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Racheklingen

Racheklingen

Titel: Racheklingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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völliger Dunkelheit, angekettet und nackt? »Ich weiß es nicht«, flüsterte sie, »ich weiß es nicht.«
    Mit einem Knirschen drehte sich ein Schlüssel im Schloss, und Monza hob ruckartig den Kopf. Ihre Haut prickelte. Eine Tür schwang auf, und Licht bohrte sich in ihre Augen. Eine Gestalt kam ein paar steinerne Stufen herunter, und eine Fackel flackerte in ihrer Hand. Eine zweite folgte.
    »Wollen wir doch einmal sehen, was wir tun werden, nicht wahr?« Eine Frauenstimme. Langrier, die Soldatin, die sie erwischt hatte. Die Monza die Treppe hinabgestoßen und ihr den Ring abgenommen hatte. Bei dem anderen handelte es sich um Pello, den Soldaten mit dem Schnurrbart. Sie waren beide wie Metzger gekleidet, trugen fleckige Lederschürzen und dicke Handschuhe. Pello ging im Raum umher und zündete Fackeln an. Sie brauchten keine Fackeln, sie hatten Laternen. Aber Fackeln sind eben ein klein wenig unheimlicher. Als ob Monza noch irgendetwas gebraucht hätte, um ihre Angst zu steigern. Licht kroch über die rohen Steinwände, die feucht glänzten und mit Moos bewachsen waren. Es standen einige Tische im Raum, mit gusseisernen Vorrichtungen versehen. Vorrichtungen, über deren Zweck es keinen Zweifel gab.
    Sie hatte sich im Dunkeln besser gefühlt.
    Langrier beugte sich über ein Becken mit Kohlen und zündete sie an, blies geduldig in die Glut, bis jedes Mal ein orangefarbener Schein ihr Gesicht beleuchtete.
    Pello rümpfte die Nase. »Wer von euch hat hier hingepisst?«
    »Er«, antwortete Langrier. »Aber was macht das schon?« Monza sah, wie sie ein paar Eisenstangen in die Kohlepfanne schob, und merkte, wie sich ihre Kehle zuschnürte. Sie sah seitlich zu Espe hinüber, und er erwiderte ihren Blick und sagte nichts. Es gab nichts zu sagen. »Höchstwahrscheinlich werden sie sich schon ziemlich bald beide bepissen.«
    »Ihnen kann das egal sein, Sie müssen es ja nicht aufwischen.«
    »Ich habe schon Schlimmeres aufgewischt.« Sie sah Monza an, und ihre Augen blickten gelangweilt. Kein Hass lag in ihnen. Überhaupt ziemlich wenig. »Geben Sie ihnen ein bisschen Wasser, Pello.«
    Der Mann hielt Monza einen Krug hin. Sie hätte ihm gern ins Gesicht gespuckt und ein paar Verwünschungen ausgestoßen, aber sie hatte Durst, also trank sie und hustete und trank, und Wasser rann ihren Hals hinab und tropfte zwischen ihren nackten Füßen auf die kalten Steinplatten.
    Langrier wartete, bis sie wieder zu Atem gekommen war. »Sie sehen, wir sind auch nur Menschen, aber ich will ehrlich sein – wenn Sie uns nicht ein wenig helfen, dann wird das vermutlich die letzte nette Geste unsererseits gewesen sein.«
    »Es ist Krieg, mein Junge.« Pello hielt den Krug nun Espe hin. »Krieg, und ihr seid auf der anderen Seite. Wir haben leider nicht die Zeit, sanft vorzugehen.«
    »Gebt uns einfach irgendetwas«, sagte Langrier. »Eine Kleinigkeit, die ich meinem Oberst weiterleiten kann, und dann können wir Sie eine Weile in Ruhe lassen und sind alle viel glücklicher.«
    Monza sah ihr unverwandt in die Augen und tat ihr Bestes, um glaubwürdig zu klingen. »Wir sind nicht mit Orso verbündet. Ganz im Gegenteil. Wir sind hier …«
    »Sie hatten seine Uniformen, oder nicht?«
    »Nur, damit wir später, wenn seine Leute die Stadt stürmen, so tun könnten, als ob wir zu ihnen gehörten. Wir sind hier, um Ganmark umzubringen.«
    »Orsos unionistischen General?« Pello sah Langrier mit erhobenen Brauen an, und sie erwiderte seinen Blick mit einem Achselzucken.
    »Entweder stimmt das, oder sie sind Spione im Dienste der Talineser. Die vielleicht hier sind, um den Herzog zu ermorden. Was kommt uns da wohl eher wahrscheinlich vor?«
    Pello seufzte. »Wir sind schon lange im Geschäft, und in neun von zehn Fällen ist die offensichtliche Antwort die richtige.«
    »In neun von zehn Fällen.« Langrier breitete entschuldigend die Hände aus. »Also müssen Sie uns schon etwas Besseres bieten.«
    »Ich habe nichts Besseres, verdammt noch mal«, zischte Monza durch die zusammengebissenen Zähne, »das ist alles, was ich …«
    Langriers behandschuhte Faust krachte unversehens in ihre Rippen. »Die Wahrheit!« Die andere Faust traf Monzas andere Seite. »Die Wahrheit!« Ein Schwinger in den Bauch. »Die Wahrheit! Die Wahrheit! Die Wahrheit!« Spucke flog von ihren Lippen in Monzas Gesicht, als sie schrie, während sie Monza weiter schlug, und die dumpfen Hiebe und Monzas keuchendes Stöhnen hallten gedämpft von den feuchten Wänden wider.
    Sie

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