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Racheklingen

Racheklingen

Titel: Racheklingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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Häuptling.« Er grinste, die dicke Narbe auf seinem Gesicht zuckte und pochte, und die gesunde Wange war mit roten Tropfen bespritzt. »Ich könnte beinahe schwören, dass du nicht halb so hart und böse bist, wie du immer tust.«

VERSCHOBENE GEWICHTE
    Indem er sich die größte Mühe gab, keine unwillkommene Aufmerksamkeit zu erregen, glitt Morveer in Herzog Orsos großen Audienzsaal und blieb unauffällig hinten an der Wand stehen. Für einen derart großen und beeindruckenden Raum befanden sich erstaunlich wenig Menschen darin. Vielleicht ein Spiegelbild der schwierigen Umstände, in denen sich der große Mann befand. Die Tatsache, dass gerade die wichtigste Schlacht in der styrischen Geschichte für ihn in einer katastrophalen Niederlage geendet hatte, schreckte Besucher möglicherweise ab. Morveer hatte sich allerdings stets von Dienstherren angezogen gefühlt, die sich in besonders kniffliger Lage befanden. Sie pflegten auffallend gut zu zahlen.
    Der Großherzog von Talins war zweifelsohne immer noch eine majestätische Erscheinung. Er saß auf einem vergoldeten Sessel auf einem hohen Podest, ganz in Zobel und goldbesetzten Samt gekleidet, und blickte mit königlichem Zorn über die schimmernden Helme eines Dutzends ebenso zorniger Wachmänner hinweg. Er war von zwei Männern flankiert, die unterschiedlicher nicht hätten sein können. Links stand ein untersetzter, rotgesichtiger Alter, der in der Hüfte respektvoll eingeknickt war, eine Haltung, die jedoch ein wenig schmerzhaft aussah. Der Kragen seiner Jacke war mit Goldknöpfen geschlossen und so eng, dass es sicher schon fast unangenehm war, vielleicht sogar mehr als das. Er hatte den schlecht beratenen Versuch unternommen, die unübersehbar drohende Kahlköpfigkeit damit zu überdecken, dass er einige traurige Strähnen seines widerspenstigen grauen Haars extra für diesen Zweck zu enormer Länge gezüchtet und dann quer über den Kopf gestrichen hatte. Orsos Kämmerer. Rechts lehnte ein schlanker, junger Mann in unerwartet lässiger Haltung in staubiger Reisekleidung auf etwas, das ein langer Stock zu sein schien. Sein lockiges Haar war so dicht und hatte so viel Spannkraft, wie Morveer es noch nie bei einem Menschen gesehen hatte. In welcher Beziehung er zu dem Herzog stand, war im Augenblick noch ein leicht beunruhigendes Geheimnis.
    Der einzige andere Mensch, mit dem sie sich den Saal teilten, hatte Morveer seine edel gekleidete Rückseite zugewandt, kniete mit einem Bein auf dem lang ausgerollten roten Teppich und hielt seinen Hut in der Hand. Selbst von ganz hinten im Saal war der schimmernde Schweißfilm zu erkennen, der sich über die kahle Stelle auf seinem Kopf zog.
    »Welche Hilfe bietet mir mein Schwiegersohn?«, verlangte Orso mit Stentorstimme zu wissen. »Der Hochkönig der Union?«
    Die Stimme des Botschafters, denn um genau den handelte es sich, hatte den winselnden Ton eines oft geschlagenen Hundes, der weitere Züchtigungen fürchtet. »Ihr Schwiegersohn schickt Ihnen sein tiefstes Bedauern …«
    »Tatsächlich? Aber keine Soldaten! Was soll ich denn wohl damit anfangen? Mit seinem Bedauern auf meine Feinde schießen?«
    »Seine Heere sind in unserem unglücklichen Krieg im Norden gebunden, und eine Revolte in der Stadt Rostod hat weitere Probleme aufgeworfen. Die Edelleute üben sich währenddessen in Zurückhaltung. Die Bauern werden wieder unruhig. Die Kaufleute …«
    »Die Kaufleute liegen in ihren Zahlungen zurück. Ich verstehe. Wenn Ausreden Soldaten wären, dann hätte er mir tatsächlich eine mächtige Truppe geschickt.«
    »Er ist mit Problemen geschlagen …«
    »Er ist geschlagen? Wurden seine Söhne ermordet? Wurden seine Soldaten abgeschlachtet? Liegen seine Hoffnungen in Trümmern?«
    Der Botschafter rang die Hände. »Euer Exzellenz, er steht zu sehr unter Druck! Sein Bedauern kennt kein Ende, aber …«
    »Aber seine Hilfe kennt keinen Anfang! Hochkönig der Union! Schöne Reden und ein freundliches Lächeln, wenn die Sonne scheint, aber wenn sich der Himmel bezieht, dann sollte man keinen Schutz aus Adua erwarten, wie? Als er in der Klemme saß, kam meine Unterstützung zur rechten Zeit, oder nicht? Als die gurkhisischen Horden vor seinen Toren standen! Aber jetzt, da ich seine Hilfe brauche … vergib mir, Vater, ich stehe zu sehr unter Druck. Aus meinen Augen, Dreckskerl, bevor Sie das Bedauern Ihres Herrn noch die Zunge kostet! Aus meinen Augen, und sagen Sie dem Krüppel, mir sei bewusst, dass er die Hand im

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