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Racheklingen

Racheklingen

Titel: Racheklingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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Nutzen, aber sie sind verdammt unberechenbar. Sie machen die Herde nervös. Sie sind eine Gefahr für die Umstehenden.«
    »Ganz zu schweigen davon, dass sie eine ernst zu nehmende Konkurrenz für den Befehlshaber darstellen könnten.«
    »Von daher ist es am sichersten, sie abzuschöpfen«, erklärte Cosca, der diesen Vorgang mit einer nachlässigen Bewegung seiner Finger illustrierte. »Die etwas Feigeren taugen wesentlich besser als Soldaten.«
    Espe schüttelte vor Abscheu den Kopf. »Ihr habt wirklich eine verdammt beschissene Art der Kriegsführung.«
    »Man kann Kriege nicht auf nette Weise führen, mein Freund.«
    »Du sprachst von einer Ablenkung«, unterbrach Monza sie.
    »In der Tat.«
    »Wovon?«
    Ein lautes Zischen ertönte, und Monza sah im Augenwinkel eine Flamme. Einen kurzen Augenblick später spürte sie, wie die Hitze an ihrer Wange vorbeischoss. Sie fuhr herum, den Calvez schon fast aus der Scheide. Ischri lag ausgestreckt auf den Kisten hinter ihnen, räkelte sich wie eine alte Katze in der Sonne. Sie hatte den Kopf zurückgelegt und ließ ein langes, dünnes, bandagiertes Bein von den Kisten baumeln.
    »Können Sie nicht einfach ganz normal Hallo sagen?«, zischte Monza.
    »Was wäre denn daran unterhaltsam?«
    »Müssen Sie jede Frage mit einer Gegenfrage beantworten?«
    Ischri legte eine Hand auf ihre umwickelte Brust, die schwarzen Augen weit geöffnet. »Wer? Ich?« Sie drehte etwas zwischen ihrem langen Zeigefinger und Daumen, ein kleines schwarzes Körnchen, und schleuderte es dann mit unglaublicher Zielgenauigkeit in die Laterne, die neben Espe stand. Ein Blitz und ein Zischen waren die Folge, das Glas zerplatzte, und Funken sprühten umher. Der Nordmann sprang hastig beiseite, fluchte und bürstete glimmende Funken von seiner Schulter.
    »Ein paar von den Männern nennen es inzwischen Gurkhisenzucker.« Cosca leckte sich die Lippen. »Klingt auch für meine Ohren süßer als gurkhisisches Feuer.«
    »Zwei Dutzend Fässer«, raunte Ischri, »die wir dem Propheten Khalul verdanken.«
    Monza runzelte die Stirn. »Dafür, dass ich ihn nie getroffen habe, hat er uns aber sehr gern.«
    »Noch besser.« Die dunkelhäutige Frau glitt schlangengleich von den Kisten; ihr Körper bewegte sich in Wellen voran, als habe er keine Knochen, und sie zog die Arme nach. »Er hasst Ihre Feinde.«
    »Es gibt keine bessere Grundlage für ein Bündnis als eine gemeinsame Abneigung.« Cosca sah ihren Verrenkungen mit einem Gesichtsausdruck zu, der auf halbem Weg zwischen Misstrauen und Faszination lag. »Es ist eine kühne neue Zeit, mein Freund. Früher einmal musste man monatelang graben, Tunnel anlegen, Hunderte von Schritten lang, brauchte tonnenweise Holz zum Abstützen, musste dann den Tunnel mit Stroh und Öl vollstopfen, es anzünden und wie die Hölle davonrennen. Die Hälfte der Zeit genügte das nicht einmal, um die Mauern einstürzen zu lassen. So aber muss man nur noch einen Schacht bis unter die Fundamente ausheben, den Zucker hineinfüllen, einen Funken schlagen und …«
    »Bumm«, säuselte Ischri, die sich auf die Zehen stellte und bis zu den Fingerspitzen reckte.
    »Ka-wumm«, setzte Cosca hinzu. »So werden offenbar heutzutage Belagerungen durchgeführt, und wer wäre ich denn, dass ich einer solchen Entwicklung entgegentreten wollte …« Er bürstete sich ein wenig Staub von seiner Samtjacke. »Sesaria ist überragend, wenn es um den Bau von Minen geht. Er hat den Glockenturm von Gancetta einstürzen lassen, müsst ihr wissen. Ein bisschen vor dem vereinbarten Zeitpunkt, das muss man zugeben, und ein paar Männer sind dabei umgekommen. Hab ich euch je erzählt, wie …«
    »Und wenn du die Mauern zum Einsturz bringst?«, unterbrach ihn Monza.
    »Nun, dann werden unsere Männer durch die Bresche stürmen, die überraschten Verteidiger überwältigen, und der Äußere Hof gehört uns. In den Gartenanlagen dort finden wir genug ebenes Gelände, das wir nutzen können, und dort haben wir genug Platz, um unsere zahlenmäßige Überlegenheit einzusetzen. Die innere Mauer sollte sich routinemäßig mit Leitern, Blut und Gier überwinden lassen. Dann stürmen wir den Palast, na ja, und verfahren möglichst auf ganz althergebrachte Art. Ich bekomme meine Beute, und du bekommst …«
    »Meine Rache.« Monza betrachtete mit zusammengekniffenen Augen die gezackten Umrisse der Festung. Irgendwo dort drin war Orso. Nur ein paar Hundert Schritt entfernt. Vielleicht war es die Nacht, das Feuer, die

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