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Racheklingen

Racheklingen

Titel: Racheklingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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vorsichtig schwieg. »Zwei Feldzüge später hätten Sie die Pforte von Etris pünktlich erreichen und gegen die ganze Welt verteidigen können, aber es passte Ihnen besser in den Kram, zu zaudern, auf dass ich den stolzen Musselianern jene Lektion einprügelte, die sie Ihrer Meinung nach lernen mussten. Nämlich, Eurer Vorsichtigkeit gegenüber bescheiden aufzutreten.«
    Stille lag nun über dem ganzen Saal, während ihre Stimme schneidend weitersprach. »Wann haben Sie gemerkt, dass Ihnen die Zeit davonlief? Dass Sie so lange gezögert hatten, bis Ihre Verbündeten zu sehr geschwächt und Orso zu stark geworden war? Zweifelsohne wären Sie beim Hohen Ufer tatsächlich gern einmal rechtzeitig erschienen, aber da kam Ihnen Ganmark in die Quere. Und um den treuen Verbündeten zu spielen, war es da …« Sie beugte sich vor und flüsterte die nächsten Worte: »
Zu spät
. Ihre ganze Politik war darauf ausgerichtet, dass Sie die stärkste Partei sein würden, wenn der Achterbund siegte, und damit selbstredend der führende Kopf. Eine großartige Idee, auch sehr sorgfältig umgesetzt. Schade nur, dass schließlich Orso gewann, und der Achterbund …« Sie schob die Zunge zwischen die Lippen und schickte den versammelten Perlen der Mannhaftigkeit einen lauten Furz hinüber. »So viel für zu spät, Ihr Arschlöcher.«
    Der von der ganzen Brut am auffälligsten gekleidete Offizier kam mit geballten Fäusten auf sie zu. »Ich werde mir kein weiteres Wort davon mehr anhören … Sie Teufelin! Mein Vater ist bei Föhrengrund gefallen!«
    Offenbar hatte jeder ein Unrecht zu rächen, das ihm angetan worden war, aber Monza hatte zu viele eigene Wunden, um von denen anderer berührt zu sein. »Vielen Dank«, sagte sie.
    »Was?«
    »Da Ihr Vater vermutlich zu meinen Feinden zählte und der Sinn einer Schlacht darin besteht, seine Feinde zu töten, verstehe ich seinen Tod als ein Kompliment. Das sollte ich einem Soldaten doch wohl nicht erklären müssen.«
    Das Gesicht des Offiziers zeigte weiße und rosafarbene Flecken. »Wenn Sie ein Mann wären, würde ich Sie auf der Stelle töten.«
    »Wenn
Sie
ein Mann wären, meinen Sie wohl. Aber nun, da ich Ihnen den Vater nahm, ist es wohl nur gerecht, wenn ich Ihnen etwas zurückgebe.« Sie rollte ihre Zunge ein und spuckte ihm ins Gesicht.
    Er stürmte ungeschickt auf sie zu und wollte sie mit den Händen angreifen, ganz, wie sie vorhergesehen hatte. Ein Mann, der derart mühsam zu provozieren ist, wird mit aller Wahrscheinlichkeit nicht allzu ängstlich sein, wenn er dann schließlich losschlägt. Sie war bereit, wich ihm aus, packte ihn am oberen und unteren Rand seines vergoldeten Brustpanzers, nutzte sein eigenes Gewicht, um ihn herumzuwirbeln, und stellte ihm gut kalkuliert ein Bein. Als er hilflos an ihr vorbeistolperte, weit vornübergebeugt, halb laufend und halb stürzend, packte sie den Griff seines Degens und riss ihm die Waffe von seinem Gürtel. Er kreischte auf, als er ins Wasserbecken stürzte und eine Fontäne schimmernder Gischt emporsteigen ließ, und sie fuhr mit gezückter Klinge herum.
    Rogont rollte mit den Augen. »Oh, um Himmels …« Seine Männer rannten an ihm vorbei, zogen allesamt ihre Degen und warfen in ihrem Eifer, Monza zu erledigen, beinahe das Kartentischchen um. »Weniger Eisen, meine Herren, ich muss doch sehr bitten. Weniger Eisen!« Der Offizier war inzwischen wieder aufgetaucht oder bemühte sich zumindest darum, er planschte und schlug um sich, wobei ihn das Gewicht seiner schmuckvollen Rüstung nach unten zog. Zwei von Rogonts Adjutanten beeilten sich, ihn aus dem Becken zu ziehen, während sich die anderen nun Monza näherten und sich dabei gegenseitig behinderten, weil jeder ihr den ersten Stich versetzen wollte.
    »Sollten Sie jetzt nicht den Rückzug antreten?«, zischte Monza, die zurückwich und Deckung zwischen den Säulen suchte.
    Der Mann, der ihr am nächsten stand, vollführte einen Hieb. »Stirb, du verdammte …«
    »Genug!«, donnerte Rogont. »Genug! Genug!« Seine Männer zogen Gesichter wie unartige Kinder, die man ermahnt hat. »Keine Fechtübungen im Bad, um Himmels willen! Wie viel Schande muss ich denn noch erleben?« Er stieß einen langen Seufzer aus und wedelte mit einer Hand. »Lassen Sie mich allein, Sie alle!«
    Der Schnurrbart des vordersten Adjutanten sträubte sich vor Entsetzen. »Aber Euer Exzellenz, mit dieser … widerlichen Kreatur?«
    »Keine Sorge, ich werde schon überleben.« Er hob eine Augenbraue.

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