Rachegott: Thriller
Gemälde an der Ostwand und verdeckte den Blick auf einen Safe. Doch nun lag dieses Bild vor dem Schreibtisch. Und der Safe war aufgesprengt worden.
Bargeld und Schmuck mit einem Gesamtwert von über dreihunderttausend Euro! Alles weg! Genauso wie die Gemälde und Skulpturen!
Die entsetzliche Erkenntnis traf den Architekten wie eine Reihe von Faustschlägen. Insgesamt musste der Dieb eine Beute im Gesamtwert von über einer Million Euro gemacht haben.
Es war also doch ein Raubmord! Ein Mord mit verzögertem Raub! Darum ging es! Alles lief auf diesen Diebstahl hinaus! Das war so geplant! Bis ins kleinste Detail! Der Einbruch! Der Mord! Der Anruf!
Hartig schnappte nach Luft. Dann raffte er sich mühsam wieder auf und begab sich hinunter in den Flur. Er vermutete, dass Juttas Mörder nach der Bluttat einen Sprengsatz im Zentralkasten des Alarmsystems versteckt hatte. Der Kerl musste gewusst haben, dass er aufgrund der modernen Sicherheitsanlage nicht unbemerkt in die Villa eindringen konnte. Und er wusste sicherlich auch, dass die Polizei bereits wenige Minuten nach dem Auslösen des Alarms vor Ort sein würde. Diese Zeit hätte ihm nicht gereicht, um den Safe zu finden, aufzusprengen und auszuräumen. Selbst ein Profi hätte mindestens zehn Minuten benötigt, um dieses Vorhaben in die Tat umzusetzen.
Folglich brach der Mörder zweimal hier ein! Beim ersten Mal beging er den Mord, um Jutta aus dem Weg zu räumen und den Sprengsatz anbringen zu können. Dann wartete er die Untersuchungen der Polizei ab. Es gab keinen Grund für die Beamten, den Zentralkasten des Sicherungssystems zu überprüfen. Der Alarm hatte schließlich funktioniert. Es war alles in Ordnung.
Danach lockte der Kerl mich mit dem Anruf zur Polizeidirektion, um den Sprengsatz in Ruhe zünden und die Villa plündern zu können! Er hat sich als Kommissar Korn ausgegeben, um für mindestens zwanzig Minuten freie Bahn zu haben. Im Gegensatz zu den zehn Minuten nach dem Mord reichte ihm diese Zeitspanne für einen lohnenswerten Raub. Meine Güte!
Als Hartig am Zentralkasten im hinteren Flurabschnitt ankam, erkannte er, dass er mit seiner Vermutung richtig lag: Eine Explosion hatte die komplette Technik außer Gefecht gesetzt. Somit hatte das Überwachungssystem beim zweiten Eindringen des Mörders keinen Alarm mehr gegeben.
So dreist und kaltherzig kann doch niemand sein! Erst der Mord und dann der Raub! Der Täter kann sich nun ein schönes Leben leisten, während ich völlig am Ende bin! Dieser verfluchte Sozialneid! Das verdammte Geld! Es bringt nur Unglück! Nur Unglück!
Hartig vergrub das Gesicht in den Händen.
Alles ist zerstört! Für immer!
TEIL 3
Schlag auf Schlag
20
Als Thomas am Abend bei sich zuhause eintraf, setzte er seinen gewohnten Ablauf in die Tat um: Er warf den Wohnungsschlüssel in die Schale auf der Flurkommode, schritt hinüber in die Küche, um sich ein Bier aus dem Kühlschrank zu angeln, und ging dann ins Wohnzimmer, wo er sich der Länge nach auf die Couch legte. Dabei schaltete er den Fernseher ein und gönnte sich den ersten Schluck seines Bieres. Wenngleich die meisten Menschen sicherlich zunächst ins Bad gehen würden, um sich bei einer Dusche zu entspannen und den Berufsalltag von sich abzuwaschen, konnte Thomas sich nicht von seiner Gewohnheit trennen.
Kühlschrank, Bier, Fernsehen.
Für ihn markierte diese Reihenfolge den idealen Abschnitt zwischen Beruf und Freizeit. Erst nachdem er die Bierflasche geleert hatte, raffte er sich langsam wieder auf, um ins Bad zu gehen und sich für den restlichen Abend vorzubereiten. Nicht selten legte er dabei eine seiner alten Elvis-Presley-Platten auf, die er seit mittlerweile fünfzehn Jahren hegte und pflegte. Sie bildeten seinen persönlichen Schatz. Nicht unbedingt in finanzieller, aber auf jeden Fall in emotionaler Hinsicht. Schließlich verband er mit diesen Liedern einzigartige Erinnerungen an seinen Vater. Karl-Heinz Korn war ein noch größerer Presley-Fan gewesen als sein Sohn. Jeden Abend hatte er seine Platten aufgelegt, nachdem er von seinem Job als Elektriker heimgekommen war. Mit der Zeit war auch Thomas auf den Geschmack des Rock’n’Roll gekommen und hatte viele schöne Stunden mit seinem Vater verbracht. Stunden, die in seiner Erinnerung jedes Mal zu neuem Leben erweckt wurden, sobald er nun den King hörte.
Jedoch sollte es diesmal anders sein. Aufgrund der aktuellen Morde und des dreisten Raubes konnte Thomas sich nicht auf die
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