf keinen Fall? Sind Sie verheiratet?“
„Nein, aber ich bin auch nicht auf eine schnelle Nummer aus. Ich möchte mich nur ein wenig entspannen. Im Gegensatz zu den meisten Menschen kann ich das am besten, wenn viel Lärm um mich herum ist. Ich weiß auch nicht, woran das liegt. Ist einfach so.“
„Brauchen Sie die Entspannung aufgrund des heutigen Mordes?“
„Unter anderem. Ein Mord ist für mich immer ein … ein furchtbarer …“ Seine Stimme versagte. Er schloss
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