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Racheherz - Roman

Racheherz - Roman

Titel: Racheherz - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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Bamping.«
    »Mit was soll ich gehen?«
    »Mit Bamping. So heißt er. Geh jetzt mit ihm.«
    »Bamping, was ist das denn für ein Name?«
    »Lass das jetzt, Dad.«
    »Als sie deine Firma gekauft haben, haben sie dir da auch gleich den Mumm abgekauft?«
    »Ja, genau, Dad. Sie haben ihn mir abgekauft. Und jetzt geh mit ihm.«
    »Es ist zum Kotzen. Diese ganze Situation ist total zum Kotzen.«
    »Ein Tangerine Dream ist es nicht, so viel steht fest«, sagte Ryan.
    »Was soll das jetzt wieder heißen?«
    »Nichts.«
    »Dann heißt es also was. Klugscheißer.«
    Endlich ließ Jimmy sich von Bamping über den Flur ins Schlafzimmer führen. Eine Tür ging zu.
    »Sie werden jetzt sehr vorsichtig Ihre Jacke ausziehen«, sagte Violet.
    »Ich bin nicht bewaffnet.«
    »Sehr vorsichtig«, wiederholte sie.
    Er zog das Jackett aus und hängte es über das Sofa, wo sie es untersuchen konnte, wenn sie wollte. Auf ihren Befehl hin zog er auch sein Hemd aus und legte es neben seine Jacke, und dann drehte er sich mit ausgebreiteten Armen im Kreis.
    Als sie sich davon überzeugt hatte, dass er nicht bewaffnet war, deutete sie auf einen La-Z-Boy-Sessel mit verstellbarer Rückenlehne und sagte: »Setzen Sie sich dorthin.«

    Ryan gehorchte und sagte: »Komisch.«
    »Sie amüsieren sich?«
    »So weit würde ich nicht gehen. Aber es ist schon komisch, wie lieb sowohl den Kämpfern der Kriegsgeneration als auch den Versagern der darauffolgenden Generation ihre La-Z-Boys sind.«
    Er lehnte sich nicht zurück, sondern blieb aufrecht sitzen und beugte sich ein wenig vor.
    »Wo waren Sie?«, fragte sie.
    »In Denver.«
    Sie hielt Abstand zu ihm, da sie ihm offenbar nicht so nahe kommen wollte wie Jimmy. »Sind Sie abgehauen?«
    »Ich habe mit dem Gedanken gespielt«, gab er zu.
    »Ich habe nicht damit gerechnet, dass Sie herkommen.«
    »Wenn ich es nicht getan hätte, hätten Sie ihn getötet.«
    »Ja.«
    »Ich vermute, Sie könnten es immer noch tun.«
    »Möglich«, sagte sie. »Sie werde ich mit Sicherheit töten.«
    »Vielleicht bin ich nicht allein gekommen.«
    »Sie sind in einer Limousine gekommen, die eine Straße weiter weg geparkt ist. Nur der Fahrer war bei Ihnen. Er sitzt jetzt im Wagen, hört sich sehr schlechte Musik an und liest eine unanständige Zeitschrift.«
    Obwohl Ryans Furcht unvermindert war, überkam ihn jetzt auch eine eigentümliche Ruhe. Er wollte keinen einzigen weiteren Tag verbringen, der so wäre, wie die Tage der letzten sechzehn Monate. Ihm war der sichere Tod erspart geblieben, aber er hatte Samantha verloren, er hatte seine Daseinsberechtigung verloren und er hatte die Fähigkeit, sich einfach zu freuen, verloren. Sein Leben lang hatte er die Überzeugung gehegt, die Zukunft sei die tägliche Mühsal
wert, und wenn diese Überzeugung auch nicht zerstört war, so war sie doch erschüttert. Er hatte einen Wendepunkt erreicht. Hier musste er die Umkehr in eine bessere Zukunft vollziehen oder sich geschlagen geben.
    »Wenn Sie mich ohnehin töten«, sagte er, »wären Sie dann so freundlich, mir ganz genau zu erklären, warum?«

52
    Die Bambusrollos, die bis auf die Fensterbänke heruntergezogen waren, wurden von hinten schwach durch den bewölkten Tag angestrahlt, aber sie ließen kein Licht in das Wohnzimmer oder das Esszimmer, die durch einen breiten Bogengang miteinander verbunden waren. Die Beleuchtung kam von zwei Tischlampen, die heruntergedimmt waren, von den sich stets verändernden, leuchtend bunten Formen in einer Lavalampe, von drei Kerzen, die in farbigen Gläsern auf dem Kaminsims schwach schimmerten, und von zwei Glasgefäßen auf dem Couchtisch, in denen brennende Dochte in Duftöl schwammen.
    Es waren weniger die Lichtquellen, sondern eher die Schatten, die dem Zimmer seine Gestalt gaben, denn sie glätteten jede scharfe Kante zu einer Rundung, überzogen jede glatte Fläche mit Schichten aus samtigen Falten und machten mit dem Kerzenlicht gemeinsame Sache, um den Eindruck zu erwecken, die Decke sei gewellt.
    Die Frau streifte unablässig durch zufällige Muster bleichen Lichts und tarnender Schatten, durch schimmernde Auren und bebende Halbschatten. Ihre trägen Bewegungen hätten manchen Menschen lethargisch erscheinen können, doch Ryan erschien es nicht so, denn er sah in ihr die wohlüberlegte Rastlosigkeit und die todbringende Kraft einer Tigerin.
    »Wer ist das?«, fragte sie und deutete mit der Pistole auf ein Poster.

    »Country Joe and the Fish«, sagte Ryan.
    »Ich sehe nirgends

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