Racheherz - Roman
Kinder auf Kissen im Halbkreis um eine lebhafte Nonne herum, die mit überschwänglichen Gesten das Erstaunen
und die Furcht eines überrumpelten Kaninchens darstellte. Und überall räkelten sich Hunde träge oder tollten herum, Golden Retriever und Labradore. Alle Tiere wirkten lebhaft und gepflegt und glücklich.
»Die Brüder wohnen im erweiterten Haupthaus«, erklärte Pater Timothy, während Sam ihn im Schatten der Eichen durch den Park begleitete. »Die Schwestern haben weiter hinten auf dem Grundstück ihren Konvent. In den drei anderen Häusern sind die Schlafsäle, aber wir müssen bald ein viertes dafür bauen. Wir trennen die Kinder nicht nach der Art ihrer Behinderung, sondern bringen solche mit Down-Syndrom und Querschnittgelähmte gemeinsam unter, damit sie lernen, die jeweiligen Stärken der anderen zu schätzen.«
St. Christopher’s nahm Waisen und vernachlässigte Kinder mit jeder Art von besonderen Bedürfnissen auf. Die Jüngeren hatten noch die Chance, eines Tages adoptiert zu werden, doch alle, die älter als sechs und daher schwerer zu vermitteln waren, würden mit ziemlich großer Sicherheit auf der Ranch leben, bis sie erwachsen waren.
Zu den vielfältigen Aktivitäten der Brüder gehörte auch die Zucht und Ausbildung von Hunden für Ausstellungen. Obwohl diese Arbeit Gewinn abwarf, wurde den nicht verkauften Hunden dieselbe Wichtigkeit beigemessen wie denen, die später auf Hunde-Shows prämiert wurden oder ein glückliches Zuhause fanden. Denn diese Hunde blieben auf der Ranch und waren für die Kinder nicht nur Gefährten, sondern wurden auch dazu ausgebildet, sie zu sozialisieren und ihnen dabei zu helfen, Selbstvertrauen zu entwickeln.
Jenseits des Parks führten breite gepflasterte Wege zu Ställen und Reitplätzen, zu weiteren eingezäunten Weiden, zum Nonnenkloster und zu Versorgungsgebäuden, darunter
eines, in dem die Praxis des ansässigen Tierarztes und Einrichtungen zur Hundepflege untergebracht waren.
Pater Tim führte Sam zum Hundebad, öffnete die Tür und sagte: »Ich werde Sie nicht bei Ihrer Begegnung stören. Sie werden Binny leicht erkennen - die Kinder sagen, wenn er ein Schlappohr mehr hätte, wäre er ein Hund.«
Der große Raum enthielt Badebecken, Pflegetische und Trockenkäfige für die Hunde. Ein Golden Retriever saß in einem dieser Föhnkäfige und schaute so jämmerlich heraus, als würde er gefoltert. Ryan rieb adstringierende Salbe in die Ohren eines schwarzen Labradors, der bereits getrocknet war, und ein etwa fünfzehnjähriger Junge mit Down-Syndrom half ihm dabei.
Ryan, der Samantha noch nicht bemerkt hatte, sagte zu dem Jungen: »Sein Halsband ist dort drüben, Rudy. Hol es und bring ihn zu Schwester Josephine zurück.«
Rudy sagte, das würde er tun, doch dann sah er Sam und lächelte. Ryan wusste, was das Lächeln zu bedeuten hatte, und drehte sich um.
Er trug Gummistiefel und eine Gummischürze über einer Khakihose und einem grünen Strickhemd. Sam hatte ihn nie derart unmodisch gekleidet gesehen - und doch hatte er nie eleganter gewirkt.
Da sie unsicher gewesen war, wie es sich anlassen würde, war sie gerührt und glücklich, als sein Gesicht sich unverkennbar freudig aufhellte.
»Da bist du ja«, sagte er. »Mein Gott, du bist da.«
Der Blick, mit dem er sie ansah, trieb ihr Tränen in ihre Augen. Als er das bemerkte, lenkte Ryan sie damit ab, dass er sie erst Rudy und dann Ham vorstellte, dem Labrador, der zu Schwester Josephine zurückgebracht werden musste.
»Unser Rudy hier«, sagte Ryan, »wird später mal ein großartiger Hundepfleger.« Der Junge zog schüchtern den Kopf ein. »Er ist jetzt schon ziemlich gut. Aber er mag den Teil nicht, wo man ihnen die Analdrüsen ausdrücken muss.«
»Igitt«, sagte der Junge.
Als Rudy mit Ham fortging, sagte Ryan: »Lass mich nur schnell dieses Zeug ausziehen und mich waschen. Dann essen wir zusammen zu Mittag. Ich habe das Essen selbst zubereitet.« Er schüttelte den Kopf. »Du bist tatsächlich hier. Geh nicht weg. Aber lass Tinker aus dem Trockner, sie ist fertig. Sie ist mein Hund. Sie kommt mit uns zum Mittagessen.«
Der Retriever war dankbar für die Entlassung aus der Haft und noch dankbarer für die Ohrenmassage und das Kinnkraulen.
Ryan nahm die Schürze ab, hängte sie auf, zog die Stiefel aus, band ein Paar Turnschuhe zu und schrubbte sich dann die Hände und die Unterarme an einem der breiten, tiefen Becken, in denen die Hunde gewaschen wurden.
»Tinker ist wunderbar«,
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