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Rachekind: Thriller (German Edition)

Rachekind: Thriller (German Edition)

Titel: Rachekind: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Clark
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nachzugeben drohten. Sie könnte die anderen Gäste wecken. Sich Hilfe holen. Sie dachte an die fünf älteren Paare im Speisesaal, und ihre Hoffnung schwand. Sie konnten irgendwo einquartiert sein. Martens Zimmer lag zwei Stockwerke über ihr. Du musst weg von hier! Hilfe holen!
    Auf Zehenspitzen bewegte sie sich Richtung Treppe, als die nächsten Worte sie wie eine Bombe trafen. Sie stoppte und konzentrierte sich ganz auf die Stimmen.
    »Du bist unfair. Der Plan hat perfekt funktioniert. Sie hat die Suche nach Tom abgebrochen, nachdem sie das Tagebuch gelesen hat«, verteidigte sich Linus.
    »Das Tagebuch!«, brauste der Alte auf. »Ich verstehe bis heute nicht, wie du dir von Tom das falsche hast andrehen lassen können.«
    »Er hat es aus einer Schatulle mit Fotos von hier genommen. Du hättest auch gedacht, dass es das richtige ist. Und außerdem war damals nicht die Zeit, das Scheißbuch durchzulesen. Ich musste ihn schließlich loswerden. Endgültig loswerden.«
    Er hat Tom getötet! Hanna unterdrückte einen Aufschrei. Tom hat mich zu seinem Mörder geführt! Und der würde keine Sekunde zögern, auch Lilou und sie zu töten.
    »Wo ist nur diese Frau mit ihrem Gör hin?«, fragte der Alte ungeduldig. »Schau nach, ob sie im Zimmer von dem Vanderhoven ist, und versau es diesmal nicht.«
    Hanna sah sich panisch nach einem Versteck um. Der Flur bot keinerlei Schutz.
    »Mama«, wimmerte Lilou.
    »Schsch.«
    Sie vernahm schnelle Schritte, die sich der Zimmertür näherten, und rannte los.
    »Da ist sie!«, hörte sie Linus rufen.
    »Was wartest du dann noch?«
    Hanna raste zur Treppe. Sie nahm immer zwei Stufen auf einmal. Hinter ihr polterten Linus’ Stiefel über die Steinstufen. In der Rezeption sah sie sich um. Die Theke. Die Sofas. Der Speisesaal. Der Ausgang zum Garten. Sie hatte nicht genug Zeit, um die Eingangstür ohne Schlüssel zu öffnen. Das Schloss war zu kompliziert. Sie musste sich verstecken, um Zeit zu gewinnen. Linus war an der letzten Stufenreihe angekommen. Sie rannte zum Speisesaal. Die Tür war nicht verschlossen. Blitzschnell zwängte sie sich mit Lilou durch die halb offene Tür in den Saal und schloss die Tür so leise wie möglich. Das Geräusch des Einrastens ging in dem Klappern von Linus’ Stiefeln unter. Hanna ging neben der Tür in die Knie, um nicht durch die Glaspaneele gesehen zu werden. Sie legte Lilou auf ihrem Bein ab und zog den Dietrich aus dem Schlüssel. Dann ließ sie ihn lautlos in das Schloss gleiten und ertastete den Mechanismus. Sie hörte unregelmäßige Schritte. Laufen. Stehen. Wieder Laufen. Stehen. Er suchte sie in der Halle. Dann lief er zur Eingangstür und rüttelte daran. Sie vollführte eine winzige Bewegung, der Mechanismus rastete mit einem Klicken ein, das von Linus’ Rütteln übertönt wurde. In gebückter Haltung schlich Hanna zu den Fenstertüren, die hinaus in den Garten führten. Die Beleuchtung, die ihn zuvor für die Essensgäste in romantisches Licht getaucht hatte, war jetzt abgeschaltet. Der Garten lag stockdunkel vor ihr. Nur das Rauschen der Äste im Sturm verriet, dass die Dunkelheit vor ihr einen alten Park mit Bäumen beherbergte. Hanna arbeitete sich zur letzten Tür vor, um so viel Abstand wie möglich zwischen sich und den Eingang des Speisesaals zu bringen. Schritte näherten sich. Dann lautes Rütteln.
    »Hast du die Tür zum Speisesaal abgesperrt?«
    Der Alte musste inzwischen in der Rezeption angekommen sein. »Wie denn, du Idiot!«, brüllte er. »Es gibt keinen Schlüssel!«
    Das Rütteln verstärkte sich.
    Hanna brachte den Dietrich erneut zum Einsatz. Ihre Hände zitterten. Du musst Ruhe bewahren. So spürst du den Punkt nicht. Sie atmete tief durch. Einmal. Zweimal. Fühlen. Spüren. Eine kurze Bewegung nach oben, dann nach rechts mit einem sanften Druck nach unten. Das Schloss gab nach. Sie hörte ein Krachen und drehte erschrocken den Kopf. Linus warf sich mit seinem ganzen Gewicht gegen die Flügeltür des Speisesaals. Das Glas splitterte, die Türflügel barsten. Sie riss die Terrassentür auf und rannte in die Dunkelheit.

72
    8. April 1991
    Ich hab total versagt.
    Ich hab an die Tür gehämmert, an diese beschissene Scheißtür, und um Hilfe geschrien, aber er hat schon vor der Tür gestanden. Es muss so gewesen sein, sonst hätte er die Tür nicht so schnell öffnen können. Er hat sie aufgestoßen, und ich hab sie voll in die Fresse gekriegt und bin nach hinten getaumelt und über den Pisseimer gefallen. Der Alte war

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