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Rachekind: Thriller (German Edition)

Rachekind: Thriller (German Edition)

Titel: Rachekind: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Clark
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als Luke mir gesagt hat, dass Marcus tot ist.
    Erst Marcus.
    Dann Luke.
    Heute Steve.
    Jetzt bin ich allein. Ich vermisse sie. Marcus, Luke und Steve.
    Ja, sogar Steve. Ich vermisse es, wie er plötzlich vor mir steht, einfach nur dasteht und nichts sagt. Wie er mich erwartungsvoll anstarrt, als ob ich der beschissene Weihnachtsmann wäre. Bis ich sage, ey, was los, Mann?, und er nur die Schulter zuckt und sagt: Nichts. Und dann fragt er mich, was ich mache, und ich sage, siehst du doch, ich hör dem Gras beim Wachsen zu, und er setzt sich zu mir, und dann hören wir zusammen dem Gras beim Wachsen zu und sind zufrieden.
    Jetzt hat das Gras aufgehört zu wachsen.
    Ich wünschte, ich hätte Steves Plan abzuhauen ernst genommen. Ich hätte mitgehen sollen. Er hat keine Chance da draußen. Und selbst wenn er es bis zu den Nachbarn schafft, dann wird ihn der Alte dort bald einsacken. Der hat die Bullen schon alarmiert, und die haben uns gefragt und ganz dringend getan. Der Alte hat behauptet, Steve braucht dringend eine bestimmte Medizin, sonst überlebt er nicht. Das ist gelogen. Ich habe Steve noch nie was nehmen sehen. Er wollte nur, dass wir ihn verraten.
    Der Alte ist noch wütender als bei Luke. Gestern hat er das Abendessen gestrichen. Komplett. Ich möchte nicht wissen, was Steve erwartet, wenn er gefunden wird. Der Alte macht ihn alle. Kommt wohl nicht so gut bei den Behörden, wenn so kurz nacheinander zwei von seinen Zöglingen die Biege machen. Jedenfalls hat er die Sicherheitsvorkehrungen verschärft. Nachts sind die Zimmer von außen abgeschlossen, und wenn wir mal müssen, haben wir Eimer im Zimmer, in die wir pissen sollen.

51
    Die Stille in der Küche war unerträglich. Hanna erahnte die Schuld, die George und Mary in ein unsichtbares Gefängnis sperrte, aus dem es kein Entrinnen gab. Nicht die letzten zwanzig Jahre, nicht heute, nicht in diesem Leben. Mary wiegte ihren leicht gebeugten Oberkörper vor und zurück, als müsse sie Lilou mit ihrem Körper vor der Grausamkeit dieser Welt beschützen. Ihr Gesicht war steinern. Kein Zucken der Lippen, kein Wimpernschlag. Es war, als hätte sie eine Totenmaske aufgesetzt, die zu lösen sie nie wieder in der Lage sein würde. Schließlich räusperte sich George.
    »Es war im Januar neunzehnhunderteinundneunzig«, begann er, ohne Hanna anzusehen. »Ich war im Golfkrieg und wurde bei einem Gefecht schwer verletzt.«
    »Du warst Soldat?«, fragte Hanna erstaunt.
    »Ja. Bevor ich Mary kennengelernt habe, war ich sogar einige Jahre in Deutschland stationiert.« Seine Hände schlossen sich zu Fäusten und öffneten sich wieder, dann verschränkte er sie ineinander, als müsste er sich selbst festhalten. »Wie gesagt, ich wurde schwer verletzt. Die Ärzte wussten nicht, ob ich es schaffen würde. Da haben sie Mary angerufen. Sie haben ihr gesagt, dass ich wohl die nächste Woche nicht überleben werde und auch nicht transportfähig sei.«
    In Marys Gesicht regte sich noch immer kein Muskel.
    »Ich hätte nie zugelassen, dass Mary informiert wird.« Er löste seine Hände und suchte Marys Blick. »Niemals hätte ich das zugelassen.«
    »Nein, das hättest du niemals zugelassen.« Es war Mary, die sprach, doch es war nicht ihre Stimme, die fremd und brüchig die Worte formte. »Es war meine Entscheidung, zu dir zu fliegen. Ganz allein meine Entscheidung.«
    »Du bist George in ein Kriegsgebiet gefolgt?« Hanna runzelte die Stirn. »Wie alt war Stevie?«
    »Vierzehn. Ich war nicht transportfähig. Mary hatte Angst, ich könnte sterben, ohne dass sie sich von mir verabschieden konnte. Sie hat so lange Terror gemacht, bis sie eine Sondergenehmigung bekam.«
    »Ich wusste nicht, dass Zivilisten in Kriegsgebiete nachreisen dürfen.«
    »Es war eine Sondergenehmigung«, sagte George.
    »George hat zweiundzwanzig Soldaten gerettet und dabei sich selbst geopfert. Er war ein Held. Man wollte ihm eine Ehre erweisen.« Noch immer klang Marys Stimme fremd. »Es sollte eine Reise von drei Tagen sein. Stevie kam zu meiner Schwester. Er wollte unbedingt mit, aber das habe ich natürlich nicht erlaubt.«
    »Und dann ist Marys Konvoi gekidnappt worden. Sie wurde fast drei Monate als Geisel festgehalten. Ich habe nichts davon mitbekommen. Die Ärzte hatten mich in ein künstliches Koma versetzt.«
    »Und Stevie? Er war doch bei deiner Schwester?« Hanna schaute fragend von Mary zu George.
    »Sie hatte einen Freund«, presste George mühsam hervor. »Ein mieses Dreckschwein. Stevie war

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