Rachegott: Thriller
schritten mit Dorm zur Haustür und traten hinaus auf den Bürgersteig. Nachdem sie zunächst einige Blicke in die westliche Richtung geworfen hatten, sahen sie möglichst unauffällig zum Verdächtigen herüber. Dieser lehnte an einem Laternenpfahl und warf ihnen tatsächlich auffällige Blicke zu.
„Wie sieht es aus?“, fragte Dorm. „Könnte das der Typ sein, der euch durch die Lappen gegangen ist?“
„Das ist schwer zu sagen“, erwiderte Nora. „Größe und Statur könnten stimmen. Aber das trifft auf viele Männer zu. Deswegen sollten wir uns auf jeden Fall mit dem Kerl unterhalten. Danach sind wir schlauer.“
„Gut, dann werde ich ihn mit Vielbusch herholen.“ Dorm ging hinüber zu einem mittelgroßen Mann mit braunen Haaren und breiten Schultern. Nachdem er ihm einige Sätze zugeflüstert hatte, machten die beiden sich auf den Weg zum Verdächtigen.
Nora und Thomas begaben sich derweil zurück ins Haus, wo sie auf Waldemar trafen. Der 35-Jährige schritt mit mehreren Beweismittelbeuteln durch den Flur.
„Ich kann nicht mehr länger warten“, gab er von sich. „Von Natur aus bin ich ein ungeduldiger Mensch. Meine Jungs haben bereits so viele Fingerabdrücke, Haare und Hautschuppen gefunden, dass es locker ausreichen wird, um Junker den Mord nachweisen zu können. Daher fahre ich jetzt zum Labor, um so schnell wie möglich die Analysen durchführen zu lassen.“ Er trat an den Ermittlern vorbei. „Ich werde mich bei Ihnen melden, sobald die Ergebnisse vorliegen. Im Grunde steht aber jetzt schon fest, dass Junker der Täter ist. Das ist doch offensichtlich.“
Fünf Minuten später saßen Nora und Thomas auf der Couch in Junkers Wohnzimmer. Sie diskutierten gerade über die bisherigen Fakten, als Dorm und Vielbusch mit dem Verdächtigen hereinkamen. Der Mann war eins fünfundachtzig groß, hatte schwarze Haare und eine ziemlich fahle Haut.
„Was soll dieser Mist? Wieso werde ich verhaftet? Ich habe nichts Unrechtes getan!“
„Keine Bange, Sie sind nicht verhaftet. Wir möchten uns lediglich mit Ihnen unterhalten“, klärte Nora den Mann auf.
„Dann hätten Sie mich einfach ansprechen können!“ Er warf einen wütenden Blick auf Dorm und Vielbusch. „Aber diese Typen haben mich regelrecht überrumpelt! Sie haben mich gegen meinen Willen hierher geschleppt! Das ist unter aller Sau! Es sind schon fast Gestapo-Methoden!“
„Nun bleiben Sie mal auf dem Teppich. Mit derartigen Vergleichen sollte man sehr vorsichtig sein. Wir haben lediglich einige Fragen an Sie“, erwiderte Nora. „Fangen wir vorne an: Wie ist Ihr Name?“
„Warum wollen Sie das wissen? Was ist hier überhaupt los? Ich verlange sofort eine Erklärung! Sonst werde ich keinen Ton von mir geben!“
„Nennen Sie uns Ihren Namen, dann werden wir Ihnen sagen, was das alles zu bedeuten hat.“
Der Mann zögerte. Er blickte sich in dem Wohnzimmer um und schien zu überlegen, ob er sich kooperativ zeigen sollte. Nach ein paar Sekunden entschloss er sich dazu, seinen Namen zu nennen: „Ich heiße Benedikt Hutmann. Mein Ausweis steckt in meiner Hosentasche.“
Ohne zu zögern griff Dorm in die Tasche des Mannes, zog ein Portemonnaie heraus und überprüfte den Ausweis. Dann nickte er. „Stimmt. Benedikt Hutmann. 37 Jahre alt. Er wohnt hier in Göttingen in der Pächterstraße . Geboren in Köln.“
„Und der Vollständigkeit halber: Ich lebe alleine und habe keine Kinder“, fügte Hutmann schroff hinzu. „So, jetzt möchte ich wissen, was das hier soll! Oder ich verdufte auf der Stelle wieder!“
„Es steht Ihnen frei, jederzeit wieder zu verschwinden. Auch können Sie jede Antwort verweigern. Allerdings möchte ich Sie darauf hinweisen, dass Sie unsere Aufmerksamkeit bei einer solchen Reaktion mehr auf sich ziehen, als es Ihnen lieb sein kann.“
„Warum? Wie meinen Sie das?“
„Es geht hier um einen Mordfall.“
„Tatsächlich? Wer wurde ermordet?“
Nora antwortete nicht. Stattdessen stellte sie eine Gegenfrage: „Kennen Sie einen gewissen Thorsten Junker?“
„Nein. Wer ist das?“
„Der Mann wohnt hier.“
„Schön für ihn. Ist ein nettes Haus.“ Hutmann sah sich wieder im Wohnzimmer um.
„Was haben Sie draußen auf der Straße gemacht?“
„Ich ... ich war eine Runde spazieren. Dabei sah ich Ihre Kollegen vor diesem Haus und habe mich gefragt, was hier passiert sein mag. Also blieb ich stehen und beobachtete das Treiben. Das hätte doch wohl jeder an meiner Stelle gemacht.“
„Aber
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