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Racheklingen

Racheklingen

Titel: Racheklingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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sonst hätte aufheulen müssen.
    Sein Mund verzog sich zu einem traurigen Lächeln. »Ein nettes Angebot, aber Ihr Bruder gefiel mir stets besser.« Sein Degen fuhr mit einem Ruck aus ihrem Fleisch, und sie fiel nach vorn auf alle viere. Mit geschlossenen Augen wartete sie darauf, dass die Klinge zwischen ihre Schulterblätter in ihr Herz glitt, so, wie es bei Benna gewesen war.
    Sie fragte sich, wie weh es tun würde und wie lange sie es überhaupt fühlen würde. Sehr weh vermutlich, aber nicht sehr lange.
    Stiefel knirschten auf dem Pflaster und entfernten sich, und sie hob langsam den Kopf. Ganmark schob den Fuß unter den Calvez und schleuderte ihn in seine wartende Hand. »Die erste Runde geht an mich, würde ich sagen.« Dann warf er den Degen wie einen Spieß von sich, und er bohrte sich in den Rasen, wo er sanft hin und her wippte. »Was meinen Sie? Wollen wir in drei Durchgängen den Sieger ermitteln?«
     
    Der lange Saal, der Herzog Saliers styrische Meisterwerke beherbergte, war nun mit fünf weiteren Leichen geschmückt. Der ultimative Schmuck für jeden Palast, obwohl ein Diktator, der ein wenig auf sich hält, sie regelmäßig austauschen sollte, um üble Gerüche zu vermeiden. Vor allem bei warmem Wetter. Zwei von Saliers verkleideten Soldaten und einer von Ganmarks Offizieren lagen blutüberströmt in wenig würdevoller Haltung da, obwohl einer der Leibwächter des Generals das Kunststück vollbracht hatte, in einer Position zu sterben, die beinahe gemütlich aussah, indem er sich um ein Beistelltischchen zusammengerollt hatte, auf dem eine schmuckvolle Vase stand.
    Ein anderer Leibwächter schleppte sich gerade auf die Tür der anderen Saalseite zu und hinterließ dabei einen schmierigen, roten Streifen auf dem polierten Boden. Er blutete aus der Wunde, die ihm Cosca am Bauch zugefügt hatte, und es war nicht leicht, zu kriechen und gleichzeitig die Eingeweide daran zu hindern, aus der offenen Bauchdecke zu quellen.
    Damit blieben noch zwei junge Stabsoffiziere, die schimmernden Degen gezogen und die Augen voller rechtschaffenem Hass, und Cosca. Unter anderen Umständen wären die beiden vielleicht sogar richtig nette Leute gewesen. Wahrscheinlich hatten ihre Mütter sie geliebt, und sie hatten diese Liebe erwidert. Sicherlich verdienten sie es nicht, hier in diesem grellen Tempel der Gier zu sterben, weil sie sich bedauerlicherweise für die falsche der beiden selbstsüchtigen Streitparteien entschieden hatten. Aber welche Wahl blieb Cosca, außer sein Bestes zu geben, um sie umzubringen? Die niederste Zecke, das niederste Unkraut kämpft mit allen Mitteln um sein Überleben. Wieso hätte Styriens berüchtigtster Söldner sich für eine andere Handlungsweise entscheiden sollen?
    Die beiden Offiziere trennten sich, einer bewegte sich auf die hohen Fenster zu, der andere auf die Gemälde, während sie Cosca gegen die Schmalseite des Saales trieben, höchstwahrscheinlich seinem Ende entgegen. Unter seiner talinesischen Uniform war er schweißüberströmt, und der Atem brannte in seinen Lungen. Ein Kampf auf Leben und Tod war zweifelsohne etwas für jüngere Leute.
    »Na hört mal, Jungs«, brummte er und wog den Degen in der Hand. »Wollt ihr mir nicht einer nach dem anderen entgegentreten? Habt ihr denn gar keine Ehre?«
    »Keine Ehre?«, gab der eine hochmütig zurück. »Wir?«
    »Sie haben sich hinterlistig verkleidet, um einen feigen, heimtückischen Überfall auf unseren General zu ermöglichen!«, zischte der andere, dem das Gesicht vor Empörung rosa anlief.
    »Das stimmt, das stimmt.« Cosca ließ die Spitze seines Degens sinken. »Und die Scham über diese Tat überwältigt mich. Ich ergebe mich.«
    Der Linke ließ sich davon keinen Augenblick täuschen. Der Rechte sah allerdings ein wenig perplex aus und senkte für einen winzigen Augenblick sein Schwert. Auf ihn schleuderte Cosca sein Messer.
    Es schwirrte durch die Luft und schlug schwer in die Seite des jungen Mannes, der sich daraufhin zusammenkrümmte. Cosca stürmte hinterdrein und zielte auf die Brust seines Gegners. Vielleicht beugte sich der junge Mann vor, oder vielleicht zielte Cosca schlecht, jedenfalls fuhr die Klinge in den Hals des Offiziers und schlug ihm, als wollte sie auf spektakuläre Weise zeigen, dass sie nun auch wirklich scharf genug war, sauber den Kopf ab. Er kugelte davon, versprühte Blutstropfen und prallte mit einem hohlen Geräusch und unter flatternder Leinwand gegen ein Gemälde. Der Körper kippte nach

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