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Rachekind: Thriller (German Edition)

Rachekind: Thriller (German Edition)

Titel: Rachekind: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Clark
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Meile – Nächste Ausfahrt.
    »Ist das das ehemalige Heim?«
    Ohne zu antworten, drückte George das Gaspedal durch.
    »Können wir dort anhalten? Ich würde es mir gerne einmal ansehen.«
    Wieder reagierte er nicht.
    »George?«
    »Wir haben keine Zeit mehr.« Die Tachonadel war inzwischen weit über die erlaubte Höchstgeschwindigkeit gestiegen.
    »Es liegt auf dem Weg.« Sie passierten ein zweites Hinweisschild. Riesengroß und mit einer bunten Zeichnung des Hotels. Einem imposanten viktorianischen Herrenhaus, neben dem ein mächtiger Dinosaurier und ein Karussell abgebildet waren. »Bitte! Es sind keine zweihundert Meter Umweg. Wir könnten dort ein Flugblatt abgeben.«
    »Nein!« Georges Kopf war hochrot, an seiner Stimme merkte Hanna, dass er sich mühsam beherrschte, um nicht loszubrüllen. Er raste mit fast hundert Meilen an der Ausfahrt vorbei. »Niemand, der in dem Heim gewesen ist, wird je einen Fuß in dieses Hotel setzen. Niemand. Hörst du? Dort findest du ihn nicht. Kapier das doch.«
    Der Rest der Rückfahrt nach Combe Martin verlief schweigend. Kurz nach der Ausfahrt hatte George das Tempo gedrosselt und hielt sich seitdem an die vorgeschriebene Geschwindigkeit. Sein Ausbruch hatte sie erschreckt. Er war so unvermittelt gekommen wie damals, als sie ihm Steves Foto gezeigt hatte und er sie fast aus dem Haus geworfen hätte. Hanna beäugte George von der Seite. Sein Profil war unergründlich. Der Blick auf die Straße gerichtet. Die Lippen zusammengekniffen, als müsste er mit aller Gewalt Worte in seinem Mund verschließen. Wie konnte jemand nur auf der einen Seite von so unfassbarer Fürsorglichkeit sein und dann plötzlich explodieren wie ein Vulkan, unberechenbar und Furcht einflößend.
    Combe Martin war auf seiner Route nicht eingezeichnet gewesen, da es etwas über dreißig Kilometer von dem Heim entfernt lag, dennoch bog er jetzt ab und fuhr zur Borough Road, der Hauptstraße, die direkt zur Uferpromenade führte. Er suchte einen Parkplatz und manövrierte das Auto mit einem eleganten Schlenker in die Lücke.
    »Lass uns die letzten Blätter hier verteilen. Morgen ist hier großer Markt, da kommen die Leute aus der ganzen Gegend, um einzukaufen.« Seine Stimme war wieder völlig ruhig. Er benahm sich, als sei nichts gewesen. Gelassen stieg er aus dem Auto und öffnete die Beifahrertür. Nebeneinander liefen sie die Promenade entlang. Gezielt wählte George bestimmte Läden aus und instruierte die Ladenbesitzer dahingehend, das Flugblatt gut sichtbar in ihrem Laden anzubringen und Hanna sofort zu informieren, sollte jemand darauf reagieren. In dem Souvenirladen, aus dem Lilous Wal stammte, nahm George sie zur Seite.
    »Das ist Wally.« Er deutete auf den untersetzten Mann Ende fünfzig hinter der Kasse. »Wenn hier in der Gegend etwas passiert, dann weiß Wally das als Erster. Er ist die größte Tratsche in ganz Devon, aber er weiß auch, wann er sein Maul halten muss … Und er ist mein Freund. Wenn du nach unserer Abreise Hilfe brauchst, dann wende dich an ihn.«
    Hanna sah zu Wally, der gerade seinen gewaltigen Bauch hinter die Ladentheke schob, und dann wieder zu George.
    »Wally ist dein Mann. Vertrau mir.« Er legte seine Hand auf ihre Schulter und schob sie sanft durch den Laden zur Kasse.
    »Na, du Stinktier, nimmst du wieder arglose Touristen aus?« George reichte Wally die Hand und schüttelte sie kräftig.
    »Schön wär’s, aber die Touristen sind auch nicht mehr, was sie mal waren. Früher haben die im Urlaub ihr Geld rausgehauen, heute hocken die auf ihren Kröten, als wären sie kurz vorm Hungertod.« Wally nahm ein Bündel Geldscheine aus der Kasse und zählte sie. Dann wandte er sich mit einem breiten Lächeln an Hanna. »Schön, dass du George und Mary besuchst. Deine Tochter hat es Mary ziemlich angetan.« Er schnitt eine Grimasse. »Sie spricht von nichts anderem als deinem Wunderkind. Wüsste ich es nicht besser, würde ich glauben, es wäre ihr Enkel. Zum Glück lieben wir Mary so sehr, sonst hätte sie längst Sprechverbot bekommen.«
    »Wally …«, unterbrach George ihn warnend.
    »Was denn? Als meine Brenda und ich Großeltern geworden sind, ist Brenda ja auch erst mal zu einer ewig gurrenden und flötenden stolzen Oma mutiert, aber gegen Mary war das ja noch gar nichts …« Er zwinkerte Hanna zu. »Da pass man auf, dass Mary dir deinen Schatz nicht noch abschwatzt oder dich …«
    »Wally! Es reicht!« Georges Stimme schnitt Wally mit einem donnerähnlichen Grollen

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