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Rachekind: Thriller (German Edition)

Rachekind: Thriller (German Edition)

Titel: Rachekind: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Clark
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ihm lästig. Angeblich ist ihm Stevies Gerede über meine Heldentaten auf die Nerven gegangen. Jedenfalls hat er sich über mich lustig gemacht, und dann …«
    »Stevie hat George verteidigt.« Marys Worte klangen monoton, als zähle sie die Maschen des Pullovers, den sie gerade strickte. »Er muss schrecklich ausgerastet sein, er soll sogar eine Vase in den Fernseher geworfen haben.«
    »Und dann hat dieses miese Dreckstück Stevie krankenhausreif geprügelt. Ich habe die Bilder gesehen. Und als er mit ihm fertig war, hat er bei Marys Schwester weitergemacht.« Georges Atem ging stoßweise. »Ich hätte ihn umbringen müssen. Es ist nicht recht, dass dieser Drecksack noch atmet.«
    »Schsch, George. Du weißt, das hätte niemandem etwas gebracht.«
    »Und was ist dann mit Stevie passiert?«
    »Sie haben ihn in ein Heim gesteckt. Nach ein paar Tagen, als er das Krankenhaus verlassen konnte. Seine Tante lag noch auf der Intensivstation, sie hatte einen Milzriss.«
    Georges Atem hatte sich wieder beruhigt. »Und von dort ist er verschwunden. Einfach abgehauen. Keiner weiß, warum. Er ist nie wieder aufgetaucht. Wir haben jahrelang gesucht. Mit Privatdetektiven. Allein. Wir sind jeder Spur gefolgt. Alles vergebens. Immer erst die Hoffnung, diese verfluchte Hoffnung. Die Aufregung und dann der Sturz ins Bodenlose, wenn man wieder merkt, dass … Und dann hatte Mary ihren … Unfall.«
    Er verstummte und starrte hilflos auf seine Hände hinab.
    Hanna sagte nichts. Sie begann zu begreifen, was in Mary vorgegangen sein musste, als sie sich das Leben nehmen wollte. Sie verstand, dass diese Achterbahnfahrt zwischen Hoffnung und Enttäuschung zu rasant für Marys verwundete Seele gewesen war.
    »Ich habe daraufhin die Suche beendet und Stevie komplett aus unserem Leben gestrichen. Ich habe alle Fotos weggeräumt. Sein Zimmer neu eingerichtet. Ich wollte uns eine Chance auf ein Leben ohne ihn geben. Mary hat mich dafür gehasst, aber Stevie war inzwischen alt genug, um zu uns zurückzufinden, wenn er noch lebte.« Er sah Mary an. »Was hätte ich sonst tun sollen? Zusehen, wie du dich zerstörst? Dich auch noch verlieren?«

52
    Der altersschwache Computer in Georges Arbeitszimmer arbeitete diesmal langsam. Hanna lehnte sich in dem abgewetzten Lederstuhl zurück und wartete darauf, dass der Bildschirm sich neu aufbaute. Georges Geschichte ließ sie nicht los. Wäre Mary zu Hause geblieben, hätten sie nach Georges Genesung ein ganz normales Leben führen können. Wie oft musste sie sich gewünscht haben, die Uhr zurückdrehen zu können, um an diesem Scheidepunkt einen anderen Weg einzuschlagen.
    Wie absurd das Leben doch war. Welch banale Kleinigkeiten das Zickzackmuster bestimmten, in dem man durchs Leben wanderte. Hätte sie eine Minute länger mit dem Taxifahrer geredet, wäre Lilou wahrscheinlich gestorben, und sie müsste sich ein Leben lang fragen, ob sie ihr Kind hätte retten können, wenn sie dem Taxifahrer kein Autogramm gegeben hätte.
    Endlich erschien die Mitteilung, dass die Fotos hochgeladen worden waren. Hanna klickte auf Steves Facebook-Seite und überflog ihre Textänderungen. Auf dem Foto konnte man beide Steves gut erkennen. Im Text hatte Hanna den Namen des Heims angegeben und das Jahr, in dem das Foto entstanden war. Es klopfte. Hanna drehte sich um und sah George das Zimmer betreten.
    »Mary schläft. Das hat sie alles ziemlich mitgenommen. Soll ich dir eine Pastete aufwärmen?«
    »Danke. Ich habe vorhin bei Lilous Abendessen genascht.« Hanna legte ihre Hände in den Schoß. »George?«
    »Ja?«
    »Darf ich dir Fragen zu Grace Manor Home stellen?«
    Sein Gesicht verschloss sich. »Es war ein schlechtes Heim.«
    »Warum? Was ist dort passiert? Ich habe gegoogelt. Es existiert nicht mehr. Es ist heute ein Hotel mit einem Vergnügungspark. Grace Manor Hotel. Es wurde umgebaut, nachdem es vor knapp zehn Jahren wegen Sicherheitsmängeln geschlossen worden ist. Der Umbau wäre für die Kommune zu teuer geworden. In dem Artikel wird das Heim über den Klee gelobt, und das Hotel wird als besonders empfehlenswert für Familien angepriesen. Als Kinderparadies.«
    »Ha.« George stieß ein wütendes Schnauben aus. »Gelobt! Sag das mal den ehemaligen Heimkindern. Nach Jahren habe ich einen Freund von Stevie ausfindig gemacht. Er hat mir erzählt, wie es wirklich dort zuging. Luke Myers. Ist von dort abgehauen, kurz bevor Stevie verschwand. Er war der Einzige, der sich getraut hat, den Mund aufzumachen.«
    »Was

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