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Rachekind: Thriller (German Edition)

Rachekind: Thriller (German Edition)

Titel: Rachekind: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Clark
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befestigten Aussichtsplattform mit einem Fernglas und einem Toilettenhäuschen, das aus dem Nebel herausschimmerte. Hinter dem Toilettenhäuschen erahnte Hanna das Ende der Parkbucht, und ihre Hoffnung, dass Linus dort geparkt haben könnte, erlosch. Trotzdem stieg sie aus, um sich den Schaden am Auto noch einmal anzusehen. Ihre Beine jedoch waren so wacklig, dass sie sich einen Moment an der Karosserie festhalten musste, um nicht einzuknicken.
    An der Beifahrertür kniete sie nieder und betrachtete die tiefen Schrammen, die ihr Bremsmanöver hinterlassen hatte. Vielleicht war es gut, dass er nicht gewartet hatte. Eben hatte sie durch ihre Raserei ihr Leben leichtfertig aufs Spiel gesetzt, sollte sie nun eine weitere Dummheit begehen und sich abermals in Gefahr bringen? Entschlossen ging sie zur Fahrertür zurück, als eine Silhouette sich aus dem Nebel löste und vom Toilettenhäuschen aus auf sie zukam. Sie blieb vor der Fahrertür stehen und beobachtete, wie ein kräftig gebauter Mann sich mit schnellen Schritten näherte.
    »Du bist spät dran.«
    Er trug die für diese Gegend typische Kluft aus Barbourjacke und Stoffhose, der Hanna in den letzten Tagen schon häufiger begegnet war. Die Haare waren kurz geschnitten und mittelbraun, das Gesicht breit mit gleichmäßigen Zügen und auffallend schmalen Lippen. Er blickte sie verärgert an. »Ich warte seit einer Viertelstunde.«
    »Ich hatte einen Unfall.« Sie hörte das verräterische Vibrieren in ihrer Stimme, das den vorangegangenen Schrecken bezeugte.
    Sein Blick wurde freundlicher. »Das sieht übel aus.« Er ging um den Wagen herum und pfiff durch die Zähne. »Da hast du ganze Arbeit geleistet.«
    Er fuhr mit dem Finger den tiefen Kratzer nach, der sich über die gesamte Seite zog. Hanna folgte ihm auf die andere Seite des Autos und wartete darauf, dass er endlich von Steve zu sprechen anfing. Doch er schien sich nur für die vielen Schrammen und Dellen zu interessieren, die das Auto entstellten.
    »Was weißt du über Steve?« fragte sie schließlich.
    »Du siehst genauso aus, wie Steve dich beschrieben hat. Noch hübscher, würde ich fast sagen.« Linus hatte sich zu seiner ganzen Größe aufgerichtet und war näher an sie herangetreten. »Allerdings müsstest du einmal lächeln, damit ich überprüfen kann, ob du dann wirklich Grübchen hast.«
    »Steve hat dir von mir erzählt?«
    »Erzählt?« Er lachte. »Vorgeschwärmt, würde ich es eher nennen. Jetzt verstehe ich auch, warum …«
    Hanna ließ die Hände an ihren Jeans auf und ab gleiten. »Wann hast du Steve das letzte Mal gesehen?«
    »Vor Kurzem.«
    »Wie kurz?« Ihre Gedanken rasten. War Steve in England? Vielleicht sogar ganz in der Nähe? »Weißt du, wo er jetzt ist?«
    Linus zuckte mit den Schultern. »Ich wünschte, ich wüsste es. Er war vor ein paar Wochen hier, das erste Mal nach über zehn Jahren, und dann noch mal vor ein paar Tagen. Ich weiß nicht genau, wann, ich war nicht da, er hat mir nur seinen Dreck hinterlassen.«
    Hanna hielt den Atem an. Vor ein paar Tagen? Das erhöhte die Chance, dass Steve noch immer in der Gegend war. »Dreck hinterlassen?« Das klang nach Steve.
    Linus lächelte wieder, diesmal jedoch ohne eine Spur von Freundlichkeit. »Er hat sich bei mir eingenistet, Schlösser öffnen konnte er ja schon immer, und mir seinen Saustall hinterlassen auch. Da steh ich nicht so drauf.«
    Hanna konnte sich lebhaft vorstellen, was Linus meinte. »Was wollte er denn von dir, als er das letzte Mal da war?«
    »Über die guten alten Zeiten plaudern.«
    Hanna runzelte die Stirn. »Soll das ein Witz sein? Deswegen ist Steve sicher nicht hierhergeflogen.«
    Linus grinste. »Steve hatte mich gewarnt. Du sollst ’ne ganz gewiefte sein. Ne, natürlich ist Steve nicht zum Plaudern hergekommen. Er wollte meinen Rat. Und den hat er bekommen.«
    »Rat?«
    »Was weißt du über Steves Jugend?«, fragte Linus zurück.
    »Seine Jugend?« Hanna runzelte die Stirn. Sie wusste fast nichts über seine Jugend, und je länger sie zusammen mit George nach ihm suchte, desto unsicherer wurde sie, ob die wenigen Informationen, die er ihr gegeben hatte, überhaupt wahr waren.
    »Naja, er ist in England aufgewachsen, irgendwo hier in der Gegend.«
    Linus sah sie erwartungsvoll an.
    »Er wollte Fußballstar werden, Stürmer bei Arsenal, das war wohl lange das Wichtigste in seinem Leben, hat aber natürlich nicht geklappt, und das mit der Schule wohl auch nicht so. Jedenfalls hat er die Schule ohne

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