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Racheherz - Roman

Racheherz - Roman

Titel: Racheherz - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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kommen.«

    Nach einer zweistündigen Fahrt in dem Leihwagen mit Naraka am Steuer, der die Limousine stumm und ernst lenkte, kehrte Ryan nach Hause zurück.
    In Dr. Hobbs Praxis war ihm ein leichtes abgepacktes Mittagessen serviert worden, aber er hatte nicht zu Abend gegessen. Er kramte im Kühlschrank und stellte sich eine improvisierte Mahlzeit zusammen.

    Lee und Kay Ting waren jetzt außer Dienst und hielten sich in ihren privaten Räumlichkeiten auf, und was sie dort taten, interessierte ihn nicht. Er verdächtigte sie nicht länger einer Verschwörung gegen ihn.
    Und wenn er doch noch einen klitzekleinen Verdacht gegen sie hegte, dann machte er sich keine Sorgen mehr, dass sie ihm weiteren Schaden zufügen könnten. Er hatte sein Schicksal in die Hand genommen und niemand in seinen üblichen Kreisen wusste, dass er die Initiative ergriffen hatte.
    Dr. Hobb mochte seinen neuen Patienten zwar für exzentrisch oder Schlimmeres halten, doch er hatte sich bereiterklärt, Ryans Wunsch nachzukommen und Samar Gupta nicht davon zu unterrichten, dass Ryan jetzt von einem neuen Kardiologen behandelt wurde.
    Seit sieben Jahren war Ryan nur noch bei sich selbst versichert, weil er nicht nur die Bürokratie der Versicherungen und Behörden verabscheute, sondern auch den endlosen Papierkram des Gesundheitswesens. Ein Scheck über $ 100 000, den er Dougal Hobb als Honorarvorschuss unterschrieben hatte und der auf alle künftigen Kosten angerechnet würde, hatte in die üblichen Vertragsabreden mit Ärzten eine gewisse Entspannung gebracht.
    Er hatte vor, seine regelmäßigen Termine bei Dr. Gupta weiterhin einzuhalten, würde jedoch keinen der Ratschläge befolgen und keines der Medikamente nehmen, die er von dem Arzt erhielt.
    Ryan hatte Gupta zwar ebenso wenig in Verdacht wie Lee und Kay Ting, doch wenn Gupta wüsste, dass er Hobb hinzugezogen hatte, würde der die Neuigkeit an Forry Stafford weitergeben, und Forry - oder seine Frau Jane - würde es Sam erzählen.

    Er hielt Forry für einen Freund. Aber Freundschaften erlitten ständig Schiffbruch. Ein Bruder ging auf den anderen los, so war es schon seit den Zeiten von Kain und Abel, und in diesem barbarischen Zeitalter kamen Konflikte noch häufiger vor und wurden ebenso brutal ausgetragen.
    Und obwohl sein Herz zu der unerschütterlichen Überzeugung gelangt war, dass Samantha ihm gegenüber aufrichtig war und ihn niemals verraten könnte, und obwohl sein Verstand seinem Herzen weitgehend zustimmte, erinnerte er sich noch gut an das, was sie erst kürzlich beim Abendessen gesagt hatte.
    Wenn du mich so durch und durch kennen würdest, wie ich dich kenne, könnte es sein, dass du mich nicht lieben würdest.
    Er liebte sie, wie er nie einen anderen Menschen geliebt hatte, und er vertraute ihr, wie er es sich bisher bei keinem anderen Menschen gestattet hatte. Aber es war nun einmal so, dass diejenigen, die liebten und vertrauten, unvergleichlich viel angreifbarer waren als andere.
    Menschen sind so dermaßen komplizierte Geschöpfe, die einen zur Verzweiflung treiben können - da ist es eine Seltenheit, einen von ihnen vollständig zu kennen, bis ins Mark, und ihn trotzdem zu lieben. Vielleicht war das ehrlicher, bekennender und liebevoller als alles gewesen, was jemals zuvor ein Mensch zu ihm gesagt hatte.
    Aber in seiner derzeitigen Bedrängnis, die sich so leicht zu Verzweiflung hochschaukeln konnte, durfte er die Möglichkeit, dass ihre Worte einen meisterhaften Akt der Manipulation darstellten, nicht gänzlich ausschließen.
    Er mochte sich im Moment nicht besonders. Es konnte gut sein, dass er sich lange Zeit nicht mögen würde. Aber er mochte sich zumindest genug, um weiterleben zu wollen.

    Er zog es vor, sein Abendessen - Zaatar-Cracker mit zypriotischem Halloumikäse, schwarzen Oliven, aufgeschnittener armenischer Soujoukwurst und kaltem Spargel - auf einem Hocker an der kleineren der beiden Kücheninseln nur beim Licht der Abzugshaube über dem Herd einzunehmen. Zum Nachtisch aß er noch eine Birne und eine Handvoll Pistazien.
    Er hatte den Verdacht, in den bevorstehenden Wochen und Monaten mehr Mahlzeiten allein einnehmen zu müssen, als ihm lieb sein konnte.
    Nachdem er die Etiketten auf jedem der fünf Medikamente gelesen hatte, die ihm Dr. Hobb mitgegeben hatte, nahm er die Tabletten vorschriftsgemäß.
    Oben in seinem Schlafzimmer steckte er den Funknotrufsender in die Ladestation und stellte sie so dicht neben seinem Bett auf den Nachttisch, dass er in

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