Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Racheklingen

Racheklingen

Titel: Racheklingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
Vom Netzwerk:
wäre ich reich. Bin ich aber nicht, falls Sie sich das gerade gefragt haben.«
    »Aber falls Sie tatsächlich Kisten voller Gold hätten, wofür, zur Hölle, könnte ich die jetzt wohl ausgeben? Sie kommen ein paar Wochen zu spät, um uns zu bestechen. Die Talineser liegen vor der Stadt. Geld hat hier keinen Wert mehr.« Langrier rieb sich die Schulter, verzog vor Schmerz leicht das Gesicht, ließ den Arm ein wenig kreisen und zog dann eine Eisenstange aus dem Kohlebecken. Metall schabte kreischend über Metall, und orangefarbene Funken stoben in die Luft. Ein Stoß schrecklicher Angst fuhr durch Monzas aufgewühlte Eingeweide.
    »Es ist wahr«, flüsterte sie. »Es ist wahr.« Aber alle Kraft hatte sie nun verlassen.
    »Natürlich ist es das.« Damit trat Langrier vor und drückte das glühend heiße Metall in Espes Gesicht. Es gab ein Geräusch, als werfe man eine Schinkenscheibe in eine heiße Pfanne, nur lauter, untermalt von seinem sinnlosen, blubbernden Kreischen. Er bäumte sich auf, sein Körper schlug hin und her und zuckte wie ein Fisch an der Angel, aber Pello hielt ihn mit grimmiger Miene weiter fest.
    Fettiger Dampf schoss herauf und eine kleine Stichflamme, die Langrier geübt mit gespitzten Lippen ausblies, während sie mit dem Eisen in seinem Auge herumbohrte. Nach ihrem Gesichtsausdruck zu schließen, hätte sie genauso gut gerade einen Tisch abwischen können. Es war nichts weiter als eine lästige, unangenehme Aufgabe, die ihr zugefallen war und die nun leider erledigt werden musste.
    Das Brutzeln wurde leiser. Espes Schrei war zu einem stöhnenden Zischen geworden, und die letzte Luft war aus seinen Lungen gewichen. Spucke flog von seinen zurückgezogenen Lippen und schäumte auf dem Stück Holz zwischen den gebleckten Zähnen. Langrier trat zurück. Das Eisen war zu dunklem Orange abgekühlt und auf einer Seite mit rauchender schwarzer Asche verklebt. Sie warf es leicht angeekelt mit einem Klappern wieder in die Kohlen.
    Pello ließ los, und Espes Kopf sank nach vorn. Atem gurgelte in seiner Kehle. Monza wusste nicht, ob er bei Bewusstsein war oder nicht und ob er schon begriffen hatte, was passiert war. Sie betete, dass dem nicht so war. Im Raum roch es nach verkohltem Fleisch. Sie konnte sein Gesicht nicht ansehen. Konnte es nicht. Musste es dann aber doch. Ein kurzer Blick auf den dicken geschwärzten Streifen, der über seine Wange und durch sein Auge lief, von rohem Fleisch eingefasst, voller Blasen und glänzend vom Fett seines Gesichts. Sie zwang die Augen weit geöffnet wieder zum Boden hinunter, und die Luft kroch in ihre Kehle, während ihre Haut sich so klamm und kalt anfühlte wie die einer Wasserleiche, die man aus einem Fluss gefischt hat.
    »Das hätten wir. Geht es uns jetzt besser? Und alles nur, damit Sie Ihre Geheimnisse ein paar Minuten länger bewahren konnten? Wieso sagen Sie uns nicht alles? Wir bekommen es aus dem kleinen blonden Luder später ohnehin heraus.« Langrier wedelte mit der Hand vor dem Gesicht. »Verdammt, das stinkt. Lassen Sie die Frau herunter, Pello.«
    Die Ketten rasselten, und Monza wurde hinabgelassen. Sie konnte nicht einmal stehen. Zu viel Angst, zu viel Schmerz. Ihre Knie schabten über den Boden. Espes Atem rasselte. Langrier rieb sich die Schulter. Pello schnalzte leise mit der Zunge, während er ihre Ketten wieder befestigte. Monza spürte, wie die Sohlen seines Stiefels auf ihre Waden aufsetzten.
    »Bitte«, hauchte sie am ganzen Körper zitternd und mit klappernden Zähnen. Monzcarro Murcatto, die gefürchtete Schlächterin von Caprile, die angsteinflößende Schlange von Talins, jenes Ungeheuer, das sich in den Blutigen Jahren gesuhlt hatte, all das war jetzt nur noch eine schwammige Erinnerung. »Bitte.«
    »Meinen Sie, uns macht das hier Spaß? Glauben Sie nicht, wir würden nicht auch lieber gut mit allen Leuten auskommen? Ich bin allgemein recht beliebt, nicht wahr, Pello?«
    »Allgemein ja.«
    »Um Himmels willen, geben Sie mir doch einfach etwas, das ich verwenden kann. Sagen Sie mir einfach …« Langrier schloss die Augen und rieb sie sich mit den Handrücken. »Sagen Sie mir doch zumindest, von wem Sie Ihre Befehle erhalten. Fangen wir doch einfach damit an.«
    »In Ordnung, in Ordnung!« Monzas Augen brannten. »Ich werde reden!« Sie spürte, dass Tränen über ihr Gesicht liefen. »Ich rede!« Sie war sich selbst nicht sicher, was sie sagte. »Ganmark! Orso! Talins!« Sinnloses Gebrabbel. Nichts. Alles. »Ich … ich arbeite für

Weitere Kostenlose Bücher