Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Racheklingen

Racheklingen

Titel: Racheklingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
Vom Netzwerk:
berauschende Mischung aus Dunkelheit und Gefahr – in ihr keimte ein wenig von der Aufregung auf, die sie früher empfunden hatte. Diese wilde Wut, die sie gefühlt hatte, als sie aus dem verfallenen Haus des Knochendiebs geflüchtet und in den Regen gelaufen war. »Wie lange wird es dauern, bis die Mine fertig ist?«
    Freundlich sah von seinen Würfeln auf. »Einundzwanzig Tage und sechs Stunden. Wenn sie in dieser Geschwindigkeit weitermachen.«
    »Wie schade.« Ischri schob die Unterlippe vor. »Ich liebe Feuerwerke doch so. Aber ich muss zurück in den Süden.«
    »Hast du unsere Gesellschaft schon satt?«, fragte Monza.
    »Mein Bruder wurde getötet.« Ihre schwarzen Augen zeigten keinerlei Gefühl. »Von einer Frau, die nach Rache dürstet.«
    Monza runzelte die Stirn, unsicher, ob das spöttisch gemeint war oder nicht. »Diese verdammten Weiber finden immer einen Weg, um Schaden anzurichten, nicht wahr?«
    »Und immer trifft es die falschen Leute. Mein Bruder ist der Glückliche, er ist bei Gott. Oder zumindest sagt man mir das. Es ist immer die übrige Familie, die leidet. Wir müssen nun umso härter arbeiten.« Sie schwang sich geschmeidig die Leiter hinab und ließ den Kopf zur Seite fallen. Befremdlich weit, bis ihr Kopf auf der obersten Stufe ruhte. »Versuchen Sie, sich nicht umbringen zu lassen. Ich möchte nicht, dass meine harte Arbeit hier umsonst war.«
    »Oh ja, die Vergeudung Ihrer Arbeit wird mir die meisten Sorgen bereiten, wenn man mir die Kehle durchschneidet.« Schweigen folgte. Ischri war verschwunden.
    »Sieht aus, als würden dir allmählich die tapferen Männer ausgehen«, ertönte Espes krächzende Stimme.
    Cosca seufzte. »Wir hatten von Anfang an nicht allzu viele.« Die Überlebenden des Angriffs stolperten im flackernden Licht der Feuer weiter oben den felsigen Hang hinunter. Monza konnte gerade noch erkennen, wie die letzte Leiter umkippte, und vielleicht noch ein oder zwei kleine Punkte, die mit rudernden Armen und Beinen hinabstürzten. »Aber keine Sorge. Sesaria buddelt immer noch. Es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis Styrien vereint sein wird.« Er zog einen kleinen Flachmann aus Metall aus einer Innentasche und schraubte den Verschluss auf. »Oder bis Orso Vernunft annimmt und mir genug anbietet, um wieder einmal die Seiten zu wechseln.«
    Sie lachte nicht. Vielleicht sollte sie das auch gar nicht. »Vielleicht solltest du mal versuchen, bei der einen oder anderen Seite zu bleiben.«
    »Wieso sollte das überhaupt jemand tun?« Cosca hob sein Fläschchen, nahm einen Schluck und schmatzte zufrieden. »Es ist Krieg. Da gibt es keine richtige Seite.«

VORBEREITUNG
    Ganz gleich, welcher Art ein großes Ereignis ist, der Schlüssel zum Erfolg liegt stets in der Vorbereitung. Drei Wochen lang hatte sich ganz Talins für die Krönung von Großherzog Rogont vorbereitet. Morveer hingegen hatte alles in die Wege geleitet, um ihn und seine Verbündeten zu ermorden. Beides war derartig aufwendig geplant worden, dass Morveer nun, da der Tag der Ausführung gekommen war, beinahe bedauerte, dass der Erfolg des einen leider gleichzeitig das spektakuläre Versagen des anderen bedeuten würde.
    Ehrlich gestanden war es ihm bisher nicht gelungen, auch nur den kleinsten Teil von Herzog Orsos äußerst ehrgeizigem Auftrag auszuführen, der da lautete, nicht weniger als sechs führende Staatsoberhäupter und einen Generalhauptmann zu ermorden. Sein gescheiterter Versuch, Murcatto am Tag ihrer triumphalen Rückkehr nach Talins das Leben zu nehmen, hatte lediglich den Tod mindestens eines vergifteten Bürgers und einen verhobenen Rücken bewirkt, aber das war nur die erste einer Reihe verschiedener Pannen gewesen.
    Er hatte sich Zugang zum Atelier eines der besten Schneider von Talins verschafft, indem er durch ein nicht ganz fest geschlossenes Fenster an der Rückseite des Gebäudes eingestiegen war, und er hatte einen giftigen Amerindendorn im Schnürleib eines smaragdgrünen Kleides verborgen, das für die Gräfin Cotarda von Affoia vorgesehen war. Leider verstand Morveer ausgesprochen wenig von der Schneiderei. Wäre Day dabei gewesen, dann hätte sie zweifelsohne darauf hingewiesen, dass das Gewand für das höchst zartgliedrige Opfer um mindestens das Zweifache zu weit war. Die Gräfin erschien am gleichen Abend bei einer Soiree, und ihr smaragdgrünes Kleid löste eine kleine Sensation aus. Morveer entdeckte später zu seinem großen Ärger, dass die ausgesprochen ausladend gebaute

Weitere Kostenlose Bücher