Racheklingen
Sie schlug zu und er parierte wieder entschieden.
»Ein kleiner Trick.«
»Lassen Sie sich doch in den Arsch ficken.«
»Vielleicht wäre ich dazu sogar in Stimmung, nachdem ich Sie getötet habe.« Er holte weit aus, aber anstatt zurückzuweichen, trat sie näher, fing seinen Hieb ab, und die Körbe der beiden Waffen schabten gegeneinander. Sie versuchte, ihn zu Fall zu bringen, aber er wich ihrem Stiefel aus und hielt das Gleichgewicht. Sie trat nach ihm, erwischte sein Knie, und für einen winzigen Augenblick knickte ihm das Bein weg. Sie schlug heftig zu, aber Ganmark war bereits ausgewichen, und sie hackte lediglich eine Schneise in eine Zierhecke, dass die kleinen grünen Blätter in die Luft flogen.
»Es gibt leichtere Wege, eine Hecke zu schneiden, falls Sie das beabsichtigten.« Fast bevor sie es gewahr wurde, überzog er sie mit einer Reihe von Schlägen und trieb sie über das Pflaster. Sie sprang über den blutigen Leichnam eines seiner Wächter, duckte sich hinter die Beine der großen Statue, ging dahinter in Deckung und versuchte, sich irgendetwas einfallen zu lassen, um an ihn heranzukommen. Sie löste die Schnallen an einer Seite ihres Brustpanzers und zog ihn ab. Gegen einen Fechter seines Formats bot er ohnehin keinen Schutz, und das Gewicht ermüdete sie nur.
»Keine Tricks mehr, Murcatto?«
»Mir wird schon noch was einfallen, Arschloch!«
»Dann denken Sie lieber schnell nach.« Ganmarks Klinge zuckte zwischen die Beine der Statue und verfehlte sie um Haaresbreite, als sie zurückzuckte. »Wissen Sie, Sie werden nicht gewinnen, nur weil Sie glauben, dass man Ihnen etwas genommen hat. Weil Sie glauben, dass Sie im Recht sind. Der beste Fechter gewinnt, nicht derjenige, der den größten Zorn empfindet.«
Er deutete an, um das riesige rechte Bein des Kriegers herumschnellen zu wollen, kam aber dann von der anderen Seite und sprang über den toten Salier, der vor dem Sockel lag. Sie sah den Schlag voraus, wehrte seinen Degen ab und schlug nach seinem Kopf, zwar mit wenig Eleganz, aber dafür ebenso mehr Kraft. Er duckte sich gerade noch rechtzeitig. Die Klinge des Calvez schlug gegen Stolicus’ muskulöses Wadenbein und schleuderte Marmorbröckchen durch die Luft. Nur mit Mühe gelang es ihr, den singenden Griff festzuhalten, und die linke Hand schmerzte heftig, als sie sich zur Seite drehte.
Ganmark runzelte die Stirn und berührte die Kerbe im Marmor mit seiner freien Hand. »Reine Zerstörungswut.« Er sprang auf sie zu, blockierte ihre Klinge und trieb sie zurück, einmal, dann zweimal, und ihre Stiefel glitten vom Pflaster auf das Grün daneben, während sie alles daran setzte, ihn aus der Deckung zu locken, ihn zu täuschen oder eine Lücke zu erzwingen, die sie nutzen konnte. Aber Ganmark erahnte jeden Schachzug, bevor sie ihn einleitete, und wehrte ihn mit den knappen, mühelosen Bewegungen eines wahren Meisters ab. Er atmete nicht einmal schneller. Je länger sie kämpften, desto besser lernte er sie einzuschätzen und desto geringer wurden ihre Chancen.
»Sie sollten auf Ihre Rückhand achten«, sagte er. »Viel zu hoch. Sie beschränken damit Ihre Möglichkeiten und geben sich eine Blöße.« Sie stieß mehrfach nach ihm, aber er wehrte sie voller Geringschätzung ab. »Und Sie haben die Angewohnheit, Ihr Eisen zur Rechten zu neigen, wenn Sie den Arm ganz ausstrecken.« Ihren nächsten Hieb fing er mit seiner Klinge ab, Metall schabte über Metall, und sein Degen peitschte um ihren. Mit einer mühelosen Drehung seiner Hand riss er ihr den Calvez aus den Fingern und ließ ihn über das Pflaster fliegen. »Sehen Sie, was ich meine?«
Erschreckt trat sie einen Schritt zurück und sah Ganmarks Degen wie einen Lichtschimmer auf sich zufliegen. Glatt bohrte sich die Klinge durch die linke Handfläche, die Spitze drang durch die Knochen und stach sie in die Schulter, bog ihr den Arm zurück und nagelte ihn fest wie Fleisch und Zwiebeln auf einem gurkhisischen Spieß. Der Schmerz kam einen Augenblick später und ließ sie aufstöhnen, als Ganmark den Degen umdrehte und sie hilflos weit zurückgebeugt in die Knie zwang.
»Wenn Sie glauben, dass Sie das von mir nicht verdient haben, dann nehmen Sie es als Geschenk der Bürger von Caprile.« Er drehte den Degen nun anders herum und sie fühlte, wie sich die Spitze in ihre Schulter bohrte, die Klinge gegen die Handknochen schabte und Blut über ihren Unterarm rann und in ihre Jacke sickerte.
»Fick dich!«, schrie sie ihn an, weil sie
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