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Racheklingen

Racheklingen

Titel: Racheklingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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Spiel hat! Sagen Sie ihm, dass ich ihm den Preis dafür aus seinem verdrehten Fell prügeln werde!« Das Wutgebrüll des Herzogs übertönte die hastigen Schritte des Botschafters, der sich so schnell rückwärtsbewegte, wie er sich eben traute, sich dabei immer wieder verbeugte und noch mehr schwitzte. »Sagen Sie ihm, ich werde mich rächen!«
    Der Botschafter hastete niederkniend an Morveer vorbei, und die Flügeltür wurde mit lautem Hall hinter ihm geschlossen.
    »Wer ist das, der sich dort hinten im Saal herumdrückt?« Dass Orsos Stimme plötzlich wieder völlig gelassen klang, war nicht beruhigend. Ganz im Gegenteil.
    Morveer schluckte, als er über den blutroten Teppich schritt. In Orsos Augen lag ein höchst einschüchternder, befehlsgewohnter Blick. Er erinnerte Morveer höchst unangenehm an eine Unterredung mit dem Leiter des Waisenhauses, als man ihn wegen der toten Vögel zur Verantwortung gezogen hatte. Seine Ohren brannten vor Scham und Entsetzen, wenn er an dieses Gespräch zurückdachte, noch mehr als seine Beine, wenn er sich an die anschließende Züchtigung erinnerte. Er knickte in der tiefsten und speichelleckerischsten Verbeugung ein, deren Wirkung er leider ein wenig damit ruinierte, dass er sich in seiner Nervosität die Knöchel auf dem Fußboden aufschürfte.
    »Es handelt sich um einen gewissen Castor Morveer, Euer Exzellenz«, tönte der Kämmerer, der an seiner Knollennase auf den Genannten hinabsah.
    Orso beugte sich vor. »Und was für ein Mann ist dieser Castor Morveer?«
    »Ein Giftmischer.«
    »Ein
Meister
… Giftmischer«, berichtigte Morveer. Er konnte sich überaus unterwürfig geben, wenn es nötig war, aber auf seinem vollen Titel wollte er trotzdem bestehen. Hatte er ihn sich nicht verdient, mit Schweiß, Gefahr, tiefen körperlichen und seelischen Wunden, langen Studien, kurzem Erbarmen und vielen, vielen schmerzhaften Rückschlägen?
    »Meister also, wie?«, fragte Orso verächtlich. »Und welche großen Berühmtheiten haben Sie vergiftet, um sich diesen Titel zu verdienen?«
    Morveer gestattete sich den Hauch eines Lächelns. »Die Großherzogin Sefeline von Ospria, Euer Exzellenz. Graf Binardi von Etrea sowie seine beiden Söhne, obwohl ihr Boot anschließend sank und sie nie gefunden wurden. Ghassan Maz, den Satrap von Kadir, und im Anschluss daran, als weitere Probleme auftauchten, auch seinen Nachfolger, Souvon-yin-Saul. Der alte Lord Ischer von Midderland war einer meiner Toten. Prinz Amrit, der den Thron von Muris geerbt hätte …«
    »Soweit ich weiß, starb er eines natürlichen Todes.«
    »Was wäre natürlicher für einen mächtigen Mann, als an einer Dosis Leopardenblume zu sterben, die mittels eines herabhängenden Fadens in sein Ohr eingebracht wurde? Dann noch Admiral Brant, der einst die murisische Flotte befehligte, und seine Frau. Auch seinen Schiffsjungen, der bedauerlicherweise Zeuge des betreffenden Vorfalls wurde. Ein junges Leben, das leider nur kurz währte. Ich möchte die wertvolle Zeit Eurer Exzellenz nicht über Gebühr in Anspruch nehmen – die Liste ist wahrlich lang, höchst erlesen und … ausgesprochen
tot.
Ihre Erlaubnis voraussetzend, möchte ich nur noch den jüngsten Namen hinzusetzen.«
    Orso deutete mit einer winzigen Kopfbewegung seine Zustimmung an, und wie Morveer zufrieden feststellte, war der verächtliche Ausdruck aus seinen Zügen gewichen. »Ein gewisser Mauthis, Vorstand der Westport-Filiale des Bankhauses Valint und Balk.«
    Das Gesicht des Herzogs war ausdruckslos wie eine Grabplatte. »Wer erteilte Ihnen den Auftrag für diesen letzten Toten?«
    »Es zählt zu meinen beruflichen Prinzipen, die Namen meiner Dienstherren niemals zu nennen … aber ich denke, unter diesen
außergewöhnlichen
Umständen wäre es gerechtfertigt. Ich wurde von keiner anderen angeheuert als von Monzcarro Murcatto, der Schlächterin von Caprile.« Jetzt war er in Schwung gekommen und konnte sich einen abschließenden Schnörkel nicht verkneifen. »Ich glaube, Sie kennen sich.«
    »Gewisser … maßen«, flüsterte Orso. Die Dutzend Wachleute des Herzogs rührten sich bedrohlich, als ob die Stimmung ihres Herrn direkt auf sie übergriffe. Morveer wurde sich bewusst, dass er sich vielleicht einen Schritt zu weit vorgewagt hatte, fühlte, dass die Beherrschung über seine Blase nachließ, und musste die Knie leicht zusammenkneifen. »Sie sind in die Räumlichkeiten von Valint und Balk in Westport eingedrungen?«
    »In der Tat«, krächzte

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