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Racheklingen

Racheklingen

Titel: Racheklingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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ins Gesicht, ausdruckslos wie ein frisch ausgehobenes Grab. »Jetzt, oder ich muss es für dich tun.«
    Sie keuchte vor Anstrengung, und der ganze Arm pochte bis hoch zur Schulter. Ganz allmählich krümmten sich die Finger, nur der kleine blieb weiter gerade ausgestreckt. »Da, du Arschloch!« Sie schob ihm die gefühllose, knotige, verdrehte Faust unter die Nase. »Da!«
    »War das jetzt so schwer?« Er hielt ihr die Pfeife hin, und sie riss sie ihm aus der Hand. »Du musst dich nicht bei mir bedanken.«
     
    »Und wir werden sehen, ob du es schaffst, zu …«
    Sie jammerte, die Knie gaben nach, und sie wäre gestürzt, wenn er sie nicht aufgefangen hätte.
    »Immer noch nicht?« Er runzelte die Stirn. »Du solltest eigentlich laufen können. Die Knochen sind zusammengewachsen. Schmerz, natürlich, aber … vielleicht ist irgendwo noch ein Splitter in einem der Gelenke. Wo tut es denn weh?«
    »Überall!«, fauchte sie ihn an.
    »Ich hoffe, dass das jetzt nicht reine Sturheit von dir ist. Es wäre mir nicht angenehm, die Wunden deiner Beine unnötigerweise noch einmal öffnen zu müssen.« Vorsichtig schob er ihr den Arm unter die Knie und hob sie ohne große Mühe wieder auf die Bank. »Ich muss eine Weile weg.«
    Sie klammerte sich an ihm fest. »Du kommst aber bald wieder?«
    »Sehr bald.«
    Seine Schritte verhallten im Gang. Sie hörte, wie die Haustür mit einem Klicken zufiel und der Schlüssel im Schloss gedreht wurde.
    »Verdammter Hurensohn.« Damit schwang sie die Beine von der Bank. Sie zuckte zusammen, als ihre Füße den Boden berührten, bleckte die Zähne, als sie sich aufrichtete, knurrte leise, als sie sich von der Bank löste und auf eigenen Beinen stand.
    Es tat weh wie die Hölle, und es fühlte sich gut an.
    Mit einem langen Atemzug raffte sie sich auf und begann quer durchs Zimmer zu gehen, während Schmerzen durch ihre Knöchel, Knie, Hüften und den Rücken hinaufschossen, die Arme weit ausgebreitet, um das Gleichgewicht zu halten. Sie schaffte es bis zum Vitrinenschrank und hielt sich an der Kante fest, dann zog sie die Schublade auf. Da lag die Pfeife, und daneben fand sie ein rundes, grünes Glasgefäß, auf dessen Boden ein paar schwarze Klumpen Spreu lagen. Wie sehr sie es brauchte. Ihr Mund war trocken, die Handflächen klebrig vor krankem Verlangen. Sie schloss die Schublade mit einem Ruck und humpelte zur Bank zurück. Immer noch war ihr ganzer Körper durchdrungen von kaltem Schmerz, aber sie wurde jeden Tag stärker. Bald würde sie bereit sein. Aber noch nicht.
    Geduld ist der Vater des Erfolges, hatte Stolicus geschrieben.
    Durch das Zimmer, hin und zurück, mit zusammengebissenen Zähnen stöhnend. Durch das Zimmer, hin und zurück, zusammengekrümmt und mit verzerrtem Gesicht. Durch das Zimmer, hin und zurück, wimmernd, taumelnd, spuckend. Sie lehnte sich gegen die Bank, gerade so lange, um wieder zu Atem zu kommen.
    Durch das Zimmer, hin und zurück.
     
    Der Spiegel hatte einen Sprung, aber sie wünschte sich, er wäre noch stärker beschädigt gewesen.
    Dein Haar ist wie ein mitternachtschwarzer Vorhang!
    An der linken Seite ihres Kopfes, wo ihr Haar ganz abrasiert gewesen war, wuchsen schwarze, schuppige Stoppeln. Der Rest hing strähnig, struppig und fettig wie alter Seetang herunter.
    Deine Augen schimmern wie durchdringende, unbezahlbare Saphire!
    Gelb, blutunterlaufen, die Wimpern verklebt, gerötet und umgeben von vor Schmerz schwarzvioletten Höhlen.
    Lippen wie Rosenblüten?
    Gesprungen, vertrocknet, grau und eitrig, mit gelben Ausblühungen in den Mundwinkeln. Auf ihrer eingefallenen Wange waren drei lange schorfige Stellen, wundbraun auf wächsernem Weiß.
    Du siehst heute Morgen besonders bezaubernd aus, Monza …
    Auf jeder Seite ihres Halses zeigten sich, zu bleichen Schnüren verblasst, die roten Narben, die Gobbas Draht zurückgelassen hatte. Sie sah aus wie eine Frau, die soeben an der Pest gestorben war. Kaum besser als die Schädel, die sich auf dem Kaminsims stapelten.
    Hinter dem Spiegel lächelte ihr Retter. »Was habe ich dir gesagt? Du siehst gut aus.«
    Wie eine wahre Kriegsgöttin!
    »Ich sehe aus wie eine verdammte Jahrmarktsattraktion!«, fauchte sie, und die zerstörte Frau im Spiegel blickte ihr höhnisch entgegen.
    »Besser als damals, als ich dich fand. Du solltest versuchen, das Gute an deiner Lage zu erkennen.« Er warf den Spiegel wieder hin, stand auf und zog seinen Mantel an. »Ich muss dich eine Weile verlassen, aber ich komme wieder,

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