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Racheherz - Roman

Racheherz - Roman

Titel: Racheherz - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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Foto kam von Ihren Eltern.«
    »Lügner«, sagte sie.
    Sie schlug ihm etwas gegen den Kopf - es hätte der Kolben der Pistole sein können - und Blut sprudelte aus seinem zerschmetterten Ohr.
    Als er versuchte, sich von dem Stuhl hochzustemmen, landete der nächste Hieb auf seinem Schädel; er folgte so rasch auf den ersten, dass der Schmerz in seinem Ohr gerade erst richtig einsetzte.
    Ein Funkenregen von Schmerzen folgte den natürlichen Nahtstellen zwischen dem Stirnbein seines Schädels und den beiden Scheitelbeinen. Hinter seinen Augen, die er vor Schmerz zugekniffen hatte, sah er die Schlangenlinien dieser Nähte, die sich in einem Sprühregen kupferner Funken gegen die Dunkelheit absetzten.
    Zu seinem Schutz riss er reflexartig die Hände hoch und daher zerschmetterte der dritte Schlag auf seine Schädeldecke ihm die Finger. Er schrie auf oder glaubte, dass er es tat, aber selbst wenn er schrie, ließ der vierte Hieb seinen Schrei abreißen, denn er schlug ihn bewusstlos.

53
    Er kam stufenweise wieder zu sich, und jede dieser Phasen war durch eine zunehmende Lichtverträglichkeit gekennzeichnet. Anfangs empfand er die Öllampen als unerträglich hell und ihre Flammen als so scharf, dass jedes Flackern sich in seine Augen zu ritzen schien. Er wusste nicht, wo er war oder wem die Lampen gehörten, und sein Kopf war eine so schmerzende Masse, dass ihm die Worte nicht einfielen, um darum zu bitten, dass man die Dochte ausdrückte. Er versank wieder in der Bewusstlosigkeit, kehrte zurück, versank von neuem, und nach und nach gewöhnte er sich an das Licht und fand sein Gedächtnis wieder.
    Als er wusste, wer er war und wo und in welchen Umständen er sich befand, hob er das Kinn von seiner Brust und richtete den Blick auf Violet, die ihm in einem Sessel auf der anderen Seite des Couchtischs gegenübersaß.
    »Wissen Sie, wie Sie heißen?«, fragte sie.
    Mit dem linken Ohr konnte er sie klar und deutlich hören, doch an sein rechtes Ohr drangen ihre Worte so, als sei der Gehörkanal überschwemmt. Vielleicht war das zerrissene Ohr nur voller Blut und er war nicht zur Hälfte taub.
    »Wissen Sie, wie Sie heißen?«, fragte sie noch einmal.
    Seine Antwort zersprang unausgesprochen in seiner trockenen Kehle. Er produzierte mühsam Speichel, schluckte und sagte mit zitternder Stimme: »Ja.«
    »Wie heißen Sie?«
    »Ryan Perry.«

    Er ahnte, dass sie die Fertigkeit besaß, jemandem eine Pistole um den Schädel zu schlagen, ohne eine Gehirnerschütterung zu riskieren. Doch diesmal schien sie die Beherrschung verloren zu haben und offenbar machte sie sich Sorgen, sie würde nicht so viel Spaß mit ihm haben, wie ursprünglich beabsichtigt.
    »Welches Datum haben wir heute?«
    Er dachte einen Moment lang nach, erinnerte sich wieder und sagte es ihr.
    Sein Kopf schmerzte von einem Ohr zum anderen und von der Nase bis zum Nacken, aber nicht so, als könnte Aspirin Abhilfe schaffen. Zusätzlich zu dem Schmerz traten auch noch intensive anfallartige Beschwerden auf, die von der rechten Seite seines Schädels zum Hinterkopf ausstrahlten, sich abwechselnd steigerten und wieder abflauten, und auf diese stärkeren Wogen von Schmerz folgten rasche, aber durchdringende Stiche, sechs und acht und zehn dicht hintereinander, die eine Linie von seiner rechten Schläfe quer über die Augenhöhle und am Nasenrücken hinunter tätowierten.
    Als er die linke Hand von der Sessellehne hob, um seinen Kopf abzutasten, atmete er mit einem Zischen durch zusammengebissene Zähne ein, da es schien, als müssten Glassplitter in die Knöchel seiner Finger eingebettet sein.
    Der Zeigefinger war in einem unnatürlichen Winkel gekrümmt und unbeweglich und der kleine Finger schien irreparabel zertrümmert zu sein. Blut tropfte von seiner Hand und hatte auf dem Lederpolster glitschige Spuren hinterlassen.
    Die eine Hälfte von Violets Gesicht war in weiche Schatten getaucht, die andere schimmerte im Lampenschein golden, ihre meergrünen Augen leuchteten interessiert.

    »Ich frage Sie noch einmal - wer hat Ihnen ein Foto von Lily gegeben?«
    »Angeblich die Familie. Ich habe es über meinen Chirurgen erhalten.«
    »Dr. Hobb?«
    »Ja.«
    »Wann haben Sie das Foto bekommen?«
    »Gestern Vormittag.«
    »Am Sonntagmorgen?«
    »Ja. Und ich habe gesehen, dass sie Ihre Zwillingsschwester ist.«
    »Und dann sind Sie nach Denver geflohen.«
    »Erst nach Las Vegas. Dann nach Denver.«
    »Warum gerade dorthin?«
    Ismay Clemm konnte er sich selbst nicht erklären

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