Rachegott: Thriller
Columbo getragen haben?“, hakte Nora nach. „Nehmen Sie es mir nicht übel, Herr Zander, aber auch ich habe den Eindruck, dass Sie uns für dumm verkaufen wollen.“
„Ich schwöre Ihnen, dass ich nicht lüge!“
„Wieso kommen Sie dann erst jetzt mit dieser Geschichte heraus? Hätten Sie sie nicht schon vor fünf Minuten erzählt, wenn sie wirklich wahr wäre?“
„Ich habe mich gerade erst wieder daran erinnert! Aber wenn Sie mir nicht glauben, dann sollte ich mich vielleicht doch an diesen Journalisten wenden, der draußen vor der Tür steht! Der wird mir bestimmt ein offenes Ohr leihen!“
„Ja, das glaube ich auch“, entgegnete Nora trocken. Dann überlegte sie und sagte: „Selbst wenn Ihre Geschichte der Wahrheit entsprechen sollte, könnten wir damit nicht viel anfangen. Sie haben den Mann nicht erkannt. Und nach allem, was Sie bisher erzählt haben, deutet auch nichts darauf hin, dass er irgendwie mit den Musters in Verbindung steht. Vor deren Haus herumzulungern ist nicht verboten. Das könnte jeder Mensch aus den verschiedensten Gründen machen.“
„Ich habe Ihnen auch noch nicht alles berichtet“, zischte Zander. „Nach einiger Zeit kam Gertrud nämlich aus ihrem Haus und ging zum Bürgersteig. Dann kontrollierte sie die Straße. Es sah so aus, also wollte sie sichergehen, nicht beobachtet zu werden. Zum Glück hat sie mich an meinem Küchenfenster nicht gesehen. Sonst hätte ich womöglich nicht bezeugen können, was als Nächstes passiert ist.“
„Und das wäre?“
„Gertrud kratzte sich an ihrer Stirn!“
Tommy sah Zander perplex an und fauchte: „Wirklich? Jetzt ist der Fall natürlich klar! Vielen Dank!“
„Sie verstehen nicht, worauf ich hinauswill! Als Reaktion auf dieses Zeichen nickte der Fremde und ging auf Gertrud zu! Die beiden haben miteinander geredet! Aber schon nach wenigen Sekunden schienen sie sich zu streiten. Der Mann erhob sogar seine Hand und wollte Gertrud schlagen. Doch in letzter Sekunde entschied er sich anders. Statt ihr eine zu verpassen, hielt er ihr drohend den Zeigefinger vors Gesicht. Dann sagte er noch einige Sätze und verschwand schließlich.“
„Wie hat Frau Muster daraufhin reagiert?“
„Sie machte kehrt und ging zurück ins Haus. Leider konnte ich ihr Gesicht nicht sehen. Daher weiß ich nicht, ob sie besonders zornig oder verängstigt oder sonst etwas war.“
„Konnten Sie Herbert Muster auch sehen?“
„Nein, er hat sich wahrscheinlich im Haus aufgehalten und von der ganzen Sache nichts mitbekommen. Obwohl er natürlich ebenfalls an einem Fenster gestanden haben könnte.“
„Sehr interessant. War das jetzt alles, was Sie uns sagen wollten?“, fragte Tommy barsch.
Zander bedachte den Ermittler mit keinem Blick. Er sah Nora an und sagte: „Ich hoffe, dass ich Ihnen mit meinen Beobachtungen weiterhelfen konnte, Frau Kommissarin. Der Fremde hat garantiert etwas mit der Ermordung zu tun. Alles andere würde mich sehr überraschen. Also müssen Sie diesen Kerl nur noch finden. Es wäre wirklich toll, wenn Sie ihn aufgrund meiner Beobachtungen hinter Schloss und Riegel bringen könnten.“
„Für Sie persönlich oder für die Gerechtigkeit?“, wollte Tommy in einem schneidenden Tonfall wissen.
„Für die Gerechtigkeit natürlich!“ Diese Antwort kam wie aus der Pistole geschossen.
Und genau aus diesem Grund wertete Thomas sie als schamlose Lüge.
Nachdem die Ermittler Zanders Haus kurz darauf wieder verlassen hatten, begaben sie sich zurück zum unmittelbaren Tatort. Dort berichtete Waldemar ihnen, dass die Waffe sowie die tödliche Kugel mittlerweile auf dem Weg ins Labor waren. Allerdings konnten keine weiteren Spuren gefunden werden. Zudem konnte kein Schaulustiger einen wertvollen Hinweis liefern. Niemand hatte etwas von dem Mord gesehen oder gehört.
Da Nora und Thomas auch nichts weiter vor Ort erledigen konnten, fuhren sie nach einiger Zeit zurück zur Polizeidirektion. Dort überdachten sie gemeinsam die Fakten, bis sie um 19 Uhr den jeweiligen Heimweg antraten, um am Abend neue Kraft für die kommenden Aufgaben zu tanken. Doch während Nora ein Buch zur Hand nahm, entschied Tommy sich für eine gänzlich andere Art der Entspannung …
6
Gegen 22 Uhr saß Thomas an der Theke seiner Stammkneipe. Seit zwanzig Jahren suchte er das Blue Note nun schon regelmäßig auf. Dabei war er immer auf der Suche nach einer Dame, die sich für eine feurige Nacht mit ihm interessierte. Im Gegensatz zu Nora war er
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