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Rachegott: Thriller

Rachegott: Thriller

Titel: Rachegott: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Linnemann
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an der Haustür. Also ging ich in den Flur und öffnete. Es war zunächst niemand zu sehen. Aber plötzlich stürmte eine Gestalt von der Seite hervor und schoss auf mich. Das ist alles. Bringt Sie das irgendwie voran, Frau Kommissarin?“
    Nora entging nicht, dass sehr viel Verbitterung und Hohn in Junkers Stimme lag.
    Da sie an seiner bisherigen Schilderung keinen hilfreichen Aspekt erkennen konnte, fragte sie möglichst ruhig: „Was ist danach passiert? Wann sind Sie wieder zu sich gekommen?“
    „Keine Ahnung! Ich weiß nur, dass ich bereits an diese Scheißkette gebunden war, als ich zu mir kam. Dann saß ich hier Stunde um Stunde! Ohne Essen, ohne Trinken. Ich musste sogar in die Ecke urinieren! Das ist ekelig! Das ist der reinste Horror!“
    „Haben Sie in der Zwischenzeit ein markantes Geräusch in der Nähe gehört? Zum Beispiel einen Zug oder ein Auto?“
    „Nein, ich habe nichts gehört. Absolut nichts! Es war die ganze Zeit totenstill! Man hätte eine Stecknadel fallen hören können!“
    „Wir befinden uns also in einer verlassenen Lagerhalle an einem abgeschiedenen Ort.“ Nora grübelte. „Spontan fällt mir das alte Bahnhofsgelände ein, das vor zehn Jahren stillgelegt wurde.“
    „Schön! Dann wissen wir jetzt wenigstens, wo wir sterben werden!“, spottete Junker.
    Nora ignorierte seinen Galgenhumor. „Beschreiben Sie den Mann noch einmal, der mich hierher geschleppt hat. Konnten Sie ein auffälliges Merkmal an ihm erkennen? Hat er beispielsweise auf einem Bein gehinkt? Ging er aufrecht oder eher gekrümmt?“
    „Als er Sie hinter sich hergeschleppt hat, musste er sich ziemlich anstrengen. Er schien seine ganze Kraft aufzuwenden. Auf dem Weg zurück zum Schiebetor ging er dann so aufrecht, als hätte er einen Stock verschluckt. Er zog kein Bein nach. Es war ein stolzer Gang. Ein siegessicherer, erhabener Gang. Den hatte er auch, als er die Speicherchips und Akkus wechselte.“
    Nora ging im Geiste die bisherigen Verdächtigen durch. Traf Junkers Beschreibung auf einen von ihnen besonders zu? Herbert Muster? Benedikt Hutmann? Gerald Trand?
    Wenn überhaupt, dann trifft sie auf Benedikt Hutmann oder Gerald Trand zu ...
    „Ich habe jetzt aber genug von Ihren Fragen“, schrie Junker. „Es ist an der Zeit, dass Sie mir einige beantworten! Warum denken Sie, dass ich der Serienmörder bin? Welche Spuren hat der Irre ausgelegt? Wer wurde getötet? Was ist Ihnen zuletzt zugestoßen? Wann haben Sie -?!“
    „Es wäre besser, wenn Sie mir eine Frage nach der anderen stellen würden!“, fiel Nora ihm ins Wort. Dann räusperte sie sich und begann so geduldig wie möglich, die bisherigen Ereignisse zusammenzufassen.
    Junker hörte ihr ebenso interessiert wie schockiert zu.
     

23
     
     
    Benedikt Hutmann saß mit Handschellen im Verhörraum der Polizeidirektion. Der einzige Tisch des Raumes war im Boden verankert. Ein Einwegspiegel war in die Westwand eingelassen. In diesen starrte Hutmann nun schon seit zehn Minuten, ohne auch nur mit der Wimper zu zucken. Er wusste genau, dass die Kommissare hinter dem Spiegel standen und ihn in Augenschein nahmen. Sie wollten seine Reaktionen studieren. Sie wollten wissen, wie er in dem kahlen Zimmer reagieren würde. Wie lange würde er reglos auf seinem Stuhl ausharren? Wann würde er ein erstes Anzeichen von Ungeduld oder gar Schwäche zeigen?
    Doch Hutmann ließ sich nicht beirren. Er blickte weiterhin sein Spiegelbild an und zog die Nase hoch. Ihm war es gleichgültig, wann die Ermittler zu ihm kamen, um ihn zu befragen. Ihm konnte nichts passieren. Er würde auf einen Anwalt bestehen und bis zu dessen Eintreffen kein einziges Wort von sich geben.
    Ganz einfach.
    Nach einigen Augenblicken betraten Thomas Korn und Viktor Dorm den Verhörraum. Sie schlossen die Tür hinter sich und nahmen auf den Stühlen vor dem Einwegspiegel Platz. Dann sahen sie ihr Gegenüber kühl an. Von ihren Kollegen hatten sie kurz zuvor über Funk erfahren, dass Hutmanns Haus mittlerweile komplett durchsucht worden war. Allerdings konnte weder Nora noch das Diebesgut gefunden werden.
    „Ich will meinen Anwalt sprechen. Vorher werde ich kein einziges Wort sagen.“
    „Wo ist unsere Kollegin?“, entgegnete Thomas, ohne Hutmanns Äußerung auch nur zur Kenntnis zu nehmen.
    „Ihre Kollegin? Fangen Sie schon wieder davon an? Woher soll ich wissen, wo sich Ihre Kollegin aufhält? Ist sie Ihnen etwa abhandengekommen? Haben Sie die Katze nicht unter Kontrolle? Vielleicht sollten Sie

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