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Racheklingen

Racheklingen

Titel: Racheklingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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Saliers Palast in einem besonders finsteren Ruf.« Er runzelte die Stirn und sah genauer hin. »Aber warten Sie. Die Frau sieht aus wie …«
    »Murcatto. Verdammt noch mal, sie ist es!«
    »Kann denn gar nichts nach Plan verlaufen?« Morveer spürte Entsetzen in einer Stärke in sich aufkeimen, die er nicht im Geringsten erwartet hatte. Hinter den anderen stolperte, in ein Nachthemd gekleidet und mit gefesselten Händen, Day. »Verfluchtes Schicksal! Sie haben meine Gehilfin!«
    »Scheiß auf Ihre Gehilfin. Sie haben unsere Dienstherrin! Das heißt, sie haben mein Geld!«
    Morveer konnte nichts anderes tun, als mit den Zähnen zu knirschen, während die Gefangenen über die Brücke und in den Palast getrieben wurden und sich die schweren Tore fest hinter ihnen schlossen. »Verdammt! Der Turm ist nicht länger sicher! Dorthin können wir nicht zurück!«
    »Vor einer Stunde fanden Sie die Vorstellung, in diese Höhle der Heuchelei und erotischer Abenteuer zurückkehren zu müssen, noch grässlich.«
    »Aber meine Ausrüstung ist dort!«
    »Das bezweifle ich.« Vitari nickte mit ihrer Stachelfrisur zum Palast hinüber. »Die wird in den ganzen Kisten gewesen sein, die sie mit sich geschleppt haben.«
    Morveer schlug zornbebend gegen den nackten Balken neben seinem Kopf, zuckte zusammen, als er sich dabei einen Splitter in den Finger rammte, und lutschte an der kleinen Wunde. »Verdammt und beschissen zugenäht noch mal!«
    »Nur die Ruhe, Morveer, nur die Ruhe.«
    »Ich bin ganz ruhig!« Das Vernünftigste war nun wohl, ein Boot zu finden, bis zu Herzog Saliers Palast vorzudringen, sich dann daran vorbeitreiben zu lassen und aufs offene Meer zu gelangen, seine Verluste abzuschreiben, zum Obstgarten zurückzukehren und eine neue Gehilfin auszubilden, während Murcatto und ihr dämlicher Nordmann hier zurückblieben, um das auszulöffeln, was sie sich mit ihrer Blödheit eingebrockt hatten. Vorsicht stand immer an erster Stelle, aber …
    »Ich kann meine Assistentin nicht dort zurücklassen!«, bellte er. »Das
kann
ich einfach nicht!«
    »Wieso nicht?«
    »Nun, weil …« Er war sich nicht sicher, warum. »Ich lehne es schlicht und ergreifend ab, mir noch einmal die Mühe zu machen, jemand anderen auszubilden!«
    Vitaris nervtötendes Grinsen war noch breiter geworden. »Schön. Sie brauchen Ihr Mädchen, und ich brauche mein Geld. Wollen Sie jetzt weiter herumheulen oder endlich darüber nachdenken, wie wir hineingelangen? Ich sage immer noch, mit einem Boot an den Fuß der nördlichen Mauer und dann ein Seil und einen Wurfanker bis aufs Dach.«
    Morveer sah ohne große Hoffnung zu der steil aufragenden Steinmauer. »Sie können tatsächlich sicher einen Wurfanker bis dort oben hinaufschleudern?«
    »Ich könnte einen Wurfanker durch den Arsch einer Fliege schleudern. Ich mache mir viel mehr Sorgen darüber, ob es Ihnen gelingen wird, das Boot an die richtige Stelle zu rudern.«
    Er wollte sich nicht von ihr in den Schatten stellen lassen. »Ich sage Ihnen, Sie finden keinen Ruderer, der geschickter ist als ich! Ich könnte ein Boot in einer Strömung, die doppelt so stark ist wie diese hier, sicher halten, aber das wird nicht nötig sein. Stattdessen treibe ich einfach einen Haken in die Mauer und mache das Boot die Nacht über an den Felsen fest.«
    »Wie schön für Sie.«
    »Gut. Hervorragend.« Sein Herz klopfte angesichts ihrer kleinen Auseinandersetzung heftig. Er mochte die Frau nicht besonders, aber sie war zweifelsohne äußerst fähig. Unter diesen Umständen hätte er sich keine bessere Gefährtin aussuchen können. Außerdem war sie auf ihre eigene Art durchaus hübsch und war sicherlich auch ebenso sehr auf Disziplin bedacht, wie es die strengste Erzieherin im Waisenhaus …
    Ihre Augen verengten sich zu Schlitzen. »Ich hoffe, Sie wollen mir jetzt nicht denselben Vorschlag machen wie letztes Mal, als wir zusammengearbeitet haben.«
    Morveer richtete sich empört auf. »Eine Wiederholung dessen wird es
unter keinen Umständen
geben, das kann ich Ihnen versichern!«
    »Gut. Ich würde nämlich immer noch lieber einen Igel ficken.«
    »Sie haben damals äußerst deutlich gemacht, was Ihnen lieber wäre!«, gab er schrill zurück und bemühte sich dann, das Thema zu wechseln. »Es hat keinen Zweck zu zögern. Suchen wir uns ein Boot, das unseren Anforderungen entspricht.« Schon wollte er sich umwenden und den Dachboden verlassen, als er noch einmal zum Palast hinübersah und innehielt. »Wer ist denn das

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