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Racheklingen

Racheklingen

Titel: Racheklingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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den Degen dann von unten empor und bohrte ihn dem Söldner elegant in den Bauch. Coscas eigene Klinge krachte hart gegen das Wadenbein des Marmorkriegers und flog ihm aus der Hand. Steinbröckchen segelten durch die Luft. Der General zog seine Waffe wieder heraus, und Cosca fiel auf die Knie, kippte mit einem langen Stöhnen zur Seite.
    »Das hätten wir.« Ganmark wandte sich nun wieder ihr zu, Bonatines bedeutendstes Werk hoch aufragend hinter ihm. Ein paar Marmorkrümel rieselten vom Knöchel der Statue, dem Monzas Hieb bereits eine tiefe Scharte versetzt hatte. »Sie haben mir eine hübsche Übungsstunde verschafft, das muss ich Ihnen lassen. Sie sind eine Frau – oder vielmehr, Sie waren eine Frau – von bemerkenswerter Entschlossenheit.« Cosca schleppte sich über das Pflaster und hinterließ eine fleckige Blutspur. »Aber indem Sie die Augen immer auf das gerichtet haben, was vor Ihnen liegt, waren Sie oft blind für das, was sich hinter Ihnen befand. Für das Wesen des großen Krieges, in dem Sie kämpften. Für das Wesen der Menschen in Ihrer nächsten Umgebung.« Ganmark zog wieder sein Taschentuch, tupfte sich den Schweiß von der Stirn und wischte sorgfältig das Blut von seinem Eisen. »Wenn Herzog Orso und sein talinesischer Staat nichts weiter sind als ein Degen in der Hand von Valint und Balk, dann waren Sie niemals mehr als die gewissenlose Spitze dieses Degens.« Er beugte die schimmernde Spitze seiner eigenen Waffe mit dem Zeigefinger und ließ sie zurückschnellen. »Immer stechend, immer tötend, aber ohne sich jemals zu fragen, warum.« Ein leises Knacken ertönte, und das Schwert des großen Kriegers, das über seiner Schulter aufragte, bebte ganz leicht. »Dennoch. Es spielt nun keine Rolle mehr. Für Sie ist der Kampf vorbei.« Ganmark trug immer noch sein bedauerndes Lächeln, als er einen Schritt von Monza entfernt stehen blieb. »Irgendwelche erbärmlichen letzten Worte?«
    »Hinter Ihnen«, knurrte Monza mit zusammengebissenen Zähnen, als der Krieger sich ganz allmählich nach vorn neigte.
    »Sie halten mich wohl für einen …« Mit einem lauten Krach brach das Bein der Statue entzwei, und das ganze enorme Gewicht des bearbeiteten Steins kippte unaufhaltsam nach vorn.
    Ganmark war gerade erst im Begriff sich umzudrehen, als ihn die Spitze von Stolicus’ großem Schwert zwischen den Schulterblättern traf, ihn in die Knie zwang, durch seine Bauchdecke drang und auf das Pflaster krachte. Blut und Steinbröckchen prasselten Monza schmerzhaft ins Gesicht. Die Beine der Statue zerschellten, als sie auf den Boden schlugen, die edlen Füße verharrten auf dem Sockel, während der Rest in einer Wolke weißen Marmorstaubs in große Muskelbrocken zerbrach. Oberhalb der Hüften war das stolze Bild des größten Soldaten der Geschichte in einem herrlichen Stück geblieben und sah nun streng auf Orsos General herab, den er mit seiner riesenhaften Bronzeklinge durchbohrt hatte.
    Ganmark machte ein saugendes Geräusch, wie Wasser, das aus einer kaputten Wanne abgelassen wird, und hustete Blut auf seine Uniform. Sein Kopf fiel nach vorn, und das Eisen rutschte klappernd aus seiner schlaffen Hand.
    Einen Augenblick herrschte Stille.
    »Na«, krächzte Cosca, »das nenne ich aber mal einen glücklichen Zufall.«
    Vier tot, drei waren noch übrig. Monza zog eine Grimasse, als sie zu ihrem Degen hinüberhumpelte, ihn das dritte Mal wieder aufnahm und dabei kaum wusste, in welche ihrer verletzten Hände sie den Griff nehmen sollte. Sie sah, dass jemand aus den Säulengängen geschlichen kam. Es war Day, die den gespannten Flachbogen senkte. Freundlich schlurfte hinter ihr her, Messer und Beil in den herabhängenden Händen.
    »Haben Sie ihn erwischt?«, fragte die junge Frau.
    Monza blickte zu Ganmarks Leichnam, wie er aufgespießt von der großen Bronzewaffe kniete. »Stolicus hat ihn erwischt.«
    Cosca hatte sich bis zu einem der Kirschbäume vorgearbeitet und lehnte sich mit dem Rücken an den Stamm. Er sah aus wie ein Mann, der sich an einem Sommertag ein wenig ausruht. Abgesehen von der blutigen Hand, die er gegen den Bauch drückte. Sie ging zu ihm hinüber, rammte den Calvez mit der Klinge voran in den Rasen und kniete sich hin.
    »Lass mich mal sehen.« Vorsichtig machte sie sich an den Knöpfen von Coscas Jacke zu schaffen, aber bevor sie den zweiten geöffnet hatte, nahm er sanft ihre blutige Linke und ihre verkrüppelte Rechte in seine Hand.
    »Ich habe jahrelang darauf gewartet, dass du mir

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