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Racheherz - Roman

Racheherz - Roman

Titel: Racheherz - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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Erscheinen ihres ersten Romans veröffentlichte Samantha ihren dritten. Lexington, Kentucky, zum Abschluss ihrer Lesereise durch einundzwanzig Städte, war keine der üblichen Stationen von Autoren, die die Werbetrommel rühren. Sie hatte ihren Verleger gebeten, nach Atlanta noch diese eine Lesung dranzuhängen, die sie in die Nähe der St. Christopher’s Ranch führen würde und ihr einen Vorwand gab, ihn anzurufen.
    Sie dachte, ihm sei vielleicht weniger wohl dabei, in ein Treffen mit ihr einzuwilligen, wenn sie nur zu dem Zweck vom anderen Ende des Landes anreiste, und er wäre vielleicht entspannter, wenn er glaubte, sie sei rein zufällig in der Gegend. Vor zwei Wochen, als sie ihn angerufen hatte, schien er erfreut, von ihr zu hören, und sie hatte ihn dazu bringen können, sie einzuladen, ohne ihn drängen zu müssen.
    An jenem Morgen mietete sie einen Wagen, fuhr tief in die Bluegrass-Region hinein und nahm nach Möglichkeit Nebenstraßen, denn sie hatte keine Eile. Sie ließ sich von der hügeligen ländlichen Gegend bezaubern, von Meilen über Meilen entlang an schwarzen Bretterzäunen, weißen Bretterzäunen und niedrigen Kalksteinmauern, hinter denen prachtvolle Vollblüter auf naturbelassenen Weiden grasten.
    Die St. Christopher’s Ranch stand auf dreißig Hektar Land. Ihre Wiesen waren so saftig wie alle in der Umgebung und die Pferde auf den Weiden wunderschön, wenn auch keine Vollblüter. Das Haupthaus stand weit von der Landstraße
zurückversetzt, am Ende einer Auffahrt, über der alte Eichen ihre Kronen ausbreiteten.
    Mit seiner breiten, umlaufenden Veranda wurde dieses riesige, aber elegante Herrenhaus - weiß mit schwarzen Verzierungen - von den größten Weidenbäumen, die Sam je gesehen hatte, gegen die schlimmste Junisonne abgeschirmt.
    Sowohl Rampen als auch Stufen führten von den Gehwegen zur Veranda hinauf. Sie nahm die breite Treppe.
    Die geräumige Veranda war mit Schaukelstühlen und breiten, gepolsterten Korbstühlen möbliert. Auf einem davon saß ein sommersprossiger Junge von etwa dreizehn Jahren mit flachsblondem Haar, braungebrannt und barfuß. Er trug Shorts aus Jeansstoff und ein T-Shirt mit dem Aufdruck DOGS ROCK. Er las ein Buch, und da er keine Arme hatte, blätterte er die Seiten mit den Zehen um.
    »He«, sagte er und blickte von seinem Buch auf, »hat Ihnen schon mal einer gesagt, wie hübsch Sie sind?«
    »Das ist schon vorgekommen«, sagte sie.
    »Wie heißen Sie?«
    »Sam.«
    »Mit so einem Namen sollte ein Mädchen auch besser hübsch sein. Wenn ich zehn Jahre älter wäre, würde ich Sie mir nicht durch die Lappen gehen lassen.«
    »Hat dir schon mal jemand gesagt, dass du ganz schon rangehst?«
    »Ist schon vorgekommen«, sagte er und grinste.
    Wie am Telefon geheißen, betrat sie durch eine Tür mit Fliegengitter eine Eingangshalle mit einem hübschen alten Boden aus Walnussholz. Hier waren die Büros der Ranch untergebracht und die Atmosphäre war so entspannt, dass alle Türen offen standen.

    Pater Timothy war in seinem Büro und saß am Schreibtisch, wie man es ihr angekündigt hatte. Er war groß, hatte krumme Schultern und ein Gesicht, das von Sonne und Wind gegerbt war, und er wäre mühelos als Rancharbeiter oder erfahrener Reiter durchgegangen, wenn er keine Mönchskutte getragen hätte.
    »Weil heute Hundewaschtag ist, hatte Binny am Vormittag eine Menge zu tun, und da er sich nicht sicher war, wann genau Sie kommen würden, hat er mich gebeten, Sie zu ihm zu bringen.«
    »Binny«, sagte sie.
    »Ach so, das können Sie natürlich nicht wissen, so nennen wir ihn hier. Schließlich hat er einen bekannten Namen und möchte keine Aufmerksamkeit auf sich lenken. Deshalb nennen wir ihn so, damit er seine Ruhe hat.«
    In ihrem ersten Roman war eine Person vorgekommen, die den Spitznamen Binny trug.
    Pater Tim führte sie durch das Haupthaus und sprach davon, sie in den Park zu bringen, doch dabei handelte es sich eher um einen umbauten Hof, wie man sie oft auf einem Universitätscampus findet. Drei weitere Häuser, die dem ursprünglichen Herrenhaus ähnelten, jedoch neuer waren, umgaben diesen großen gepflasterten Bereich im Schatten eines Eichenwäldchens.
    Im Park herrschte reges Treiben. Kinder in Rollstühlen saßen an niedrigen Tischen und beschäftigten sich mit allen erdenklichen Bastelarbeiten. Eine Gruppe von gehfähigen Kindern in Karateanzügen wurde in asiatischem Kampfsport unterrichtet. Außerdem war eine Vorlesestunde im Gange. Dazu saßen

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