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Racheklingen

Racheklingen

Titel: Racheklingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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glitt nach vorn. Die Federn eines Flachbogenbolzens ragten aus seinem Nacken. Monza sah, dass Day mit einem Bogen in den Händen oben in einem Fenster lehnte.
    Ganmark deutete zu ihr hinauf. »Tötet die blonde Frau!« Sie verschwand im Gebäude, und der letzte der talinesischen Soldaten lief gehorsam hinter ihr her.
    Salier starrte auf das Blut, das über seine dicken Hände rann, die Augen bereits nicht mehr klar. »Wer hätte je gedacht, dass ich … im Kampf fallen würde?« Und damit sank sein Kopf gegen den Sockel der Statue.
    »Hat denn die Welt unendlich viele Überraschungen zu bieten?« Ganmark öffnete den obersten Knopf seiner Jacke und zog ein Taschentuch heraus, betupfte den Schnitt auf seiner Wange und wischte dann sorgsam Saliers Blut von seinem Degen. »Dann ist es also wahr. Sie leben noch.«
    Monza war wieder zu Atem gekommen und hob den Degen ihres Bruders. »Es stimmt, Schwanzlutscher.«
    »Ihre einfallsreiche Rhetorik habe ich stets bewundert.« Der Mann, den Monza in den Bauch gestochen hatte, stöhnte, während er versuchte, auf den Eingang zuzurobben. Ganmark trat elegant über ihn hinweg, um näher an seine Gegnerin heranzukommen, steckte sich mit der freien Hand das blutige Tuch wieder in die Tasche und knöpfte sich den Kragen zu. Die Kampfgeräusche drangen aus den Sälen hinter den Kolonnaden, aber im Augenblick waren sie hier im Garten allein. Es sei denn, man zählte all die Leichen mit, die rund um den Eingang lagen. »Nur wir beide also? Es ist eine Weile her, dass ich in einem Kampf um Leben und Tod blankgezogen habe, aber ich werde mir Mühe geben, Sie nicht zu enttäuschen.«
    »Keine Sorge. Ihr Tod wird mir Befriedigung genug sein.«
    Er lächelte schwach, und seine feuchten Augen schweiften zu ihrem Degen hinüber. »Sie kämpfen mit links?«
    »Ich dachte, ich gebe Ihnen einen kleinen Vorteil.«
    »Dann werde ich Ihnen dieselbe Höflichkeit erweisen, das ist doch wohl das Mindeste.« Er wechselte elegant die Degenhand, drehte den Korb der Waffe und richtete die Klinge auf sie. »Sollten wir …«
    Monza hatte nie gewartet, bis sie eine Einladung zum Kampf bekam. Sie griff ihn an, aber er war bereit, wich aus und teilte nun seinerseits eine Reihe harter Schläge aus, hohe und tiefe. Ihre Klingen trafen aufeinander, schabten und kratzten aneinander, fuhren hin und her, schimmerten in den Sonnenflecken zwischen den Bäumen. Ganmarks makellos polierte Kavalleriestiefel glitten elegant wie die eines Tänzers über das Pflaster. Er stach blitzschnell nach ihr. Sie parierte einmal, zweimal, wurde dann beinahe getroffen und konnte sich gerade noch wegdrehen. Dennoch musste sie ein paar Schritte zurückweichen, Atem holen und sich neu aufstellen.
    Es ist eine verabscheuungswürdige Tat, vor dem Feind zu fliehen, hieß es bei Farans, aber oft besser als das, was sonst übrig bliebe.
    Sie sah Ganmark vortreten, während die schimmernde Spitze seines Degens kleine Kreise vollführte. »Sie halten Ihren Korb zu niedrig, fürchte ich. Sie brennen vor Leidenschaft, aber Leidenschaft ohne Disziplin gleicht dem Wutanfall eines kleinen Kindes.«
    »Wieso halten Sie nicht einfach Ihr verdammtes Maul und kämpfen?«
    »Oh, ich kann gleichzeitig reden und Sie in Stücke hauen.« Nun rückte er entschlossen vor, drängte sie von einer Seite des Gartens zur anderen, während sie ihn verzweifelt abwehrte und schwach zurückschlug, wenn sie konnte. Doch das gelang ihr nur selten und hatte keinerlei Wirkung.
    Sie hatte gehört, dass er als einer der besten Degenfechter der Welt bezeichnet wurde, und das war nicht schwer zu glauben, noch nicht einmal jetzt, da er mit links kämpfte. Er war viel besser, als sie selbst zu ihren besten Zeiten gewesen war, und diese besten Zeiten hatte Gobba unter seinem Fuß zermalmt, bevor man sie die Felswand von Fontezarmo hinabgestürzt hatte. Ganmark war schneller, stärker, schlauer. Und das bedeutete, dass ihre einzige Möglichkeit darin lag, mit besseren, hässlicheren Tricks zu kämpfen. Und mit mehr Wut.
    Sie kreischte, als sie erneut gegen ihn vorrückte, täuschte einen Schlag nach links an und schlug nach rechts. Er sprang zurück, und sie riss sich den Helm herunter und warf ihn ihm ins Gesicht. Zwar sah er ihn noch gerade rechtzeitig, um sich zu ducken, aber das Metall traf ihn dennoch mitten auf den Kopf und ließ ihn aufstöhnen. Sie griff sofort wieder an, aber er drehte sich zur Seite, und sie erwischte lediglich die goldene Schultertresse seiner Uniform.

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