Rachegott: Thriller
einige Zeit in Anspruch nehmen, aber es erhöht die Wahrscheinlichkeit, den Täter letztendlich zu schnappen.“
Wilfried blähte die Wangen auf. Dann schien er sich langsam wieder zu beruhigen. Er fuhr sich mit der Hand über den Mund und sagte im gemäßigten Tonfall: „Sie haben recht. Es tut mir leid. Ich wollte Sie nicht so anfahren. Aber ich bin von dieser Sache vollkommen überfordert! Ohne Jutta bin ich am Ende! Sie war mein Leben! Von jetzt auf gleich ist alles so sinnlos geworden!“
„Das verstehen wir. Deshalb ist eine Entschuldigung auch nicht nötig. Sie haben absolut nachvollziehbar reagiert. Das ist schon vergessen“, garantierte Thomas ihm. Nachdem Nora und er sich dann vorgestellt hatten, begaben sie sich mit Wilfried in den hinteren Teil des Wohnzimmers, wo sie sich einander gegenüber auf zwei Sofas setzten.
„Ich begreife das nicht. Welcher Wahnsinnige hat Jutta getötet? Und wie konnte das geschehen? Wir haben das modernste Sicherheitssystem installiert! Man hat uns beim Kauf gesagt, dass es vollkommen einbruchsicher sei!“
Nora erwiderte: „Wir gehen davon aus, dass der Mörder Ihre Frau an der Haustür überrumpelt hat. Dabei gelang es ihr zwar, den Alarm auszulösen, aber sie konnte den Eindringling nicht mehr aufhalten. Unsere Zentrale rief daraufhin zunächst hier im Haus an. Das ist die herkömmliche Vorgehensweise, weil der Alarm auch aus Versehen hätte ausgelöst werden können. Doch der Hörer wurde nicht abgenommen. Deshalb begaben sich unsere Kollegen schließlich hierher und fanden Ihre Frau.“
„Aber das hätte gar nicht erst passieren dürfen! Wir haben mehrere Videokameras an der Hauswand angebracht! Jutta hätte auf einem Monitor in meinem Büro nachschauen müssen, wer geklingelt hat. Sie hätte die Tür niemals geöffnet, wenn sie den Kerl nicht kannte!“
„Unter Umständen hat sie auf einem Monitor gesehen, wer vor der Tür stand. Vielleicht erkannte sie keine unmittelbare Gefahr in dieser Person. Sie öffnete die Tür, hielt den Finger auf dem Panikknopf und betätigte diesen, sobald der Mann sie angriff.“
Wilfried stutzte. Er ließ sich dieses Szenario durch den Kopf gehen. Dann musste er zugeben: „Das könnte tatsächlich so passiert sein. Aber ich will es nicht wahrhaben! Das klingt so … so einfach. Das Geld für die hochmoderne Alarmanlage scheint zum Fenster hinausgeworfen zu sein!“
Nora widerstand dem Drang, dem Architekten zuzustimmen. Stattdessen fragte sie ihn: „Haben Sie möglicherweise eine Idee, wer für diese Tat verantwortlich sein könnte? Fällt Ihnen eine Person ein, der Sie diesen Mord zutrauen?“
„Ich kenne mehrere Menschen, die neidisch auf mich und meine Frau sind. Wir müssen uns täglich mit Hass und Sozialneid herumschlagen. Aber wir haben immer hart gearbeitet, um uns diesen Luxus leisten zu können. Wir haben ihn uns verdient! Leider sehen einige Menschen das anders. Aber dass einer von denen einen Mord verübt hat, kann ich beim besten Willen nicht glauben! So viel Verachtung und Verzweiflung traue ich niemandem zu.“
„Wo waren Sie zum Zeitpunkt des Mordes?“
„In meinem Büro. Ich war bereits sehr früh dorthin gefahren, um einige Dokumente zu überprüfen. Das hätte vermutlich den ganzen Tag gedauert. Es ist zwar Sonntag, aber wenn man viel Geld verdienen möchte, dann muss man nun einmal sieben Tage in der Woche arbeiten. Als ich jedoch von Ihren Kollegen die Nachricht erhielt, dass Jutta erschossen wurde, kam ich auf dem schnellsten Weg hierher zurück.“
Nora schwieg einen Moment. Dann wollte sie wissen: „Kennen Sie Gerald Trand, Gertrud Muster und Trude Weishaupt?“
„Gerald ist ein Bekannter von meiner Frau und mir. Gertrud und Herbert Muster habe ich hin und wieder auf Feiern getroffen. Trude Weishaupt kenne ich nur dem Namen nach. Sie ist diese erfolgreiche Kriminalautorin, die hier in Göttingen wohnt, nicht wahr?“
„Genau. Sagt Ihnen der Name Jana Schneidbrenner auch etwas?“
„Ist das nicht die Frau, die vor einiger Zeit den Lottojackpot geknackt hat?“
„Stimmt.“
„Schön und gut, aber wieso fragen Sie mich nach diesen Personen? Was haben die mit der Ermordung meiner Frau zu tun? Sind das etwa die Täterinnen?! Sind die drei Frauen gemeinsam hier eingedrungen, um Jutta zu erschießen?!“
„Nein, ganz im Gegenteil. Die Frauen wurden in den letzten 48 Stunden ebenfalls ermordet. Haben Sie das noch nicht erfahren?“
„Nein, woher denn? Ich arbeite momentan so viel, dass
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