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Rachekind: Thriller (German Edition)

Rachekind: Thriller (German Edition)

Titel: Rachekind: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Clark
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Handtasche im Fußraum. Seit sieben Stunden waren sie jetzt unterwegs. Aber wenigstens hatten sie fast alle Flugblätter in den örtlichen Pubs und Läden verteilen können.
    George startete den Motor.
    »Danke«, sagte Hanna, während sie sich anschnallte. »Das hätte ich allein nie in der Zeit geschafft.« Er musste damals wirklich als Held gefeiert worden sein. Der Respekt, den man ihm allerorts entgegenbrachte, war außergewöhnlich.
    »Schon gut.« George brummte die Antwort fast unverständlich vor sich hin, und Hanna verstand, dass er keinen weiteren Dank wünschte.
    Typisch George. So typisch wie sein generalstabsmäßiger Auftritt heute früh, als er, einen roten Marker in der Hand, auf der Karte die Route einzeichnete, die sie abfahren sollten, um die optimale Reichweite für das Flugblatt zu erzielen. Er hatte das Heim als Ausgangspunkt genommen und einen Radius von zwanzig Meilen gewählt.
    »Schade, dass ihr übermorgen schon abreist. Das wird ganz komisch sein, ohne euch in eurem Haus zu wohnen.« Sie wünschte, George und Mary würden ihre Abreise verschieben. Sie konnte sich das Cottage ohne sie nicht vorstellen. Lilou und sie würden die kleinen Räume nie mit dem Leben füllen können, das Mary und George ihnen durch ihre pure Anwesenheit einhauchten. Das Wort Aura kam ihr in den Sinn. Mary und George hatten beide eine starke Ausstrahlung. Man spürte, wenn sie in einem Raum waren. Es war, als würde sich die Energie mit ihrem Eintreten verändern. Aura. Energie.
    Obwohl sie sich dagegen sträubte, drängte sich die Erinnerung an den Besuch bei Ariane in ihre Gedanken.
    Zwei fremde Einflüsse hängen an Lilous Aura … zwei Gestalten, die nicht loslassen …
    Zwei.
    Wieder sah sie Ariane vor sich, wie sie keuchend den Schal wegschleuderte.
    So viel Wut. So viel Hass.
    Stevies Schal. Lilous ungewöhnliche Liebe zu Mary.
    Hanna presste die Zeigefinger an ihre Schläfen, versuchte ihre Gedanken wegzudrücken. Doch sie kamen trotzdem. In Wellen, so schnell aufeinander, dass eine die nächste überrollte. Der Brei in Britts Haaren, der Schal in Lilous Bett, der Schlüssel im Stiefel, das gehässige Kichern, wenn Lilou mit Om allein sein wollte, das Buddeln im Sand, die lateinischen Spinnennamen, die Liebe zu Mary, die Freundschaft mit Om, die Worte Grace Manor Home …
    »Mach dir keinen Kopf«, sagte George mit einem Seitenblick auf Hanna. »Wenn wir erst einmal weg sind, wirst du dich in unserer Hütte genauso wohlfühlen wie jetzt.«
    Sie war froh, dass George sie aus ihren Gedanken gerissen hatte. »Fahrt ihr wirklich jedes Jahr nach Spanien?«
    »Ja.« George setzte den Blinker und reihte sich in den zunehmenden Berufsverkehr ein.
    »Immer an denselben Ort?«
    »Ja, Maspalomas auf Gran Canaria.«
    »Da ist es noch ziemlich warm, oder?«
    George zuckte die Schultern. »Mir ist hier nicht kalt. Meinetwegen müssten wir nicht monatelang nach Spanien. Aber Mary braucht das. Gegen ihr Rheuma. Seit dem Unfall hat sie immer wieder starke Anfälle. Ihre Hände … Sie spielt es herunter, aber ich merke es ihr an.«
    »Gibt es keine Medikamente dagegen?«
    »Doch, aber die Nebenwirkungen sind nicht akzeptabel. Ein paar Jahre lang hat der Arzt sie auf Morphium gesetzt, aber dieses Teufelszeug zerstört einen Menschen. Anfangs merkst du es gar nicht, aber irgendwann wunderst du dich darüber, was mit der Person an deiner Seite passiert.« George betätigte die Scheibenwaschanlage und säuberte die Frontscheibe. »Sie wird ein anderer Mensch.«
    »So schlimm? Was hat es mit Mary denn angerichtet?«
    »Schwere Depressionen. Somnolenz.«
    »Und in Spanien braucht sie das nicht?«
    »Nein. Da ist es warm und trocken, da hat sie noch nie einen Schub gehabt. Hier dagegen ist es im Herbst am schlimmsten. Wenn wir den Herbst ohne Schub schaffen, kommt sie durch den Winter, sogar hier.« George wandte ihr sein Gesicht zu. Sein Blick war eindringlich, und er betonte seine nächsten Worte, als hätte er Hannas heimlichen Wunsch erraten. »Mary muss jetzt fahren. Nicht in zwei oder drei Wochen. Wenn der Schub erst mal da ist, hilft die Sonne auf Gran Canaria auch nicht mehr.«
    Hanna nickte. Sogar sie kämpfte mit der kühlen Feuchtigkeit, die durch die Kleider drang und sie von innen auszukühlen schien, sobald sie das Haus verließ.
    George erreichte die ausgebaute Landstraße und beschleunigte. Im Vorbeifahren sah Hanna ein großes braunes Hinweisschild auf ein Hotel. Grace Manor Hotel – Fun-Park und Dinosteig – 1

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