Racheklingen
vorn, Blut schoss in langen Spritzern aus dem durchtrennten Hals und breitete sich auf dem Boden aus.
Gerade stieß Cosca noch einen überraschten Triumphschrei aus, da griff der andere Offizier auch schon an und hieb mit seinem Degen um sich, als wolle er einen Teppich klopfen. Cosca duckte sich, schlängelte sich an den Schlägen vorbei, zuckte hilflos vor einem besonders heftigen Hieb zurück, stolperte über den kopflosen Körper und rutschte in der Blutlache aus, die ihn umgab.
Der Offizier stieß einen Schrei aus, als er nachsetzte, um sein Werk zu vollenden. Coscas wild herumfuchtelnde Hand legte sich um das Nächste, was sie greifen konnte, und warf damit. Es war der abgeschlagene Kopf. Er traf den jungen Mann mitten im Gesicht und brachte ihn ins Stolpern. Hastig griff Cosca nach seiner Klinge, riss sie an sich und wirbelte herum, Degen, Gesicht und Kleidung in Rot getaucht. Für einen Mann seines Lebenswandels erschien das seltsam passend.
Sein Gegner griff ihn erneut mit einem Wirbel zornglühender Schläge an. Cosca wich so schnell zurück, wie es ihm ohne auszurutschen möglich war, ließ das Schwert matt sinken und tat so, als sei er völlig erschöpft, wobei er dazu kaum noch Schauspielkunst bemühen musste. Er stieß gegen den Tisch, stürzte beinahe und griff mit der freien Hand hinter sich. Seine Finger ertasteten den Rand der Vase. Der Offizier kam auf ihn zu und hob sein Schwert mit Triumphgeschrei. Es verwandelte sich in ein erschrecktes Gurgeln, als der Krug auf ihn zugeflogen kam. Er konnte ihn mit dem Schwertgriff abwehren, und er zerschellte auf dem Boden in viele kleine Steingutbrocken, aber für einen Augenblick war die Deckung des Offiziers weit offen. Cosca vollführte einen verzweifelten letzten Stich und fühlte einen sanften Widerstand, als seine Klinge durch die Wange des Offiziers fuhr und wie nach dem Lehrbuch aus seinem Hinterkopf wieder hinausdrang.
»Oh.« Der Offizier wankte leicht, als Cosca seinen Degen zurückriss und hastig beiseitetrat. »Ist das …« In seinen Augen stand verwirrte Überraschung, wie die eines Mannes, der nach einem Trinkgelage erwacht und feststellt, dass man ihn beraubt und nackt an einen Pfahl gebunden hat. Cosca konnte sich nicht erinnern, ob ihm genau das in Etrisani oder in Westport passiert war; die letzten Jahre verschmolzen längst alle zu einem.
»Wassnpassrrt?« Übertrieben langsam hob der Offizier die Waffe, und Cosca wich aus, ließ ihn in weitem Kreis herumwirbeln, dann kippte der Mann zur Seite. Er rollte sich mühsam auf Hände und Knie, wollte sich aufrichten, und Blut rann leise aus dem kleinen Stich neben seiner Nase. Das Auge darüber flatterte nun, und sein Gesicht war auf dieser Seite schlaff wie altes Leder.
»Schlawadawadah«, sabberte er.
»Wie bitte?«, erkundigte sich Cosca höflich.
»Slurghh!« Damit hob der Offizier seinen zitternden Degen und griff an. Die Wand, die sich direkt neben ihm befand. Er krachte durch das Gemälde von der jungen Frau, die man beim Baden überrascht hatte, schlug mit seinem herumwedelnden Schwertarm einen großen Dreiangel hinein und riss das ganze Bild mit sich, als er stürzte. Ein Fuß ragte unter dem vergoldeten Rahmen hinaus. Er bewegte sich nicht mehr.
»Der Glückliche«, flüsterte Cosca. Unter einer nackten Frau zu sterben. So hatte er selbst sich stets von dieser Welt verabschieden wollen.
Die Wunde in Monzas Schulter brannte. Der Stich in ihrer linken Hand pochte jedoch noch weitaus schlimmer. Ihre Handfläche, ihre Finger waren blutverklebt. Sie konnte die Hand kaum zur Faust ballen, und davon, eine Klinge zu greifen, war überhaupt nicht zu reden. Also hatte sie keine Wahl. Sie zerrte sich mit den Zähnen den Handschuh von der Rechten und packte den Calvez, fühlte, wie sich die schief zusammengewachsenen Knochen bewegten, als die verkrüppelten Finger sich um den Griff schlossen und der kleine wie immer steif abstand.
»Ach. Doch rechtshändig?« Ganmark ließ seinen Degen blitzschnell durch die Luft fliegen und fing ihn mit seiner Rechten so flink wie ein Zauberkünstler wieder auf. »Ich habe stets Ihre Entschlossenheit bewundert, wenn auch nicht die Ziele, die Sie verfolgten. Also Rache, nicht wahr?«
»Rache!«, fauchte sie.
»Rache. Selbst, wenn Sie diese Rache bekommen könnten, was würde sie Ihnen bringen? All diese vielen Mühen, Schmerzen, Gelder, das ganze Blut, und wofür? Wem hat es anschließend wirklich genützt?« Seine traurigen Augen beobachteten,
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