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Racheklingen

Racheklingen

Titel: Racheklingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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Welch herrliche Ironie!«
    »Hat jedenfalls nichts genützt. Er hat jeden Tischler, Schneider und Goldschmied in der ganzen Stadt zum Senatsgebäude bestellt und lässt das Haus für die Krönungszeremonie vorbereiten.«
    »Ist er sicher, dass ihm das verdammte Ding nicht auf den Kopf fällt?«
    »Darauf können wir immerhin noch hoffen«, brummte Espe.
    »Es soll wohl den stolzen Schatten von Styriens kaiserlicher Vergangenheit beschwören«, sagte Monza.
    Cosca schnaubte. »Oder aber das peinliche Scheitern des letzten Versuchs, Styrien zu einen.«
    »Auch das habe ich erwähnt. Mehrfach.«
    »Hat er überhört?«
    »Ich hab mich dran gewöhnt.«
    »Tja, die Überheblichkeit! Da ich selbst schon seit langem daran leide, erkenne ich die Symptome sofort.«
    »Dann wird dir das hier so richtig gefallen.« Monza konnte das verächtliche Grinsen nicht unterdrücken. »Er lässt tausend weiße Singvögel aus Thond herbeischaffen.«
    »Bloß tausend?«
    »Offenbar ein Symbol des Friedens. Sie sollen über der Menge aufsteigen, wenn er sich erhebt, um sich als König Styriens an sein Volk zu wenden. Und Bewunderer aus dem ganzen Weltenrund – Grafen, Herzöge, Prinzen und vielleicht sogar der Gott der verdammten Gurkhisen, was weiß ich – werden seiner unglaublich hohen Meinung von sich selbst beipflichten und sich darum reißen, seinen fetten Arsch zu küssen.«
    Cosca hob die Brauen. »Spüre ich da eine leichte Abkühlung in den Beziehungen zwischen Talins und Ospria?«
    »Kronen haben irgendwas an sich, das Menschen dazu bringt, sich wie Idioten zu benehmen.«
    »Man könnte vermuten, auch das hättest du erwähnt?«
    »Bis ich Fransen am Mund hatte, aber überraschenderweise wollte er nichts davon hören.«
    »Klingt nach einer tollen Veranstaltung. Schade, dass ich nicht dabei sein werde.«
    Monza runzelte die Stirn. »Nicht?«
    »Ich? Nein, nein, nein. Ich würde nur die Stimmung verderben. Es gibt wohl Bedenken hinsichtlich einer etwas zwielichtigen Absprache bezüglich des Herzogtums von Visserine. Kaum zu glauben, nicht wahr?«
    »Unmöglich.«
    »Wer könnte schon sagen, wer diese unwahrscheinlichen Gerüchte in die Welt gesetzt hat? Davon abgesehen muss ja auch jemand Herzog Orso Gesellschaft leisten.«
    Sie fuhr sich mit der Zunge bitter durch den Mund und spuckte noch einmal aus. »Ich habe gehört, dass ihr euch schon unterhalten habt.«
    »Nur ein kleiner Schwatz. Wetter, Wein, Weiber, sein bevorstehender Niedergang, so was halt. Er sagte, er wolle meinen Kopf. Ich antwortete, dass ich sein Interesse zwar verstünde, ihn aber selbst auch ganz nützlich fände. Ich blieb hart, aber doch locker, während er ehrlich gesagt ein wenig verdrossen klang.« Cosca wedelte mit einem langen, ausgestreckten Finger. »Möglicherweise macht ihm die Belagerung ein klein wenig zu schaffen.«
    »Also ist kein Seitenwechsel im Busch?«
    »Vielleicht wäre das als nächstes Thema auf den Tisch gekommen, aber wir wurden leider von einer Flachbogensalve und einem fehlgeschlagenen Versuch, die Mauern zu stürmen, unterbrochen. Vielleicht kommt das noch einmal zur Sprache, wenn wir wieder einmal Tee miteinander trinken.«
    Der Graben verbreiterte sich zu einer Höhlung, die zu einem großen Teil mit Holzplanken abgedeckt war, fast zu niedrig, um aufrecht darunter zu stehen. An der Mauer zur Rechten lehnten einige Leitern und warteten auf Männer, die heraufklettern und sich am Angriff beteiligen sollten. Gut dreimal zwanzig bewaffnete und gerüstete Söldner knieten bereits davor und warteten auf das Zeichen zum Angriff. Cosca ging geduckt zwischen ihren Reihen umher und klopfte ihnen auf die Schultern.
    »Ruhm, Jungs, Ruhm und eine ordentliche Stange Geld!«
    Ihre missmutigen Gesichter hellten sich auf, und sie zeigten ihre lärmende Zustimmung, indem sie laut mit den Waffen gegen die Schilde, die Helme, die Brustpanzer schlugen.
    »General!«
    »Der Generalhauptmann!«
    »Cosca!«
    »Jungs, Jungs!« Er lachte leise, tätschelte ihnen die Arme, schüttelte ihre Hände, deutete schlampige Ehrenbezeugungen an. All das war von ihrer eigenen Art zu befehlen meilenweit entfernt. Sie musste kühl, hart, unnahbar bleiben, sonst hätte man ihr keinen Respekt entgegengebracht. Eine Frau konnte sich den Luxus nicht leisten, mit den Männern freundlich umzugehen. Deswegen hatte sie Benna das Lachen überlassen. Und deswegen war es mit dem Lachen bei ihr im letzten Jahr wohl auch so schlecht bestellt gewesen, seit Orso ihren Bruder hatte

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