Rachegott: Thriller
Couchtisch. Tommy ließ sich neben ihm nieder und warf einen Blick auf die Liste. Sie bestand aus zwei Spalten. In der linken standen untereinander die Namen der bisherigen Opfer. In der rechten hatte Waldemar die Hinweise notiert, die an den jeweiligen Tatorten gefunden wurden.
„Gertrud Muster war das erste Opfer“, begann Waldemar. „Am Tatort fanden wir die tödliche Kugel und die Mordwaffe, an der sich keine Spur befand. Zudem lässt sie sich nicht zurückverfolgen, da der Mörder die Seriennummer abgekratzt hat.“
Thomas nickte.
„Das zweite Opfer war Trude Weishaupt. In der Nähe des Leichnams konnte ebenfalls die tödliche Kugel gefunden werden. Die Waffe lag nahe dem dritten Tatort in Benedikt Hutmanns Garten. Auch deren Seriennummer wurde abgekratzt. An ihr befanden sich Fingerabdrücke, die in keiner Datenbank gespeichert sind. Aber sie stimmen mit denen überein, die wir in Thorsten Junkers Keller gefunden haben.“
„Das ist mir alles bewusst“, sagte Tommy mit einem drängenden Unterton.
„Ja, aber jetzt kommt der Punkt, der Ihnen neu sein wird: Bei Jutta Hartig fanden wir die Mordwaffe hinter einem Schrank. Und ich habe eben erfahren, dass sich an dieser Pistole auch Spuren befinden.“
„Und zwar?“
„Winzige Hautpartikel. Meine Jungs haben die DNA sofort durch die Datenbank laufen lassen. Es gab leider keinen Treffer.“
„Aber ich nehme an, dass sie mit den DNA-Resten identisch ist, die in Junkers Haus gefunden wurden, richtig?“
Waldemar grinste breit. „Eben nicht.“
„Wie bitte?“
„Ein Vergleich hat ergeben, dass die Hautpartikel nicht von der Person stammen, deren DNA-Reste wir zuvor sichergestellt haben. Und da diese Partikel nur sehr schwer zu finden waren, gehe ich davon aus, dass sie diesmal vom wahren Mörder stammen. Zwar konnten meine Kollegen keinen Treffer in den Datenbanken landen, aber sie wissen trotzdem, von wem die Partikel sind.“
„Spannen Sie mich nicht so auf die Folter.“
„Der Abgleich mit der uns vorliegenden Probe hat gezeigt, dass sie von Benedikt Hutmann stammen. Wahrscheinlich hat er die Probe abgegeben, weil er nicht damit gerechnet hat, dass winzige Partikel von ihm an der Waffe zurückgeblieben sind. Er wähnte sich wohl zu sicher.“
Thomas schnaufte. „Ich habe es doch gewusst! Hutmann ist unser Mann!“ Er sah Waldemar vorwurfsvoll an. „Warum haben Sie mich nicht sofort angerufen? Wieso sind Sie persönlich hergekommen?“
„Ich wohne hier direkt um die Ecke. Als ich eben von der Auswertung der Spuren erfahren habe, war ich zuhause. Also dachte ich mir, dass ich kurz bei Ihnen vorbeischaue. Und wenn ich ganz ehrlich bin, dann habe ich auch noch eine Frage, die Frau Feldt betrifft. Eine delikate Frage. Diese wollte ich nicht unbedingt am Telefon mit Ihnen besprechen. Das verstehen Sie sicher?“
„Aber Hutmann könnte in diesem Moment wieder zuschlagen! Das haben Sie eben selbst gesagt!“
„Auf eine Minute mehr oder weniger wird es kaum ankommen.“
„Das sehe ich anders. Ihre Frage wird warten müssen.“ Tommy schüttelte verständnislos den Kopf und griff zum Telefonhörer. „Zunächst werde ich Nora von der Neuigkeit berichten.“
Waldemar biss sich auf die Zunge. Dann stand er von der Couch auf und schritt hinüber zum Plattenspieler an der Westwand. Nachdem er diesen einer genauen Betrachtung unterzogen hatte, widmete er sich der Schallplattensammlung, die sich daneben in einer Pappbox befand.
„Nora nimmt nicht ab“, sagte Tommy nach einiger Zeit. „Das ist mehr als seltsam. Um diese Zeit ist sie eigentlich immer zuhause. Ich werde es mal auf ihrem Handy versuchen.“
Waldemar nickte, antwortete aber nicht. Er trat zum Flur und ließ seine rechte Hand unauffällig in die Hosentasche gleiten.
„Da stimmt etwas nicht“, ahnte Thomas, als er seine Kollegin auch nicht auf ihrem Mobiltelefon erreichen konnte. „Warum meldet sie sich nicht? Was ist da los?“ Er legte wieder auf, erhob sich und ging auf Waldemar zu. Der 35-Jährige hatte ihm inzwischen den Rücken zugewandt.
„Ich werde bei Nora vorbeischauen, Herr Ruttig. Sicher ist sicher. Sie wohnt unten in Geismar. Möchten Sie mitkommen?“
Waldemar sah über seine Schulter. Sein Blick war von Nervosität geprägt. „Denken Sie etwa, dass dieser Hutmann Frau Feldt etwas angetan hat?“
„Ich hoffe es nicht. Aber es ist alles möglich. Daher sollten wir keine Zeit verschwenden.“
„Sie haben recht. Gehen wir. Ich komme auf jeden Fall
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