Rachegott: Thriller
besser auf sie aufpassen. Wie wäre es mit einer Leine? Das soll manchmal Wunder bewirken.“
Thomas legte seine Hände auf den Tisch. Dorm lehnte sich zurück. Beide ließen ihre Blicke nicht von Hutmann ab.
„Ich habe wirklich keine Ahnung, was Sie meinen“, beteuerte der 37-Jährige. „Wenn Ihre Kollegin verschwunden ist, dann wird wohl der Mörder seine Finger im Spiel haben. Warum verschwenden Sie also Ihre Zeit mit meiner Befragung? Ist Ihnen nicht klar, dass jede Minute von enormer Bedeutung sein kann? Der Irre könnte sie in diesem Augenblick zerstückeln.“
Thomas schob die Unterlippe vor. „Ich gebe Ihnen noch eine letzte Chance. Wenn Sie uns jetzt sagen, wohin Sie unsere Kollegin verschleppt haben, dann werde ich alles in die Wege leiten, um Ihren Prozess so günstig wie möglich für Sie ausgehen zu lassen. Sollten Sie aber nicht kooperieren, dann schwöre ich Ihnen, dass Sie ab heute in der Hölle schmoren werden. Sie können sich nicht einmal ansatzweise ausmalen, wie sehr Sie dann leiden müssen. Bis zum Ende Ihrer Tage. Das werde ich mir zur Lebensaufgabe machen. Und ich werde es genießen. Es wird für mich nichts Schöneres geben.“
„Drohen Sie mir gerade? An Ihrer Stelle würde ich mir überlegen, was ich von mir gebe, Herr Korn.“ Hutmann kratzte sich an seiner Nase und fuhr fort: „Offensichtlich sind Sie zu einhundert Prozent davon überzeugt, dass ich Ihre Kollegin verschleppt habe. Aber in dieser Hinsicht liegen Sie falsch. Wenn ich wüsste, wo sie steckt, dann würde ich es Ihnen sagen. Das können Sie mir glauben. Ich bin schließlich kein Monster.“ Er dachte kurz nach. „Vielleicht ist sie nur für ein paar Tage in Urlaub gefahren. Sie braucht womöglich etwas Abstand zu Ihnen. Wäre kein Wunder. Sie scheinen nämlich ein unangenehmer Zeitgenosse zu sein. Das ist mir schon bei unserem ersten Aufeinandertreffen aufgefallen. Wenn ich mit Ihnen arbeiten müsste, dann würde ich auch so schnell wie möglich das Weite suchen.“
„Sie haben vier Menschen ermordet und die Hartig-Villa ausgeraubt!“, schrie Thomas aus vollem Hals. Er sprang auf und beugte sich über den Tisch auf Hutmann zu. Während dieser zurückzuckte, zeigte Dorm keine Regung. Er wusste, dass Thomas kein geduldiger Mensch war. Besonders in dieser schwierigen, angespannten Situation war Tommys Wutausbruch nicht verwunderlich. Immerhin kannte er Nora seit zwölf Jahren. Sie war seine beste Freundin. Er würde alles machen, um sie zu retten.
„Ich bin weder ein Mörder noch ein Entführer noch ein Dieb“, protestierte Hutmann. „Sie sind zu mir gekommen, haben mich gefesselt und mich gegen meinen Willen hierher geschleppt! Und jetzt werfen Sie mir auch noch so einen Blödsinn vor! Ich will auf der Stelle meinen Anwalt sprechen! Sollten Sie mir dieses Gespräch nicht in wenigen Minuten ermöglichen, dann werde ich dafür sorgen, dass Sie für den Rest Ihres Lebens in der Hölle schmoren!“
Thomas atmete tief durch. „Sie haben herausgefunden, dass Thorsten Junker von Gertrud Muster gefeuert wurde! Sie wissen, dass er deshalb finanziell am Ende ist! Deshalb haben Sie ihn als Sündenbock für Ihre Morde ausgewählt! Er soll eine Art Rachegott sein! Er rächte sich an Gertrud Muster auf die schlimmstmögliche Art und Weise! In seiner Verzweiflung ermordete er dann noch drei weitere Frauen, die allesamt dem Typus einer reichen, stadtbekannten Persönlichkeit entsprachen! Er kann die soziale Ungerechtigkeit scheinbar nicht ertragen und raubte aus diesem Grund sogar noch die Hartig-Villa aus! Aber das ist alles Blödsinn! In Wahrheit sind Sie der Mörder und Dieb! Sie sind ein eiskalter, gieriger Psychopath!“
Hutmann lachte. „Merken Sie nicht selbst, wie absurd das klingt?! Wirke ich auf Sie etwa wie ein Irrer?! Ich benehme mich normal und anständig! So wurde ich erzogen! Alles andere wäre jämmerlich.“
„Das ist jämmerlich! Sie sind absolut erbärmlich! Zuerst haben Sie Fotos von Gertrud Muster geschossen. Dann haben Sie Junker in dessen Wohnung überfallen und die Bilder in seinem Keller angebracht. Es war überhaupt kein Problem, seine Fingerabdrücke auf die Fotos zu bekommen, seine Haare zu platzieren und seine Hautpartikel dort zu hinterlassen. Immerhin lag er nach dem Überfall bewusstlos vor Ihnen! Danach haben Sie ihn verschleppt! Genauso wie jetzt unsere Kollegin!“
„Sie haben eine blühende Fantasie, Herr Kommissar. Das muss ich Ihnen lassen. Aber ich habe nicht die geringste Ahnung,
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