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Rachekind: Thriller (German Edition)

Rachekind: Thriller (German Edition)

Titel: Rachekind: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Clark
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gesehen hatte. »Die hat George dort hingelegt.«
    Hanna machte kehrt und ging zu dem mit Blumen bemalten Schrank. Heute war er nicht verschlossen. Noch bevor sie ihn öffnete, wusste sie, dass die Ordner und Fotoalben nicht mehr da sein würden. Stattdessen standen die Telefonbücher und eine Batterie an Straßenkarten an ihrem Platz. Hanna nahm die Telefonbücher heraus. Simons Warnung spulte sich wie ein Sprachband vor ihren Augen ab.
    Hast du wenigstens ein Foto von ihrem Sohn gesehen … wenn ich über was nicht rede, dann ist da was faul. Ein Kribbeln wanderte durch ihren Magen. George hat die Ordner entfernt, damit du deine Schnüffelnase nicht hineinsteckst. Er versteckt die Fotos nicht vor Mary, sondern vor dir.
    Ihr neues Handy klingelte .
    »Warrington«, meldete sie sich.
    »Viewpoint North. In einer halben Stunde.« Die Männerstimme war abgehackt, aber angenehm im Klang.
    »Linus?«
    »Wenn du Antworten willst, triff mich in einer halben Stunde am Viewpoint North.«
    »In einer halben Stunde?« Viewpoint North war etwa vier Meilen vom North Cliff View entfernt. Allein bis dorthin war es eine gute halbe Stunde, und George kam frühestens in zwanzig Minuten zurück. »Das schaffe ich nicht! Ich könnte in einer Stunde dort sein.«
    »In einer halben Stunde. Mehr Zeit habe ich nicht.«
    Für den Bruchteil einer Sekunde schloss sie ihre Augen. Brachte sie sich in Gefahr, wenn sie allein zu diesem Treffen aufbrach?
    »Was ist jetzt? Kommst du oder lässt du es? Ich habe noch anderes zu tun«, herrschte Linus sie an.
    Hanna griff nach dem Anhänger. Das war ihre erste Chance, das Rätsel um Steves Vergangenheit zu lüften. Den Grund für sein Verschwinden aufzudecken. Vielleicht die einzige Chance, sich ihr Leben zurückzuholen.
    »Wie erkenne ich dich?«
    »Ich erkenne dich.«
    Bevor Hanna antworten konnte, hatte er aufgelegt. Sie sprang auf, gefolgt von Marys beunruhigtem Blick.
    »Was ist los, Liebes?«
    »Ich muss zum Viewpoint North. Das war Linus!« Gehetzt blickte sie auf die Uhr. »Lilou müsste noch gut eine Stunde schlafen, kann ich sie bei dir lassen? Kommst du zurecht?«
    Mary winkte ab. »Mach dir keine Sorgen um Lilou. Wenn ich Hilfe brauche, rufe ich Sandra an. Willst du nicht warten, bis George zurück ist? Er würde sicher nicht wollen, dass du alleine fährst.«
    Hanna schüttelte den Kopf, obwohl ihr der Gedanke, allein zu dem Treffen zu fahren, mehr Angst machte, als sie sich eingestand. »Wenn ich nicht in einer halben Stunde aufkreuze, ist er weg.«

32
    Der dritte Gang ließ sich kaum einlegen. Hanna fluchte, verstärkte den Druck auf die Kupplung und schob den Ganghebel mit aller Kraft nach vorne, bis sie den Widerstand überwunden hatte. Das Getriebe krachte, als zerbräche sein Gestänge in tausend Einzelteile. Ausgerechnet auf dieser Straße, die einen permanenten Wechsel zwischen drittem und viertem Gang erforderte. Hanna fluchte. Hätte sie nur die achtzig Euro Aufpreis für das Automatikgetriebe bezahlt.
    Die Uhr am Armaturenbrett zeigte gnadenlos die verrinnende Zeit an. Hanna trat aufs Gaspedal. Sie wusste, dass sie zu schnell fuhr. Zu schnell für die schlechte Sicht an diesem ungewöhnlich diesigen Junitag. Zu schnell, um rechtzeitig reagieren zu können, falls ihr ein Fahrzeug entgegenkam. Sie schoss um die nächste Kurve und hupte, in der Hoffnung, dies würde als Warnung genügen, wenn sie mehr Platz brauchte, als ihrer Fahrbahnseite zur Verfügung stand. Sie hatte nur noch acht Minuten für die letzten sechs Kilometer. Wieder erhöhte sie ihr Tempo.
    Es war unverantwortlich, wie sie die Straße entlangdonnerte. Gefährlich. So wie die ganze Unternehmung. Wenn George nach Hause kam und Mary ihm von ihrem Alleingang erzählte, würde er sehr ungehalten werden, so gut konnte sie ihn inzwischen einschätzen.
    Aber vielleicht wusste sie in wenigen Minuten bereits, wo Steve war. Vielleicht wusste Linus, wie und wo sie ihn kontaktieren konnte, und wenn nicht, dann wusste er vielleicht wenigstens, warum Steve vor zweieinhalb Monaten hier gewesen war oder wie er wirklich hieß, wenn er nicht Steve Warrington war. Was immer er ihr sagen konnte, es würde sie erst einmal aus dieser verdammten Warteposition herausbringen. »Lass mich ja nicht umsonst wie eine Irre hier hochjagen!«, rief sie der Windschutzscheibe zu, als säße Linus auf ihrer Kühlerhaube.
    Viel zu rasant preschte sie in die nächste Kurve und wurde über ihre Fahrbahn hinausgetragen. Mit einem hässlichen

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