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Racheherz - Roman

Racheherz - Roman

Titel: Racheherz - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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und zitterte wie das Espenlaub im Park.
    Ryan war sich weiterhin vollkommen sicher, dass er noch nie zuvor hier gewesen war. Außerdem war er noch nicht einmal Katholik. Und doch überkam ihn ein Wohlbefinden, das sich nur an heiß geliebten Orten einstellt.
    Dieses Wohlbehagen wärmte und beruhigte ihn jedoch nicht, sondern drängte ihn vielmehr, wieder zu gehen.
    Draußen auf den Stufen brauchte er eine Minute, um seinen unregelmäßigen Atem unter Kontrolle zu bekommen.
    Als er wieder im Park war und auf einer Bank saß, zu der ihn seine wackeligen Beine nur mit Mühe getragen hatten, benutzte er sein Handy, um Wilson Motts ganz spezielle Nummer anzurufen, unter der er rund um die Uhr persönlich zu erreichen war.
    Nachdem er mit Mott gesprochen hatte, rechnete er damit, noch eine ganze Weile hier sitzen zu bleiben, da er viel zu aufgewühlt und schon gar nicht fahrtüchtig war. Doch die Leuchtkraft der Espen, die Laternen mit Pfählen aus schwarzem Eisen und Scheiben aus Eisglas, die schmiedeeiserne Bank, die mit schwarzem Glanzlack überzogen war, und das
Fischgrätmuster des gepflasterten Weges erfüllten ihn mit Sehnsucht nach einer Vergangenheit, an die er sich nicht erinnern konnte, einer Vergangenheit, die er de facto nie erlebt hatte.
    All das war unheimlich und wurde ihm zu viel. Er verließ den Park zwar nicht gerade rennend, aber doch im Laufschritt.
    Nachdem Ryan den Namen seines Hotels in den Navigator des Escalade eingegeben hatte, wies ihm die einschmeichelnde Stimme einer geduldigen jungen Frau trotz mehrerer verpasster Abzweigungen erfolgreich den Weg durch Denver.

21
    In der Bibliothek der Präsidentensuite, hoch über den Dächern von Denver, arbeitete Ryan Perry wie besessen an dem digitalisierten Foto der toten Teresa.
    Das Paket zur fotografischen Analyse versorgte ihn mit zahlreichen Tools, so dass er den Kontrast in den Augen der Leiche erhöhen und die Szene, die sich in den glasigen Oberflächen der Augäpfel widerspiegelte, vergrößern und aufhellen konnte. Einige der Techniken ließen sich miteinander kombinieren. Und wenn der Bereich, dem sein Interesse galt, so enorm vergrößert war, dass er die Auflösung verlor, war der Computer in der Lage, die Pixel zu klonen, bis die Dichte und die Definition des Bildes wiederhergestellt waren.
    Dennoch war es Ryan am Sonntagabend um 19.05 Uhr, als Wilson Motts Agent eintraf, noch nicht gelungen, sich einen Reim auf die Muster aus Licht und Schatten zu machen.
    Als er kurz vor seinem Aufbruch aus dem Park Mott angerufen hatte, um sich bei ihm nach einem vertrauenswürdigen und diskreten Phlebotologen zu erkundigen, dessen Dienste er in Anspruch nehmen konnte, hatte er erfahren, am nächsten käme einem Venenarzt, an den man sich mit dieser Bitte wenden könnte, George Zane. Der war allerdings noch nicht aus Las Vegas nach Los Angeles und in die Büros des Sicherheitsdienstes zurückgekehrt. Bevor er sich von Mott verpflichten ließ, war Zane in der Sanitätstruppe des amerikanischen Heeres für medizinische Versorgung zuständig gewesen und hatte auf Schlachtfeldern im Irak Erste Hilfe geleistet.

    Jetzt streckte sich Ryan mit einem Handtuch unter dem Arm im eleganteren Schlafzimmer der Suite auf einem Bett aus, während Zane eine Venenöffnung vornahm und vierzig Milliliter Blut in acht Röhrchen von je fünf Millilitern entnahm.
    »Ich will auf jedes bekannte Gift untersucht werden«, sagte Ryan.
    »Ja, Sir.«
    »Nicht nur die, von denen bekannt ist, dass sie kardiale Hyperthrophie bewirken.«
    »Wir haben hier in Denver ein Gemeinschaftslabor und zwei Blutspezialisten ausfindig gemacht, die die ganze Nacht daran arbeiten werden. Fragen Sie lieber nicht, was das kostet.«
    »Die Kosten sind mir egal«, versicherte Ryan Zane.
    Zu den besten Dingen, die ernstzunehmender Reichtum mit sich brachte, gehörte, dass man haben konnte, was man wollte, und zwar dann, wenn man es wollte, vorausgesetzt, man kannte die richtigen Dienstleistungsanbieter - wie zum Beispiel Mott Wilson. Und selbst wenn die Bitte noch so ausgefallen war, zog niemand eine Augenbraue hoch und jeder behandelte einen mit allergrößtem Respekt, zumindest im persönlichen Umgang.
    »Ich will auch auf Drogen untersucht werden. Einschließlich, nein, insbesondere auf Halluzinogene und Mittel, die als Nebenwirkung Halluzinationen oder Sinnestäuschungen hervorrufen können.«
    »Ja, Sir«, sagte Zane und legte das vierte Röhrchen zur Seite. »Mr Mott hat mir das alles bereits

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