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Racheherz - Roman

Racheherz - Roman

Titel: Racheherz - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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Zeit der Fall gewesen war, als er in The Wild Bunch - Sie kannten kein Gesetz und Network mitgespielt hatte.
    »Hör zu, Kumpel, ich hatte Probleme mit dem Alkohol. In Europa bin ich mal betrunken Auto gefahren, hatte einen Unfall und habe einen unbeteiligten Passanten getötet.«
    Selbst wenn es Luft gegeben hätte, die ihm das Reden ermöglichte, hätte Ryan nicht gewusst, was er auf diese unerwartete Bemerkung des Schauspielers antworten sollte.
    Die andere Gestalt war zwar noch fern, kam aber am Ufer stetig näher.
    »Sei kein Blödmann, Dotcom. Das ist sie nicht. Du kommst mit mir.«
    Ryan folgte Holden durch die lange und ermüdende Nacht fort von der unbarmherzigen Gestalt. Sie umkreisten gemeinsam den schwarzen See, wie sie in Filmen vielleicht versucht hätten, indianischen Kriegern oder deutschen Soldaten auszuweichen, und Ryan fand, er sollte dem Schauspieler zu seiner Darstellung in Boulevard der Dämmerung gratulieren oder ihn um ein Autogramm bitten, aber er sagte nichts und Holden sprach auch nicht mehr mit ihm.

29
    Als die Feiertage näher rückten und schließlich anbrachen, fand Ryan Gründe, die Anzahl der Abende, die er mit Samantha verbrachte, auf ein Mindestmaß zu beschränken. Er verbrachte gerade genug Zeit in ihrer Gesellschaft, um zu verhindern, dass sich in ihr der Verdacht regte, er meide sie absichtlich.
    Er liebte sie leidenschaftlicher, als er früher geglaubt hatte, einen Menschen jemals lieben zu können, und er wollte mit ihr zusammen sein. Aber da sie ihn so leicht durchschaute, machte er sich Sorgen, sie würde aus einer unbedachten Bemerkung oder seinem unschuldigsten Gesichtsausdruck exakt folgern, dass er insgeheim den Arzt gewechselt hatte und jetzt zu Hobb ging.
    Er wollte nicht mit ihr streiten, aber die Aussicht auf eine Auseinandersetzung erschreckte ihn weniger als die Gewissheit, dass sie enttäuscht von ihm sein würde. Er brauchte ihre Anerkennung wie eine Rose den Regen.
    Im Lichte seiner gesundheitlichen Verfassung konnte Ryan nicht nur zu der üblichen Ausrede der Vorweihnachtszeit Zuflucht nehmen, er sei bereits vor einiger Zeit diverse Verpflichtungen eingegangen, sondern auch zu vermeintlichen Reaktionen auf die Medikamente - Übelkeit, Kopfschmerzen, Schlaflosigkeit, Launenhaftigkeit -, die gelegentlich sogar zutrafen.
    Wenn sie zusammen waren, versuchte er sie zu bezaubern, sie für sich einzunehmen, sie zu unterhalten und eher Winky
als Dotcom zu sein, ohne durchscheinen zu lassen, wie viel Mühe ihn das kostete. Bei ihr fiel ihm das leichter als bei anderen Menschen, da sie allein schon durch ihr Naturell immer seine besten Seiten zum Vorschein brachte. Er hatte schon immer Anklang bei ihr finden wollen, auch ehe er etwas vor ihr zu verbergen hatte.
    Seit seiner Diagnose im September hatte die Krankheit ihr vielleicht nicht ganz so viel abverlangt wie den psychologischen Preis, den Ryan zu bezahlen hatte, aber die Folgen für sie wogen doch schwer genug, um ihr die Zeit und Hingabe zu rauben, die sie brauchte, um zu schreiben. Ihr Roman hatte an Schwung verloren. Sie hatte keine Schreibblockade, aber sie stand hoch oben auf einem trockenen Ufer, weit über jeder Hoffnung eines kreativen Schaffensrausches.
    Jetzt konnte sie mehr Zeit auf ihre Arbeit verwenden, da Ryan seltener mit ihr zusammen war. Als sie wieder im Schreiben aufging, kam ihre Begeisterung für den Roman Ryans Täuschungsmanövern zupass. Wenn sie über lange Strecken arbeitete und es gut lief, war sie beschwingt und wunderte sich nicht so schnell darüber, wie viel Zeit sie getrennt verbrachten.
    Jede Woche oder einmal in zehn Tagen reiste Ryan mit Limousine und Chauffeur nach Beverly Hills, um sich von Dr. Hobb untersuchen zu lassen, der darauf beharrte, den Zustand seines Herzens laufend zu überwachen. Mit jedem Besuch wuchs seine Überzeugung, dass er die richtige Entscheidung getroffen hatte, als er sich diesem hingebungsvollen Mann zugewandt hatte.
    Ein paar unerfreuliche Nebenwirkungen der Medikamente führten bei Ryan zu vorübergehendem Unbehagen, doch er erlitt keinen der schmerzhaften Anfälle, keine Herzrhythmusstörungen
und auch nicht die Atemnot, die ihn früher geplagt hatte. Das sprach für die Überlegenheit von Dr. Hobbs Behandlungsmethoden, aber es bewies auch, wie klug Ryan gehandelt hatte, als er seine medizinische Versorgung auf eine Weise selbst in die Hand genommen hatte, die jedem, der ihm insgeheim Böses wünschen mochte, einen Strich durch die Rechnung

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