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Racheklingen

Racheklingen

Titel: Racheklingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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konnte nichts von den Dingen tun, nach denen ihr Körper schrie – die Arme schützend vor sich halten, sich zusammenrollen, umfallen, nicht einmal atmen. Sie war ein hilfloser Kadaver an einem Haken. Als Langrier es müde wurde, auf sie einzuschlagen, erschauerte sie still und mit hervorquellenden Augen. Jeder Muskel krampfte sich schmerzhaft fest zusammen, während sie an ihren Handgelenken hin und her schwang. Dann erbrach sie wässrige Kotze in ihre Achselhöhle, machte einen halben, verzweifelten, stöhnenden Atemzug und ließ noch mehr Sabber aus dem Mund rinnen. Schlaff hing sie an ihren Ketten wie ein nasses Laken auf einer Wäscheleine, das Haar wild zerstrubbelt vor dem Gesicht, und sie hörte selbst, dass sie beim Luftholen wie ein getretener Hund winselte, aber sie konnte nicht damit aufhören, und es kümmerte sie auch nicht.
    Sie hörte, wie Langriers Stiefel zu Espe hinüberschlurften. »Sie ist also eine verdammte Idiotin, das hat sich klar erwiesen. Also geben wir jetzt einmal dir die Gelegenheit, etwas zu sagen, mein Großer. Ich fange mit etwas ganz Einfachem an. Wie heißt du?«
    »Caul Espe«, brachte er mit hoher und vor Angst verkrampfter Stimme heraus.
    »Espe.« Pello kicherte.
    »Nordmänner. Wer lässt sich nur immer diese lustigen Namen einfallen? Was ist mit ihr?«
    »Sie nennt sich Murcatto. Monzcarro Murcatto.« Monza schüttelte leise den Kopf. Nicht, weil sie es ihm übelnahm, dass er ihren Namen preisgab. Sondern weil sie wusste, dass die Wahrheit sie nicht weiterbrachte.
    »Na, ist denn das zu glauben! Die Schlächterin von Caprile in meiner kleinen Zelle! Murcatto ist tot, du Idiot, und ich fange allmählich an, mich zu langweilen. So, wie ihr hier unsere Zeit verschwendet, denkt ihr wohl, keiner von uns würde jemals sterben?«
    »Was glauben Sie«, fragte Pello, »sind die beiden sehr blöd oder sehr tapfer?«
    »Was macht das für einen Unterschied?«
    »Wollen Sie ihn festhalten?«
    »Hätten Sie etwas dagegen, es zu tun?« Langrier verzog leicht das Gesicht, während sie den Ellenbogen kreisen ließ. »Meine verdammte Schulter tut heute ziemlich weh. Bei nassem Wetter ist das immer so.«
    »Sie und Ihre verdammte Schulter.« Metall rasselte, als Pello die Kette mit dem Flaschenzug eine Elle weiter herabließ, bis die Hände des Nordmanns auf Kopfhöhe sanken. Die Erleichterung darüber währte jedoch nur kurz. Pello trat von hinten kräftig gegen seine Beine und ließ ihn in die Knie brechen, so dass die Arme wieder angespannt wurden, und er sorgte dafür, dass Espe in dieser Haltung verharrte, indem er ihm den Fuß auf die Waden stemmte.
    »Hören Sie!« Es war kalt, aber Espes Gesicht war schweißüberströmt. »Wir arbeiten nicht für Orso! Ich weiß nichts über sein Heer. Ich … ich weiß einfach nichts!«
    »Das ist die Wahrheit«, krächzte Monza, allerdings so leise, dass es niemand hörte. Schon diese kleine Anstrengung ließ sie jedoch husten, und jedes Keuchen schickte einen Stich durch ihre malträtierten Rippen.
    Pello schob einen Arm um Espes Hals, den Ellenbogen unter sein Kinn, und die andere Hand zog ihm fest den Kopf zurück.
    »Nein!«, kreischte Espe, und das eine vorquellende Auge, das Monza sehen konnte, wandte sich ihr zu. »Sie war es! Murcatto! Sie hat mich angeheuert! Um sieben Männer umzubringen! Aus Rache für ihren Bruder! Und … und …«
    »Haben Sie ihn?«, fragte Langrier.
    »Ich habe ihn.«
    Espes Stimme wurde noch höher. »Sie war es! Sie will Großherzog Orso umbringen!« Jetzt zitterte er, und seine Zähne schlugen aufeinander. »Wir haben Gobba abgemurkst und einen Bankier! Einen Bankier … namens Mauthis! Haben ihn vergiftet, und dann … und dann … Prinz Ario in Sipani! Bei Cardotti! Und jetzt …«
    Langrier schob ihm ein abgenutztes Rundholz zwischen die Zähne und kürzte sein sinnloses Geständnis damit ohne große Worte ab. »Wir wollen ja nicht, dass du dir die Zunge abbeißt. Später musst du mir ja schließlich immer noch etwas erzählen, was des Zuhörens wert ist.«
    »Ich habe Geld!«, krächzte Monza, deren Stimme sich langsam erholte.
    »Was?«
    »Ich habe Geld! Gold! Ganze Kisten voll! Nicht bei mir, aber … Hermons Gold! Sie brauchen nur …«
    Langrier lachte leise. »Sie würden sich wundern, wie oft sich jemand in einem solchen Augenblick an vergrabene Schätze erinnert. Nützt meistens nichts.«
    Pello grinste. »Wenn ich nur ein Zehntel von dem hätte, was man mir in diesem Raum schon alles versprochen hat,

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