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Racheklingen

Racheklingen

Titel: Racheklingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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wie immer. Arbeite weiter mit der Hand, aber erhalte dir deine Kraft. Später muss ich deine Beine öffnen und den Grund dafür erforschen, weshalb du noch immer so große Schwierigkeiten beim Stehen hast.«
    Sie zwang sich, elend zu lächeln. »Ja. Ich verstehe.«
    »Gut. Dann bis bald.« Er warf sich den Leinensack über die Schulter. Seine Schritte verhallten knarrend im Flur, das Schloss drehte sich. Sie zählte langsam bis zehn.
    Dann erhob sie sich von der Bank und schnappte sich ein paar Nadeln und ein Messer vom Tablett. Sie humpelte zum Schrank hinüber, riss die Schublade auf, stopfte sich die Pfeife in die Tasche der geliehenen Hose, die um ihre Hüftknochen schlotterte, und steckte das Glas gleich mit dazu. Wankend schlich sie durch den Flur; die Dielenbretter knarrten unter ihren nackten Füßen. Hinein ins Schlafzimmer. Sie verzog das Gesicht, als sie die alten Stiefel unter dem Bett hervorzog, und sie keuchte, als sie sie anzog.
    Wieder hinaus auf den Flur, mit zischendem Atem vor Anstrengung und vor Angst. Sie kniete sich vor die Haustür; vielmehr ließ sie sich mit knirschenden Gelenken so weit sinken, bis ihre brennenden Knie den Boden erreichten. Es war lange her, dass sie das letzte Mal ein Schloss geknackt hatte. Sie stocherte mit den Nadeln darin herum, die verdrehte Hand unsicher führend.
    »Geh schon auf, du Scheißding, los.«
    Glücklicherweise war das Schloss nicht besonders gut. Die Zapfen ließen sich greifen und drehten sich mit fröhlichem Klicken. Sie packte den Knauf und schwang die Tür auf.
    Schwarze Nacht, eine raue noch dazu. Kalter Regen trommelte auf einen überwachsenen Hof, Unkräuter wucherten im schwachen Mondlicht, verfallene Mauern glänzten vor Nässe. Hinter einem schiefen Zaun ragten Bäume auf, und Dunkelheit fing sich unter ihren Ästen. Ein Invalide hatte es schwer in einer solchen Nacht unter freiem Himmel. Aber der kühle Wind fasste in ihr Gesicht, und mit der sauberen Luft in ihrem Mund fühlte sie sich beinahe wieder lebendig. Lieber wollte sie erfrieren, als noch einen Augenblick länger bei den Knochen eingesperrt zu sein. Sie huschte hinaus in den Regen, humpelte durch den Garten, wo die Brennnesseln nach ihr langten. Dann zwischen die Bäume mit ihren schimmernden Stämmen, bis sie den Weg verließ und sich ins Gebüsch schlug, ohne sich noch einmal umzusehen.
    Einen langen Abhang hinauf, die Lippen zurückgezogen, vornübergebeugt, die gesunde Hand auf dem schlammigen Boden, um sich so weiter voranzuziehen. Bei jedem Ausrutscher stöhnte sie auf, jeder Muskel kreischte in ihr. Schwarzer Regen tropfte von schwarzen Ästen, prasselte auf gefallene Blätter, kroch durch ihr Haar und klebte es an ihr Gesicht, drang durch die gestohlene Kleidung und pappte sie an ihre wunde Haut.
    »Nur noch einen Schritt.«
    Sie musste sich etwas weiter von der Bank, den Messern und dem schlaffen, weißen, leeren Gesicht entfernen. Von diesem Gesicht und von dem im Spiegel.
    »Nur noch einen Schritt … nur noch einen Schritt … nur noch einen Schritt.«
    Der schwarze Boden ruckte vorüber, ihre Hand schleifte über die nasse Erde, die Baumwurzeln. Sie folgte ihrem Vater, als er den Pflug schob, vor langen Jahren, und ihre Hand auf der Suche nach losen Steinen durch die Erde fuhr.
    Was täte ich nur ohne dich?
    Sie kniete in den kalten Wäldern neben Cosca, wartete auf den Hinterhalt, den feuchten, frischen Geruch der Bäume in der Nase, und ihr Herz schlug schnell vor Angst und Aufregung.
    Du hast den Teufel im Leib.
    Sie dachte an alles, was es ihr ermöglichte, weiterzugehen, und Erinnerungen erhoben sich vor ihren unsicheren Stiefeln.
    Werft sie von der Terrasse, und dann ist gut.
    Sie hielt an, stand vorübergebeugt da; weiß dampfte ihr Atem in der nassen Nacht. Sie wusste nicht, wie weit sie gekommen war, wo sie angefangen hatte, wohin sie ging. Für den Augenblick spielte das auch keine Rolle.
    Sie stemmte den Rücken gegen einen glitschigen Baumstamm, machte sich mit ihrer gesunden Hand an der Gürtelschnalle zu schaffen und drückte mit der anderen dagegen. Sie brauchte, die Zähne fest zusammengebissen, eine Ewigkeit, das verdammte Ding aufzubekommen. Immerhin musste sie die Hosen nicht auch noch herunterziehen. Sie rutschte durch das eigene Gewicht von ihrem knochigen Hintern und die vernarbten Beine hinunter. Kurz hielt sie inne und fragte sich, wie sie das Kleidungsstück wieder hochbekommen würde.
    Immer eine Schlacht zurzeit, hatte Stolicus geschrieben.
    Sie

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