Racheklingen
sich schnell, und er starrte mit ausgestreckten Armen zur Decke. »So fühlt sich also ein Sieg an. Hätte ich das gewusst, dann hätte ich schon früher mehr riskiert.«
»Nein, hättest du nicht. Du bist der große Zauderer, schon vergessen?«
Er sah zu seinem feuchten Schwanz hinab und schubste ihn leicht zur einen, dann zur anderen Seite. »Tja, bei einigen Dingen ist es tatsächlich ganz gut, wenn man sich viel Zeit lässt …«
Espe zwang sich, die Finger zu öffnen, abgeschürft, schorfig, zerkratzt und verspannt, weil sie den ganzen Tag den Griff der Axt umklammert hatten. Sie hatten weiße Abdrücke an ihrem Handgelenk hinterlassen, die nun langsam rosa anliefen. Er schaukelte in der Hocke leicht hin und her, ließ den Körper schlaff werden und die schmerzenden Muskeln locker, dann atmete er tief durch. Seine Lust war vergangen, und damit war auch seine Wut verraucht. Für den Augenblick.
Ihre Halskette mit den roten Edelsteinen rasselte leise, als sie sich zu ihm hinüberrollte. Dann drehte sie sich auf den Rücken, die Möpse flach auf den Rippen, die Erhebungen ihrer Hüftknochen traten deutlich sichtbar hervor, ebenso wie die Schlüsselbeine zwischen ihren Schultern. Sie verzog das Gesicht, bewegte die Hand hin und her und massierte ihr Handgelenk.
»Ich wollte dir nicht wehtun«, knurrte er. Er log wenig überzeugend, aber es war ihm egal.
»Oh, ich bin nicht so zartbesaitet. Und du kannst Carlot zu mir sagen.« Sie streckte die Hand aus und fuhr ihm leicht mit der Fingerspitze über die Lippen. »Ich denke, dafür kennen wir einander nun gut genug …«
Monza kletterte aus dem Bett und ging mit schwachen, schmerzenden Beinen zu dem kleinen Tischchen hinüber, die Füße patschten auf den kalten Marmorboden. Die Spreupfeife lag darauf, neben der Lampe. Die Messerklinge schimmerte, ebenso wie das polierte Mundstück der Pfeife. Sie nahm am Tisch Platz. Gestern wäre sie nicht in der Lage gewesen, ihre zitternden Hände zu bezähmen. Heute war der Drang trotz der Vielzahl frischer Prellungen, Schnitte und Schürfwunden, die von der Schlacht herrührten, nicht einmal halb so stark. Sie hob die linke Hand und betrachtete mit düsterem Blick die Knöchel, die allmählich verschorften. Sie war ganz ruhig.
»Ich hatte nie wirklich geglaubt, dass ich es könnte«, murmelte sie.
»Hm?«
»Orso schlagen. Ich dachte, ich würde vielleicht drei von ihnen erwischen. Vielleicht vier, bevor sie mich umbrächten. Hätte nie gedacht, dass ich so lange leben würde. Hätte nie gedacht, ich könnte es wirklich schaffen.«
»Und jetzt würde man doch wohl behaupten, dass du alle Trümpfe in der Hand hast. Wie schnell die Hoffnung wieder zum Leben erwachen kann.« Rogont streckte sich vor dem Spiegel, einem sehr hohen, der mit Blumen aus gefärbtem Visserine-Glas verziert war. Sie konnte kaum glauben, als sie ihm bei seinen Posen zusah, dass sie einmal ganz genauso eitel gewesen war. Wie viele Stunden sie vor dem Spiegel zugebracht und sich hin und her gedreht hatte. Das Vermögen, das sie und Benna für Kleidung ausgegeben hatten. Ein Sturz von einem Berghang, ein vernarbter Körper, eine zertrümmerte Hand und das halbe Jahr, das sie wie ein gejagter Hund durchs Land gehetzt war, hatten sie zumindest davon gründlich kuriert. Vielleicht hätte sie Rogont dieselben Maßnahmen empfehlen sollen.
Der Herzog hob sein Kinn in königlicher Haltung, die Brust stolzgeschwellt. Dann runzelte er die Stirn, sank wieder zusammen und drückte an einem langen Kratzer unterhalb des Schlüsselbeins herum. »Verdammt.«
»Hast du dich mit deiner Nagelfeile gekratzt oder was?«
»Ein heftiger Degenstreich wie dieser hätte einen geringeren Mann durchaus umbringen können, das ist dir doch wohl klar!
Aber ich ertrug ihn ohne Klage und kämpfte wie ein Tiger weiter, obwohl das Blut meine Rüstung hinabströmte – strömte, sage ich dir! Jetzt fürchte ich beinahe, es könnte eine Narbe davon zurückbleiben.«
»Du wirst sie zweifelsohne mit großem Stolz tragen. Vielleicht solltest du dir an dieser Stelle ein Loch in deine Hemden schneidern lassen, damit die Öffentlichkeit sie auch sieht.«
»Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich vermuten, dass du spottest. Du weißt doch wohl, wenn sich die Dinge so entwickeln, wie ich geplant habe – und bisher haben sie das getan, wenn ich darauf hinweisen darf –, dann richtest du deinen Sarkasmus gegen den König von Styrien. Ich habe übrigens schon meine Krone in
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