Rachegott: Thriller
nicht entkommen! Lass mich los!“, fuhr Thomas sie an.
Nora schüttelte den Kopf und deutete zur Küchentür, die lediglich angelehnt war. Tommy verstand diese Geste. Junker könnte die Haustür geöffnet haben, um sie lediglich glauben zu lassen, dass er geflohen sei. In Wahrheit könnte er sich in der Küche aufhalten und auf einen Hinterhalt lauern.
Nora ließ sich durch diese mögliche Finte nicht aus der Ruhe bringen. Sie trat mit aller Vorsicht zur Seite und visierte die Küchentür an. Dann ging sie in sich, zählte bis drei und nickte entschlossen. Schließlich schlug sie los. Sie stieß die Tür auf und suchte den Raum so schnell wie möglich ab. Sie kontrollierte jede Ecke. Doch Junker war noch immer nicht dort.
Das gibt es doch nicht! Ich hätte schwören können, dass er jetzt hier ist!
„Nora! Ich sehe ihn! Er ist draußen! Er flieht!“, hörte sie Tommy rufen.
Postwendend eilte sie zurück in den Flur und riss ihre Waffe hoch. Zwar konnte sie ihren Kollegen nicht mehr sehen, aber sie erkannte, dass die Haustür leicht zurückschwang. Vermutlich war Thomas nach draußen gestürmt, um Junker zu verfolgen. Daher rannte sie jetzt ebenfalls hinaus und blickte sich eilig um.
Tommy stand fünf Meter neben dem Haus. Er hatte seine Pistole erhoben und feuerte auf eine Person, die zu Fuß über den Bürgersteig jagte. Offensichtlich wollte Tommy die Beine des Flüchtenden treffen. Allerdings verfehlten seine Kugeln ihr Ziel.
„Das darf nicht wahr sein!“ Tommy spurtete los, wobei er Nora über die Schulter hinweg zurief: „Nimm den Wagen! Vielleicht kannst du dem Kerl am Ende der Straße den Weg abschneiden! Los!“
Nora reagierte sofort. Sie lief auf ihren Ford zu, schloss ihn auf und schwang sich in den Fahrersitz. Gleichzeitig sah sie, dass die flüchtende Person einen Vorsprung von dreißig Metern hatte. Es handelte sich definitiv um einen Mann, der eine schwarze Stoffhose und einen dunkelblauen Pullover trug. Auf dem Kopf hatte er eine Baseballmütze.
Ohne zu zögern startete Nora den Motor und gab Gas. Mit quietschenden Reifen fuhr sie aus der Parklücke, um so schnell wie möglich zum Ende des Schanzenwegs zu gelangen.
Tommy hatte inzwischen zwanzig Meter hinter sich gelassen. Er hielt seine Waffe weiterhin in der rechten Hand und versuchte sein Lauftempo zu erhöhen. Kurzzeitig wollte er dem Mörder zurufen, dass eine Flucht aussichtslos war. Doch ihm war bewusst, dass er dadurch wertvolle Energie verbrauchen würde. Diese sparte er sich lieber für den nächsten Sprint auf, den er in wenigen Sekunden ansetzen wollte.
Der Flüchtende bog soeben am Ende der Straße in eine schmale Gasse ein. Kurz darauf schlug er einen Haken, um auf einem Kiesweg weiterzulaufen.
Zwar erreichte Nora das Ende des Schanzenwegs vor ihrem Kollegen, aber sie konnte dem Täter nicht mehr rechtzeitig den Weg abschneiden. Daher trat sie mit voller Wucht auf die Bremse, öffnete die Tür und nahm die weitere Verfolgung zu Fuß auf.
Tommy begann zu schnaufen. Eigentlich war er in guter Form, doch mit jedem neuen Meter spürte er einen stechenden Schmerz in seiner Brust. Die Folgen der Messerattacke machten sich langsam aber sicher bemerkbar. Aus diesem Grund musste er die Laufgeschwindigkeit gegen seinen Willen verlangsamen. Er verzog eine Miene und schnappte nach Luft.
So eine Scheiße! Ausgerechnet jetzt! Das gibt es doch nicht!
Er fiel zurück. Seine Schritte wurden kürzer. Die Kraft ließ spürbar nach. Nach weiteren fünf Sekunden musste er die Jagd schließlich abbrechen. Er stützte seine Hände auf die Knie und wischte sich den Schweiß von der Stirn.
Hoffentlich kann Nora den Kerl schnappen! Er darf nicht entkommen! Diese Chance bietet sich uns bestimmt nicht wieder!
Doch seine Kollegin verlor den Flüchtenden im selben Augenblick aus den Augen. Am Ende des Kieswegs rannte der Mann in eine Reihe von Sträuchern und verschwand aus Noras Blickfeld. Die Natur schien ihn regelrecht zu verschlucken. Von jetzt auf gleich war nichts mehr von ihm zu sehen.
Die Kommissarin zog ihre Waffe und richtete sie auf das Gestrüpp. Sie überprüfte die Gegebenheiten mit Argusaugen. Ihr war bewusst, dass der Verfolgte ebenfalls bewaffnet war. Er könnte jeden Augenblick einen Schuss abgeben, ohne dass sie diesen auch nur kommen sah. Aus diesem Grund bedachte sie jeden weiteren Schritt sorgfältig. Sie näherte sich den Sträuchern, kniete sich hin und versuchte eine verräterische Bewegung ausfindig zu machen.
Es
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