Racheklingen
Geschichte ein Mann so viel damit gewonnen hat, dass er absolut gar nichts tat. Aber ich bin kaum der Einzige, der die Ernte des gestrigen Tages einbringt. Großherzog Rogont ist vermutlich auch sehr zufrieden mit den Entwicklungen. Und du bist einen großen Schritt näher an deiner großen Rache, oder nicht?« Er beugte sich zu ihr hinüber. »Und wo wir gerade davon sprechen, ich habe ein Geschenk für dich.«
Sie sah ihn misstrauisch wie immer an. »Was für ein Geschenk?«
»Ich möchte doch die Überraschung nicht verderben. Feldwebel Freundlich, würdest du unsere frühere Dienstherrin und ihren nordischen Gefährten ins Haus bringen und ihr zeigen, was wir gestern gefunden haben? Natürlich kann sie damit tun und lassen, was sie möchte.« Er wandte sich mit einem selbstzufriedenen Lächeln ab. »Wir sind jetzt doch alle Freunde.«
»Hier drin.« Freundlich stieß die knarrende Tür auf. Monza warf Espe einen Blick zu, den er achselzuckend erwiderte. Sie duckte sich unter dem Türrahmen hindurch und betrat einen düsteren Raum, kühl nach der Sonne draußen, mit einer gemauerten Gewölbedecke und Lichtflecken auf dem Steinboden. Nachdem sich ihre Augen an das Dämmerlicht gewöhnt hatten, sah sie in der äußersten Ecke eine kauernde Gestalt. Sie kam ihr schlurfend entgegen, die Kette zwischen den Fußgelenken klapperte leise, und ein Zackenmuster aus Schatten und Licht fiel durch die schmierigen Fensterscheiben auf eine Hälfte des Gesichts.
Prinz Foscar, Herzog Orsos jüngerer Sohn. Monza fühlte, wie ihr ganzer Körper sich versteifte.
Offenbar war er tatsächlich erwachsen geworden, seit sie ihn das letzte Mal gesehen hatte, wie er aus dem Saal seines Vaters lief und kreischte, dass er nichts mit dem Mord an ihr zu tun haben wollte. Der Flaum auf der Oberlippe war verschwunden, dafür blühte ein Veilchen um ein Auge, und der entschuldigende Blick war einem ängstlichen gewichen. Er starrte erst Espe und dann Freundlich an, als sie hinter ihr den Raum betraten. Keine Gestalten, die in einem Gefangenen große Hoffnungen weckten, insgesamt gesehen. Dann stellte er sich Monzas Blick, endlich, zögernd, mit dem gequälten Gesichtsausdruck eines Mannes, der weiß, was ihm bevorsteht.
»Dann stimmt es also«, flüsterte er. »Sie leben.«
»Im Gegensatz zu deinem Bruder. Ich stach ihm einen Dolch in die Kehle und warf ihn dann aus einem Fenster.« Der vorspringende Knubbel an Foscars Hals glitt auf und ab, als er schluckte. »Ich ließ Mauthis vergiften. Ganmark wurde von einer Tonne Bronze durchbohrt. Der Getreue endete erstochen, aufgeschlitzt und ertränkt an einem Mühlrad. Wahrscheinlich dreht er sich immer noch darauf. Gobba hatte Glück. Dem zerschmetterte ich nur die Hände und die Knie und dann den Schädel mit einem Hammer.« Die Aufzählung verursachte ihr eher grimmige Übelkeit denn Befriedigung, aber sie zwang sich dennoch dazu. »Von den sieben Männern, die im Zimmer waren, als Benna ermordet wurde, ist nur noch dein Vater übrig.« Sie zog den Calvez aus der Scheide, und das sanfte Kratzen der Klinge klang so hässlich wie Kindergeschrei. »Dein Vater … und du.«
Der Raum war eng, stickig. Freundlichs Gesicht war so ausdruckslos wie das einer Leiche. Espe lehnte sich neben ihr an die Wand, die Arme verschränkt, grinsend.
»Ich verstehe.« Foscar kam näher. Mit kleinen, unwilligen Schritten, aber dennoch näher. Er blieb kaum eine Armeslänge von ihr entfernt stehen und fiel auf die Knie. Etwas ungelenk, da seine Hände hinter seinem Rücken gefesselt waren. Die ganze Zeit über hielt er die Augen auf ihre gerichtet. »Es tut mir leid.«
»Dir tut es verdammt noch mal leid?«, presste sie durch die zusammengebissenen Zähne hervor.
»Ich wusste nicht, was geschehen würde! Ich habe Benna geliebt!« Seine Lippe zitterte, und eine Träne rann über seine Wange. Angst oder Schuld oder beides. »Ihr Bruder war für mich wie … wie ein Bruder. Ich hätte nie gewollt, dass … einem von Ihnen das angetan wird. Es tut mir leid … die Rolle, die ich dabei gespielt habe …« Er hatte keine Rolle dabei gespielt, das wusste sie. »Ich will nur … ich will leben!«
»Das wollte Benna auch.«
»Bitte.« Noch mehr Tränen flossen und hinterließen schimmernde Spuren auf seinen Wangen. »Ich will nur leben.«
Ihr drehte sich der Magen um, Säure brannte in ihrer Kehle und stieg bis in ihren Mund, der voller Speichel war.
Tu es.
Sie hatte diesen ganzen Weg zurückgelegt, so viel
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